Singapur Eine starke Berichtssaison und die Hoffnung auf eine baldige Einigung im US-Schuldenstreit haben den Nikkei-Index am Freitag auf den höchsten Stand seit 33 Jahren katapultiert. Die japanische Börse kletterte in der Spitze um 1,1 Prozent auf 30.924,57 Zähler. Der breiter gefasste Topix notierte mit zeitweise 2171 Zählern ebenfalls so hoch wie seit 1990 nicht mehr.
Seit Jahresanfang kommen beide Indizes auf ein Plus von rund 17 beziehungsweise 14 Prozent. „Die Investoren werden sich nun den Kopf zerbrechen, ob die Rally an der japanischen Börse weitergeht“, sagte Kazuo Kamitami von Nomura Securities. Die Sorge vor einer Überhitzung des Aktienmarkts dürfte zunehmend die Runde machen.
Aus Sicht von Masayuki Kichikawa von Sumitomo Mitsui DS Asset Management hat die Börse in Japan noch Luft nach oben. Solange die Wirtschaft in den USA nur leicht abkühle, dürften japanische Aktien nicht überbewertet sein, meint der Experte.
Im Streit über die US-Schuldenobergrenze hatten Präsident Joe Biden und der führende Kongressabgeordnete Kevin McCarthy zuletzt ihre Entschlossenheit bekräftigt, eine rasche Einigung zu erzielen, um die Schuldenobergrenze anzuheben und einen Zahlungsausfall zu verhindern. Käme keine Einigung zustande, könnte die Regierung Anfang Juni ihre Rechnungen womöglich nicht mehr bezahlen – ein Szenario mit verheerenden Auswirkungen auf das weltweite Finanzsystem.
Japans Kerninflation bei den Verbrauchern ist im April deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Bank of Japan (BOJ) geblieben. Der landesweite Kern-Verbraucherpreisindex (VPI), der die volatilen Preise für frische Lebensmittel ausschließt, aber die Kraftstoffkosten einschließt, stieg im April um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie die von der Regierung erhobenen Daten am Freitag zeigten. Der Wert entsprach damit einer mittleren Marktprognose und stieg im Vergleich zu März (plus 3,1 Prozent) weiter an.
Analysten gehen derzeit davon aus, dass der Anstieg im April, dem Beginn des neuen Geschäftsjahres in Japan, in dem viele Unternehmen die Einzelhandelspreise anpassen, darauf hindeutet, dass der zunehmende Preisdruck die Inflation länger als erwartet über dem Zwei-Prozent-Ziel der BOJ halten könnte.
Die chinesische Börse konnte mit den Kursgewinnen in Japan zum Wochenschluss nicht Schritt halten. Die Börse in Shanghai verlor 0,3 Prozent. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gab ebenfalls 0,3 Prozent nach. Unter den Einzelwerten sorgte der chinesische Einzelhandelsriese Alibaba für Enttäuschung, der im Quartal weniger umsetzte als erwartet. Die Aktien verloren mehr als vier Prozent.
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