San Francisco In den USA werden Angestellte der Burgerkette Wendy’s schon ab Juni mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) zusammenarbeiten. Das Fast-Food-Unternehmen kündigte am Dienstag Pilotversuche an, in denen Kundinnen am Drive-Through-Schalter weiterhin aus dem Auto heraus bestellen können – aber nicht bei einem menschlichen Mitarbeiter, sondern per Spracheingabe bei einer KI.
Die Systemgastronomen setzen in den USA gut 1,7 Milliarden Dollar um und beschäftigen bisher rund 14.500 Mitarbeitende. Der Kette mit Tausenden Filialen soll eine Partnerschaft mit Google bei der Digitalisierung helfen.
Wendy’s-CEO Todd Penegor beschwor in der Mitteilung den Innovationsgeist seines Unternehmens – am Beispiel des Drive-Through-Schalters: „Wendy’s führte vor mehr als 50 Jahren das erste moderne Abholfenster in der Branche ein.“ Mit Google wolle das Unternehmen nun die technologische Innovation einleiten.
In den USA ist die Infrastruktur noch stärker auf das Auto ausgelegt als in Deutschland. Service-Fenster, bei denen Kundinnen und Kunden das Auto nicht verlassen müssen, gibt es sogar etwa bei Banken. Bei Wendy’s nutzen 75 bis 80 Prozent der Kundschaft den Drive-Through, teilte die Firma mit.
Das neue System sei so gut, dass der Kundschaft kein Unterschied auffallen werde, zeigte sich Penegor überzeugt. „Sie werden nicht wissen, dass Sie mit jemand anderem als einem Mitarbeiter sprechen“, sagte er dem „Wall Street Journal“. Die Frage, die zunächst offenbleibt: Was geschieht mit den Menschen, die bisher ihr Geld am Fast-Food-Fenster verdienen?
Fliegen bei Wendy’s Leute raus?
Wendy’s macht keine Angaben, ob das neue KI-System zur Entlassung von Beschäftigten führen könnte. Krishna Gupta, Chef des Restaurantdienstleisters Presto, prognostizierte derweil im Interview mit dem US-Fernsehsender Bloomberg: „Ich glaube nicht, dass es in drei Jahren noch einen Drive-Through geben wird, an dem ein Mensch die Bestellungen aufnimmt.“ Wendy’s sei ein Pionier, andere Fast-Food-Firmen könnten folgen.
Es sind Aussagen, die auf eine Urangst in Bezug auf Digitalisierung und KI-Systeme treffen – die Wegrationalisierung menschlicher Mitarbeiter. Und es ist eine Angst, die durch den jüngsten Hype befeuert wird. Der Textroboter ChatGPT des Start-ups OpenAI hatte zum Start im November 2022 ein neues Wettrennen um die besten Lösungen auf Basis von KI ausgelöst.
Das System kann nicht nur Texte, sondern auch Computerprogramme schreiben und Geschäftsmodelle entwickeln. Seitdem haben nahezu alle großen Technologieunternehmen angekündigt, ihre Produkte mit neuen KI-Funktionen zu erweitern. Diese sollen Tätigkeiten erleichtern – können perspektivisch jedoch auch komplette Aufgaben ersetzen.
Zum Beispiel bei der Bestellungsannahme. Dabei ist die einfach anmutende Aufgabe komplexer, als es scheint. Für das neue System habe Google zahlreiche Hürden überwinden müssen, sagte Thomas Kurian, Chef der Cloud-Sparte des Unternehmens dem „Wall Street Journal“: „Man könnte meinen, dass das Vorbeifahren und Aufgeben einer Bestellung beim Drive-Through ein einfaches Problem für KI ist, aber es ist tatsächlich eines der schwierigsten.“
So seien Bestellungen aus einem Auto heraus oft nicht einfach zu verstehen – weil Radio und Motor laufen oder Kinder im Hintergrund schreien. Zudem änderten Kunden während der Bestellung oft ihre Meinung. All dies müsse das KI-System beherrschen, sagt Kurian. Zudem müssten spezielle Begriffe gelernt werden. Bei Wendy’s etwa steht die Abkürzung „JBC“ für den Junior Bacon Cheeseburger.
Bei IBM könnten 7800 Stellen von KI übernommen werden
Nur wenige Tage zuvor hatte der Chef des US-Technologieunternehmens IBM, Arvind Krishna, angekündigt, etliche Jobs etwa in der Personalabteilung könnten schon bald von Künstlicher Intelligenz übernommen werden.
„Ich könnte mir gut vorstellen, dass in einem Zeitraum von fünf Jahren 30 Prozent davon durch KI und Automatisierung ersetzt werden“, sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg. Das würde einem Abbau von rund 7800 Stellen entsprechen. Es werde jedoch keine Entlassungen geben, sondern Posten sollen nicht nachbesetzt werden, hieß es von IBM.
Die Stellen verlagern sich dabei teilweise. Während IBM noch in diesem Jahr 5000 Jobs abbauen möchte, stellt der Konzern in Bereichen wie der Softwareentwicklung weiter ein. Insgesamt beschäftigt der Konzern derzeit rund 260.000 Mitarbeitende.
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Die US-Großbank Goldman Sachs hatte in einer Analyse den Wegfall von 300 Millionen Arbeitsplätzen prognostiziert. KI könnte in den USA und Europa ein Viertel der Arbeitsaufgaben ersetzen, aber auch neue Arbeitsplätze und einen Produktivitätsboom bedeuten, hieß es in dem Bericht.
In ihrer Analyse sagte die Bank vorher, dass die Auswirkungen der KI in den verschiedenen Sektoren unterschiedlich sein werden.
46 Prozent der Aufgaben in der Verwaltung und 44 Prozent in den Rechtsberufen könnten demnach automatisiert werden, aber nur sechs Prozent im Baugewerbe und vier Prozent im Bereich Instandhaltung und Wartung.
Mit Agenturmaterial
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