Wien Stramme Kostendisziplin und der Fokus auf Luxusautos kurbeln weiter den Gewinn von Mercedes-Benz an. Im ersten Quartal erzielte der Stuttgarter Fahrzeughersteller einen Überschuss von mehr als vier Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von fast zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz legte parallel um rund acht Prozent zu – auf 37,5 Milliarden Euro.
Mercedes sei „wetterfester“ geworden, erklärte Finanzchef Harald Wilhelm. Der Manager blickt daher trotz wirtschaftlich unsicheren Zeiten etwas optimistischer nach vorne als noch zu Jahresbeginn. Das Renditeziel in der Van-Sparte hebt er an, rechnet nun mit einer Marge von elf bis 13 Prozent. Zuvor hatte Wilhelm für das Geschäft mit Kleintransportern neun bis elf Prozent in Aussicht gestellt.
Das Margenziel in der dominanten Autodivision lässt Mercedes zwar unverändert bei zwölf bis 14 Prozent. Zugleich erwartet Wilhelm aber jetzt ein Ergebnis „am oberen Ende der Spanne“. Für den Gesamtkonzern bleibt der ehemalige Airbus-CFO dagegen auf der konservativen Seite. Der Umsatz der Schwaben dürfte demnach stagnieren und der operative Gewinn leicht sinken.
Bereits vergangene Woche hatte Mercedes vorab einen Betriebsgewinn von 5,5 Milliarden für das Geschäft im ersten Quartal bekanntgegeben und einen Free Cashflow von 2,2 Milliarden Euro. Beide Werte lagen deutlich über den Schätzungen von Analysten. Vor allem die Ergebnisse in der kleinen Van-Division haben die Kapitalmarktexperten positiv überrascht.
Die Einheit rutsche im Zuge des Dieselskandals vor wenigen Jahren tief in die roten Zahlen. 2019 lag der Verlust bei mehr als drei Milliarden Euro. Der Turnaround gelang zwar schnell, aber bei der Profitabilität hinkte der Bereich, der kühl kalkulierende Handwerker und Lieferdienste zu seinen Kunden zählt, stets der Pkw-Sparte hinterher. Nun haben plötzlich die Nutzfahrzeug-Manager die Nase vorne.
Van-Sparte legt um ein Viertel zu
Van-Chef Mathias Geisen konnte den Betriebsgewinn im ersten Quartal auf 762 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln. Der Umsatz legte um ein Viertel zu und liegt bei über 4,6 Milliarden Euro. Die Rendite schoss von 9,4 auf 16,5 Prozent in die Höhe. Die Marge in der Auto-Division schrumpfte dagegen im Vergleich zum Vorjahrsquartal um 1,6 Punkte auf 14,9 Prozent.
So oder so wirtschaften beide Industrieeinheiten von Mercedes weiterhin auf einem historisch einmalig hohen Profitabilitätsniveau. Noch vor wenigen Jahren schien eine zweistellige Marge sowohl im Pkw als auch im Van-Bereich bei Mercedes kaum vorstellbar. Mittlerweile ist das der neue Standard.
Ausschlaggebend dafür ist vor allem die Luxusstrategie von Konzernchef Ola Källenius. Der Schwede forciert seit Jahren den Vertrieb von besonders noblen und teuren Modellen. Dazu zählen allen voran die S-Klasse und der GLS in der edlen Maybach-Variante zu Basispreisen jenseits von 173.000 Euro.
Der Absatz von solchen High-End-Fabrikaten zog im ersten Quartal um fast ein Fünftel an. Insbesondere die Fabrikate von AMG waren gefragt. Die Tuningtochter erzielte mit mehr als 40.000 verkauften Fahrzeugen einen neuen Verkaufsrekord. Sehr beliebt war auch die G-Klasse, deren Absatz auf über 10.000 Einheiten wuchs. Der gesamte Pkw-Absatz lag dagegen nur mit etwa drei Prozent im Plus.
Die Auslieferungen von Transportern konnte Mercedes von Januar bis Ende März derweil um fast zwölf Prozent steigern – auf rund 99.000 Einheiten. Insbesondere große Modelle, die hohe Deckungsbeiträgen generieren, wie der Kastenwagen Sprinter oder die Großraumlimousine V-Klasse wurden stark nachgefragt.
Steigende Zinsen werden zum Problem
Die Finanzsparte Mercedes-Benz Mobility kämpft derweil mit den gestiegenen Zinsen. Der Umsatz im ersten Quartal schrumpfte leicht auf 6,6 Milliarden Euro während der Betriebsgewinn um 27 Prozent absackte, auf nur noch 539 Millionen Euro. Die Eigenkapitalrendite liegt mit 15,6 Prozent bereits deutlich unter dem Vorjahreswert und dürfte weiter sinken.
So rechnet Mercedes etwa durch den Verkauf seines Geschäfts in Russland infolge des Ukraine-Kriegs mit einem negativen Effekt „im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ in der Mobility-Sparte. Insgesamt dürfte die Eigenkapitalrendite am Jahresende im Finanzbereich lediglich bei zwölf bis 14 Prozent liegen.
Die Turbulenzen im amerikanischen und europäischen Bankensektor infolge der Pleite der Silicon Valley Bank sowie der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sorgen für Unsicherheit, betont Mercedes. Die Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft bleibe gedämpft. Gerade in Europa seien die Auftragseingänge „verhalten“. In den USA und China ziehe das Geschäft allerdings, zudem lösen sich die Versorgungsengpässe der Vorjahre, etwa bei Halbleitern, weiter auf.
Mercedes-Chef Källenius setzt angesichts der unsicheren Lage weiter auf Kosteneffizienz. Die Preise für Rohmaterialien wie Stahl oder Leichtmetalle würden auf einem hohen Niveau bleiben, warnte er intern jüngst seine Führungskräfte. „Außerdem nehmen die Kostenbelastungen durch Batterierohstoffe zu“, erklärte der Skandinavier. Daher dürfe man jetzt beim Sparen nicht lockerlassen.
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