Der Vermieter mussten in den vergangene Monaten seinen Immobilienbestand deutlich abwerten.
(Foto: TAG Immobilien)
Düsseldorf Es war eine bemerkenswerte Nachricht bei der Vorlage der Halbjahreszahlen von TAG Immobilien vor wenigen Wochen. Deutschlands drittgrößter börsennotierter Vermieter berichtete von einem bereits beurkundeten Wohnungsverkauf, der in letzter Minute rückabgewickelt werden musste, weil der Käufer die Finanzierung nicht fristgerecht vorgelegt hatte.
Nach Informationen des Handelsblatts handelt es sich dabei um den Münchener Immobilieninvestor Omega. Das Unternehmen bestätigte dies auf Anfrage des Handelsblatts. „Die neue Geschäftsleitung der Omega AG hat aufgrund der komplexen Zusammenhänge zwischen den mit der TAG geschlossenen Ankaufs- und Verkaufsverträgen die Transaktion abgesagt. Die Vertragsstrafe wurde bezahlt“, teilte das Unternehmen mit. Vonseiten TAGs hieß es, dass man sich „bei An- und Verkäufen zu Vertragspartnern und Vertragsdetails grundsätzlich nicht äußert“.
Whitefield Capital, Berater für Investoren und ein Anbieter von Mezzanine-Finanzierungen, hatte Omega vor einem Monat zu 89,9 Prozent übernommen. Den Rest hält weiterhin Gründer Ralph Reinhold.
Reinhold hatte das auf Wohnimmobilien fokussierte Unternehmen 2011 gegründet. Derzeit umfasst das Portfolio 5500 Wohn- und Gewerbeeinheiten. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine eigene Projektentwicklung und bietet Asset-Management-Mandate für institutionelle Immobilienfonds an.
Marktbeobachter bewerten sowohl den Deal an sich als auch den Rücktritt von Omega als ungewöhnlich. Eine komplexe Struktur aus An- und Verkäufen versuche man in normalen Zeiten eigentlich zu vermeiden, heißt es aus der Branche. Auch ein Rücktritt sei keinesfalls üblich, denn eine Vertragsstrafe liege in einem solchen Fall üblicherweise im Millionenbereich. Daran sei eigentlich keine der Vertragsparteien interessiert. Omega und TAG wollten sich nicht zur Höhe der Strafe äußern.
Omega wird saniert
Der MDax-Konzern TAG hatte Mitte August mitgeteilt, dass man bei einem zu Beginn des Geschäftsjahres beurkundeten Verkauf von circa 1350 Wohnungen sowie einem damit zusammenhängenden Ankauf von rund 650 Wohnungen im Juli von einem Rücktrittsrecht Gebrauch gemacht habe, da die Finanzierung durch die andere Vertragspartei nicht fristgerecht vorgelegt werden konnte. Zum Ausgleich stehe der TAG eine Vertragsstrafe zu. Ein Teil dieser Wohnungen soll weiterhin veräußert werden, der Ankauf der rund 650 Wohnungen ist nicht mehr geplant.
Nach der Übernahme durch Whitefield Capital wird Omega, das sich offensichtlich in einer kritischen Situation befunden hat, hart saniert. „Es ist jetzt von entscheidender Bedeutung, mit den eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen das Vertrauen der Investoren und Gläubiger zurückzugewinnen, die Omega AG zu stärken und eine solide Basis für die zukünftige Neuausrichtung des Unternehmens zu schaffen“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Peer Grahle.
Wie Omega Ende vergangener Woche mitteilte, wurde die Spitze des Unternehmens ausgewechselt und der Aufsichtsrat erweitert. Kosten jeglicher Art seien reduziert worden. Weiterhin seien schwebende Geschäfte aufgelöst worden, wozu der geplante Kauf der TAG-Wohnungen zählen dürfte. Außerdem gab Omega Beteiligungen auf, insbesondere wenn es sich um Minderheitsbeteiligungen handelte.
Darüber hinaus werde die gesamte Projektentwicklung verkauft, um die neue Ausrichtung des Unternehmens zu festigen, erklärte Omega. Zusätzlich würden im Laufe des dritten Quartals weitere Bestände zum Verkauf vorbereitet. „Dieser Schritt ermöglicht es, sich von strategisch nicht relevanten Vermögenswerten zu trennen und sich auf die Bereiche zu konzentrieren, die das größte Potenzial für Wachstum und Rentabilität bieten.“
Im Zuge der Transaktion plant die Whitefield-Gruppe bundesweit weitere Zukäufe von 10.000 Wohneinheiten im Segment bezahlbares Wohnen, wozu bereits fortgeschrittene Verhandlungen mit Dritten geführt werden.
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Whitefield will mit dem Einstieg nach eigenen Angaben die Präsenz auf dem deutschen Immobilienmarkt erhöhen. Seit 2020 ist die Whitefield Investment AG als Holding der Whitefield-Gruppe zu jeweils 100 Prozent an deren Tochterunternehmen, unter anderem Whitefield Capital GmbH, beteiligt. Mit einem Transaktionsvolumen von 680 Millionen Euro habe man bereits eine solide Basis für ihr Immobilienportfolio in Deutschland geschaffen.
TAG ist mit insgesamt rund 85.000 Wohnungen Deutschlands drittgrößter börsennotierter Wohnungskonzern, nach Vonovia mit 550.000 Einheiten und LEG mit 167.000 Wohnungen. Alle Wohnungskonzerne versuchen, sich von Teilen ihrer Portfolios zu trennen und mit dem Geld ihre Schulden zu reduzieren. Mit dem geplatzten Verkauf ist ein wichtiger Teil der Entschuldungsstrategie des Konzerns vorerst gescheitert. Seit dem 1. Juli 2022 sind nach Angaben des Unternehmens in Deutschland insgesamt 1937 Wohnungen verkauft worden.
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