Weil sie unzufrieden mit ihrem Leben ist, fasst eine Frau einen perfiden Plan: Sie will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach töten. Zuvor soll aber ihr Verlobter sterben.
Weil sie ihren – inzwischen – Ex-Freund mit einer vergifteten Bolognese-Soße töten wollte, muss sich eine 30 Jahre alte Frau aus Geretsried seit Montag vor dem Landgericht München II verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten „reine Mordlust“ vor. „Ein vergleichsweise seltenes Mordmerkmal, bei dem es dem Täter tatsächlich darum geht, den anderen sterben zu sehen oder den Tod zu erleben“, erklärte Pressesprecher Laurent Lafleur im Gespräch mit dem Nachrichtenformat „Sat.1 Bayern“.
Die Krankenpflegerin hatte ihrem damaligen Verlobten im April 2023 insgesamt 26 zermahlene Tabletten des Pychopharmakons Pimpaperon unter sein Lieblingsessen gemischt. Der Wirkstoff aus der Gruppe der Neuroleptika wirkt bei chronischen Psychosen schlaffördernd, beruhigend und antipsychotisch. Eine Überdosierung kann zum Kreislaufstillstand und dem Tod führen.
Frau zeigt sich nach der Tat selbst bei der Polizei an
Besonders perfide: Laut der Münchner Zeitung „tz“ hatte sie dem 31-jährigen Glasfasertechniker zuvor noch eine Nachricht geschrieben: „Hey Schatz, ich kaufe heute Essen. Ich hoffe, du magst Bolognese.“ Der Mann aß die Soße, brach anschließend im Bad zusammen, kam dann aber wieder zu sich und bat seine Freundin darum, einen Notarzt zu verständigen. Was diese dann auch tat.
Anschließend zeigte sie sich selbst bei der Polizei an. Angeblich in der Hoffnung auf eine mildere Strafe, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ). Dabei sollte der 31-Jährige offenbar nur sterben, um der Angeklagten bei zwei weiteren geplanten Taten nicht im Weg zu stehen.
Ursprünglich hatten sie und ihr Verlobter geplant, im Januar 2022 zu heiraten. Doch wegen der Corona-Pandemie wurde der Termin aufgeschoben. Auch der Kinderwunsch blieb unerfüllt. Zudem soll die Frau laut Anklage mit ihrer allgemeinen Lebenssituation gehadert haben, wofür sie die Regierung, das politische System und ältere Menschen verantwortlich machte. Denn diese wählten aus ihrer Sicht immer wieder die „etablierten“ Parteien, wodurch gesellschaftliche Veränderungen verhindert würden.
Nachbarin und Karl Lauterbach sollten sterben
Aus diesem Grund wollte sie zunächst eine ältere Dame aus der Nachbarschaft mit einem Stich in die Halsschlagader töten. Dafür hatte sie sich bereits extra ein Messer zugelegt. Ihr Opfer habe sie ausgewählt, weil dieses sie „einmal komisch angeschaut“ habe, schreibt die „SZ“. Ihr Verlobter wäre ihr für die geplante Tat im Weg gestanden. „Ich hätte ihm erklären müssen, wo ich abends hingehe“, sagte sie laut der „tz“ vor Gericht.
Nach der Seniorin wollte sie laut eigener Aussage auch noch Gesundheitsminister Karl Lauterbach vor dessen Wohnung in Köln mit einem Sportbogen erschießen. Auch diesen hatte sie bereits besorgt. Wie sie an dessen Leibwächtern vorbeikommen würde, hatte sie hingegen noch nicht ausgefeilt.
Nicht der erste Fall von vergiftetem Essen
Die 30-Jährige wurde nach ihrer Verhaftung einstweilig in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Ob sie für den versuchten Mord strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann, ist fraglich. Laut Anklage war die Frau bei der Tat wegen einer schwer ausgeprägten emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typus sowie einer Zwangsstörung erheblich in ihrer Steuerungsfähigkeit eingeschränkt. Der Prozess wird fortgesetzt.
In Bayern kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Tötungsversuchen durch vergiftetes Essen. Im August 2021 hatte eine Frau in Töging (Landkreis Altötting) ihrem Vater Schmerzmittel unter dessen Leibspeise – saure Lüngerl mit Knödel – gemischt. Der 75-Jährige starb. Die Tochter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil gegen die wegen versuchten Mordes durch Unterlassung verurteilte Enkelin wurde später aufgehoben. Sie hatte sich nach Auffassung des Bundesgerichtshofs „nur“ wegen versuchten Totschlags durch Unterlassung schuldig gemacht. Zwar hatte sie gesehen, wie ihre Mutter dem Großvater Medikamente gegeben hatte, allerdings keine Hilfe gerufen. Nun muss neu verhandelt werden.
In Erlangen servierte ein Mann Ende 2020 seiner von ihm getrennt lebenden Ex-Frau mit Schlafmittel versetzte Zimtschnecken. Laut eigener Aussage wollte er sie allerdings nur für ein paar Stunden außer Gefecht setzen, um mehr Zeit mit dem gemeinsamen Sohn zu haben. Die Frau überlebte, der 39-Jährige wurde zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt.