In München sind nun gebrauchte Züge aus Hannover im Einsatz. Warum die Bahn für Millionen Toiletten ausbauen lässt – und das nicht der einzige Haken ist.
16 S-Bahnen aus Hannover sind seit dieser Woche in München unterwegs. Die gebrauchten Züge sollen die Münchner S-Bahn-Flotte verstärken, weitere sollen laut einer Pressemitteilung der Deutschen Bahn noch dazu kommen. Was auf den ersten Blick nach einer guten Nachricht klingt, hat aber offenbar gleich mehrere Haken – einer hat mit Toiletten zu tun.
Bekannt ist, dass die S-Bahnen wegen eines Betreiberwechsels in Hannover nicht mehr gebraucht wurden. Um sie in München einsetzen zu können, modernisierte die Bahn diese. So wurden laut Mitteilung unter anderem Sitzpolster ausgetauscht, Deckenmonitore installiert und WLAN-Technik eingebaut.
Wie der „Spiegel“ nun in Berufung auf einen Sprecher der Bahn berichtet, seien im Zuge dessen auch die vorhandenen Toiletten aus den S-Bahnen ausgebaut worden. In München seien diese nämlich anders als in Hannover nicht vorgeschrieben und könnten laut dem Bericht deshalb auch nicht gewartet werden. Kosten laut dem Magazin: 30 Millionen Euro. Bislang konnte t-online die zuständige Pressestelle der Bahn hierzu noch nicht erreichen.
Züge dürfen nicht überall fahren
Fest steht allerdings, dass die gebrauchten Bahnen nicht auf der Münchner Stammstrecke eingesetzt werden können. Zum einen haben die S-Bahnen aus Hannover eine niedrige Einstiegshöhe als die übrigen S-Bahnen in München, zum anderen fehle laut Bahne eine spezielle Form der Leit- und Sicherungstechnik. Die sei aber für den dichten Takt auf der Münchner Stammstrecke notwendig.
Die Züge sollen deshalb lediglich als Pendelzüge auf der Linie S2 zwischen Dachau und Altomünster, als Verstärkerzüge der S4 zwischen Geltendorf/Buchenau und Hauptbahnhof sowie auf der S20 zwischen Höllriegelskreuth und Pasing/Grafrath eingesetzt werden.
S-Bahn-Flotte wächst auf 289 Fahrzeuge
Durch die neuen Züge wächst die Münchner S-Bahn-Flotte weiter an. Insgesamt zählt sie nun 289 Fahrzeuge aus drei Baureihen. S-Bahn-Chef Heiko Büttner verspricht sich durch die gebrauchten Züge einen robusteren Betrieb. „Dank der größeren Flotte können wir auch zusätzliche Fahrzeuge für mehr Zuverlässigkeit einsetzen und beispielsweise durch längere Wendezeiten Verspätungen reduzieren. Ich freue mich daher sehr über die Verstärkung für unsere S-Bahn-Flotte“, so Büttner.
Die Bahn und der Freistaat Bayern wollen die Münchner S-Bahn zu einem der modernsten S-Bahn-Systeme Europas ausbauen. Die Deutsche Bahn will laut eigenen Angaben innerhalb von 10 Jahr 500 Millionen Euro für einen stabileren Betrieb investieren.