Berlin Vor einem Jahr haben die fossilen Rohstoffriesen angesichts der Geschäftsprognosen unter dem Druck durch die Energiewende bereits das Ende des Ölzeitalters erklärt. Doch seither zeigt der Markt deutliche Erholung. „Was wir hier sehen, ist die Antwort auf die Coronakrise. Die Nachfrage steigt wieder, additionally steigen auch die Preise“, erklärt Philippe Ducom, Europa-Chef des US-Ölkonzerns Exxon Mobil, am Montag auf dem Handelsblatt Energiegipfel in Berlin.
Das ist kein Widerspruch. Ducom erläuterte, dass die Branche vor einer der größten Herausforderungen seit Generationen stehe: „Wir müssen den Energiehunger der Welt stillen, aber gleichzeitig auch sehen. wie wir das Ziel der Klimaneutralität erreichen.“ Dafür wolle das Unternehmen 15 Milliarden US-Greenback bis 2027 in Wasserstoff, CO2-Speicherung und Biokraftstoffe investieren. Der Großteil der Gelder bei Exxon Mobil und der Konkurrenz fließt allerdings nach wie vor in Öl und Gasoline.
Aktuell lässt sich mit Förderung und Verkauf fossiler Energie ein gutes Geschäft machen. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent ist im vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen und damit so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr. Am Montag kostete ein Barrel 85,90 US-Greenback.
Wo aufgrund der Corona-bedingten Wirtschaftskrise Ende 2020 noch ein Minus von mehr als 35 Milliarden Greenback stand, machen Exxon Mobil, Chevron, Shell, BP und Whole Energies jetzt wieder 53 Milliarden Greenback Revenue. Das Ende der fossilen Energieträger Öl und Gasoline ist mit dem Konjunkturaufschwung zumindest vertagt. „Wir brauchen Gasoline auch in den nächsten Jahren, das steht außer Frage“, sagte Wintershall-Chef Mario Mehren auf dem Handelsblatt Energiegipfel. Das Kasseler Unternehmen wolle sich deswegen hauptsächlich auch weiterhin auf das Geschäft mit Erdgas konzentrieren.
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Die Zeichen stehen additionally erst mal wieder auf Grau anstatt Grün. Kein Wunder: An den hohen Energiepreisen verdienen die Milliardenkonzerne kräftig. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognose für die Ölnachfrage 2022 sogar überraschend nach oben angepasst. Die Nachfragedynamik sei stärker als von vielen Marktbeobachtern gedacht angesichts der milderen Folgen der Omikron-Variante des Coronavirus, sagt IEA-Chef Fatih Birol.
Weniger Investitionen in Exploration – bisher
Gleichzeitig hält die Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec) das Angebot am Ölmarkt weiter knapp. Obwohl die Nachfrage schon jetzt auf Vorkrisenniveau liegt, will die Opec bis September die Ölproduktion weiter drosseln. Märkte und Verbraucher müssen sich daher länger auf hohe Öl- und Energiepreise einstellen.
Auch, weil sich die großen Ölkonzerne mit Blick auf die strengen Klimaschutzauflagen mit Investitionen in Bohrprojekte mittlerweile zurückhalten. Das Analysehaus Rystad Vitality geht davon aus, dass die Investitionen deshalb mit dem Anstieg der Nachfrage nicht Schritt halten.
Tatsächlich gaben Shell, BP, Chevron, Exxon und Whole Energies in den ersten neun Monaten 2021 deutlich weniger für ihre Explorationsvorhaben aus als noch vor einem Jahr. Das könnte die Preissituation zumindest kurzfristig weiter zuspitzen. Langfristig fließt aber genug Öl, versichern die Förderer: „Wir müssen und werden auch weiterhin in die Ölförderung investieren“, sagte Exxon-Mobil-Europa-Chef Ducom.
Auch Experten rechnen damit, dass die Sparsamkeit von „Massive Oil“ nur von kurzer Dauer sein wird. Schon in diesem Jahr könnten die Investitionen wieder steigen – wenn die Unternehmen sich vollständig von der Pandemie erholt haben und sowohl Nachfrage als auch Preise immer noch hoch sind.
Zwar gelobten alle Großkonzerne der Branche, deutlich mehr in Wind, Sonne und Bioenergie zu investieren. Ob die Investitionen aber wirklich zunehmend in erneuerbare Energien fließen anstatt in neue Öl- und Gasprojekte, muss sich angesichts der Geschäftsentwicklung erst noch zeigen.
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