Düsseldorf, New York Die Wall Street ist nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Die Erhöhung des Leitzins durch die Federal Reserve Bank (Fed) um 0,25 Punkte entsprach den Erwartungen der Analysten. Die US-Börsen konnten zunächst ihre Gewinne halten, gaben im Zuge der Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell dann aber doch nach. Powell sagte, womöglich sei man auf einem ausreichend hohen Zinsniveau angelangt, oder zumindest nicht weit davon entfernt. Zugleich dämpfte er Erwartungen der Märkte an baldige Zinssenkungen.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor knapp 0,8 Prozent und schloss bei 33.414 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 stand 0,7 Prozent niedriger bei 4090 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor ebenfalls an Wert. Er schloss 0,5 Prozent niedriger bei 12.025 Punkten.
Die Aktien von Regionalbanken wie PacWest und Western Alliance erholten sich am Vormittag (Ortszeit) etwas von ihrem jüngsten Ausverkauf, konnten diese Gewinne aber nicht halten. Die Aktien von PacWest stiegen zwischenzeitlich um knapp 14 Prozent, drehten aber wieder ins Minus und schlossen 1,98 Prozent im Minus. Nachbörslich brachen die Werte zwischenzeitlich um weitere 55 Prozent ein. Western Alliance kletterte zunächst um etwa sechs Prozent nach oben, schloss aber 4,4 Prozent im Minus. Nachbörslich sank der Kurs weiter um rund 25 Prozent.
Im Chipsektor verdarb eine enttäuschende Prognose von AMD die Stimmung. Die Titel verloren mehr als neun Prozent. Der Chiphersteller AMD erwartet für das laufende Quartal einen Umsatz von rund 5,3 Milliarden Dollar und lag damit etwas unter den Erwartungen der Analysten. Grund sei das schwächelnde PC-Geschäft, teilte das kalifornische Unternehmen mit.
Eine Prognosesenkung schickte auch die Aktien von Estee Lauder auf Talfahrt. Die Papiere der US-Kosmetikfirma sackten um 17,34 Prozent ab. Das Unternehmen erwartet für 2023 einen Umsatzrückgang zwischen zehn und zwölf Prozent im Vergleich zu seiner früheren Prognose für einen Rückgang zwischen fünf und sieben Prozent.
Auch der bereinigte Gewinn pro Aktie dürfte sich halbieren. Zuvor war der Konzern von einem Rückgang um 27 bis 29 Prozent ausgegangen. Grund für die trüberen Aussichten sei eine unerwartet langsame Erholung des Reiseeinzelhandels in Asien trotz der Lockerung der Corona-Beschränkungen.
Anleger sollten auf den US-Leitindex S&P 500 achten, der aktuell die charttechnische Schlüsselmarke von 4200 Punkten testet. Ein Überwinden dieser Marke würde laut Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Deutschland, eine strategische Trendwende komplettieren.
„Deren rechnerisches Anschlusspotenzial lässt sich auf rund 700 Punkte taxieren und würde perspektivisch sogar einen Anlauf auf das bisherige Allzeithoch bei 4819 Punkten ermöglichen“, erläutert er. „Im Ausbruchsfall müsste es ‚buy in May‘ lauten“. Um diese aktuelle Chance nicht zu verspielen, gilt es, die 50-Tage-Linie, die aktuell bei 4036 Punkten liegt, nicht mehr zu unterschreiten.
Blick auf weitere Einzelwerte:
Eli Lilly: Die Aktie des Pharmaunternehmens stieg um 6,68 Prozent. Klinische Studiendaten haben zeigten, dass das Donanemab-Präparat des Unternehmens das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit verlangsamt.
Chegg: Die Aktien des Online-Buchverleihers stiegen 12,25 Prozent, nachdem sie am Vortag um bis zu 48 Prozent gefallen waren. Das Unternehmen äußerte sich auf seiner Bilanzpressekonferenz besorgt über den Aufstieg der künstlichen Intelligenz als Bedrohung für sein Kerngeschäft. CEO Dan Rosensweig sagte auch, dass die Panik, die den Aktienkurs abstürzen ließ, „außerordentlich übertrieben“ war.
Generac: Die Aktie des Energietechnikunternehmen gewann 11,61 Prozent, nachdem die Quartalsergebnisse die Erwartungen der Analysten übertrafen. Laut StreetAccount meldete Generac einen bereinigten Gewinn von 63 Cents pro Aktie gegenüber den erwarteten 48 Cents.
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