28 Abgeordnete hat die Linke im Bundestag noch. Aber auch in der kleinen Gruppe gibt es Zwist. Neues Spitzenpersonal soll die Parlamentarier einen.
Die Linke im Bundestag sucht nach dem angekündigten Rückzug ihres langjährigen Fraktionschefs Dietmar Bartsch eine neue Führung. Bei einer Klausur in Berlin wollen die 28 Linken-Abgeordneten an diesem Montag ihre Vorsitzenden wählen – wahrscheinlich eine Doppelspitze. Vier Abgeordnete wollen kandidieren: Heidi Reichinnek, Sören Pellmann, Clara Bünger und Ates Gürpinar. Der Abgeordnete Christian Görke bewirbt sich um das Amt des ersten Parlamentarischen Geschäftsführers.
Eine Vorklärung, welches Team an die Spitze rücken könnte, gelang offenbar nicht. Der Parteivorstand war nach Angaben eines Sprechers am Wochenende mit den Kandidatinnen und Kandidaten im Gespräch. Die Gruppe sei nun gebeten, „Vorsitzende zu finden, die in der Breite der 28 Abgeordneten getragen werden“, hieß es.
Die Linke hat schwierige Monate hinter sich. Nach der Abspaltung eines Flügels um die Abgeordnete Sahra Wagenknecht löste sich die Linksfraktion im Bundestag im Dezember auf. Jetzt gibt es zwei getrennte Gruppen: die zehn Parlamentarier des Bündnis Sahra Wagenknecht – sie haben Wagenknecht bereits zur Vorsitzenden bestimmt – und die 28 Bundestagsabgeordneten der Linken.
Es steht ein Generationenwechsel an
Obwohl die Linken-Gruppe klein ist, sind sich nicht alle über die künftige Richtung einig. Reichinnek und Pellmann waren 2022 im Rennen um den Parteivorsitz gegen die heutigen Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan gescheitert. Nun bewerben sie sich mit einem Thesenpapier gemeinsam um die Führung der Gruppe. Ihre Topthemen: Umverteilung, „gute Arbeit“, Frieden.
Bewerberin Bünger sagte der Deutschen Presse-Agentur, wichtig sei eine gemeinsame Spitze, die alle Abgeordneten repräsentiere. Sie schloss nicht aus, dass sie selbst oder Gürpinar mit Reichinnek oder Pellmann ein Führungsduo bilden.
In jedem Fall steht ein Generationswechsel an: Der 65-jährige Bartsch, der seit 2015 zunächst die Fraktion führte und jetzt übergangsweise auch die neue Gruppe, kandidiert nicht wieder. Alle Kandidatinnen und Kandidaten für den Vorsitz sind deutlich jünger, allerdings nicht allzu bekannt.
Bartsch bedankt sich
Reichinnek (35) stammt aus Sachsen-Anhalt und zog über die niedersächsische Landesliste in den Bundestag ein. Bünger (37) wurde in Oldenburg geboren, vertritt aber den sächsischen Landesverband. Der in Hessen geborene Gürpinar (39) war zeitweise bayerischer Landeschef und amtiert derzeit als Bundesgeschäftsführer. Pellmann (47) stammt aus Leipzig und gewann dort 2021 ein Direktmandat.
Bartsch schrieb am Sonntag auf X: „Zusammen mit vielen Genossen und Freunden haben wir viel bewegt, Erfolge erzielt und Tiefen überstanden. Danke für alle Unterstützung, für Beistand und für Kritik! Am Montag beginnt ein neues Kapitel.“