Ein weiterer Zinsschritt.
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Frankfurt Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht die Zinsen im Euro-Raum weiter. Sie hebt den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent an. Der zurzeit noch wichtigere Zins, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB bekommen, steigt von 3,0 auf 3,25 Prozent. Das gab die Notenbank am Donnerstagnachmittag bekannt.
Im Vorfeld war mit einer weiteren Straffung der Geldpolitik gerechnet worden. Offen war der Umfang des Zinsschritts. Die meisten Experten hatten mit der Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte gerechnet.
Mit ihrem Beschluss reagiert die Notenbank auf die hohe Inflation im Euro-Raum. Im April war diese von 6,9 auf 7,0 Prozent gestiegen. Vor allem die um Energie und Lebensmittel bereinigte Kerninflation bereitet den Notenbankern Sorge. Sie ging im selben Zeitraum nur ganz leicht von 5,7 auf 5,6 Prozent zurück.
Außerdem stellt die Notenbank in Aussicht, dass sie den Abbau ihrer Bilanz beschleunigt. Ab Juli sollen alle auslaufenden Papiere des älteren Anleihekaufprogramms APP nicht mehr durch Neukäufe ersetzt werden. Den Kauf frischer Wertpapiere im Rahmen des Programms hatte die EZB bereits im Juli 2022 eingestellt.
Der Bilanzabbau – sprich die Reduzierung der Bilanzsumme – ist ein weiterer wesentlicher Baustein der geldpolitischen Straffung. Zwischen März und Juli reduziert die Notenbank ihren Anleihebestand aus dem APP-Programm um durchschnittlich 15 Milliarden Euro pro Monat. Beim Pandemie-Programm PEPP gibt es vorerst keine Änderungen.
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Die Anhebung am Donnerstag ist die siebte in Folge. Erstmals seit Beginn des Erhöhungszyklus im vergangenen Sommer hat sich die EZB für einen Umfang von 25 Basispunkten entschieden. Bei den vergangenen drei Sitzungen im Dezember, Februar und März hat die EZB die Zinsen jeweils um einen halben Prozentpunkt angehoben.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel wollte im Vorfeld der aktuellen Sitzung eine weitere Erhöhung um einen halben Prozentpunkt nicht ausschließen. Dies sei nicht „vom Tisch“, betonte sie in einem Interview mit dem Magazin „Politico“.
Explizit hierfür ausgesprochen hat sich öffentlich aber nur der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann. Dagegen warnte zum Beispiel der italienische Notenbankchef Ignazio Visco vor dem Risiko, die Geldpolitik zu stark zu straffen. Die damit verbundenen Gefahren seien mindestens so groß wie bei einer zu lockeren Geldpolitik.
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