New York Die Sorge um die US-Regionalbanken ist am Dienstag überraschend zurückgekehrt. Die Institute Pac West und Western Alliance brachen bis zum Nachmittag (Ortszeit) im New Yorker Handel um rund 42 beziehungsweise 27 Prozent ein. Die Papiere wurden wegen zu hoher Volatilität immer wieder vom Handel ausgesetzt. Der KBW-Index der Regionalbanken verlor zwischenzeitlich 6,1 Prozent – so viel wie zuletzt Mitte März, kurz nachdem die Silicon Valley Bank (SVB) und die New Yorker Signature Bank pleitegingen.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 fielen bis zum Dienstagmittag um je 1,2 Prozent auf 33.577 beziehungsweise 4109 Punkte. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,4 Prozent auf 12.070 Zähler.
Es ist ein Mix aus verschiedenen Faktoren, der die Anleger vergraulte. Nachdem die Regionalbank First Republic am Wochenende zunächst der US-Einlagensicherung FDIC unterstellt und anschließend zu großen Teilen an JP Morgan Chase verkauft wurde, war am Montag zunächst Ruhe eingekehrt.
Doch das Vorgehen der Regulierer löste neue Sorgen um das Bankensystem aus. JP Morgan, Amerikas größte Bank, hatte das beste Gebot für die First Republic abgegeben, kleinere Banken konnten da nicht mithalten. Analysten warnen, dass Regionalbanken damit einen deutlichen Nachteil erleiden. Schließlich würden Marktteilnehmer nun davon ausgehen, dass Einlagen bei schwachen Regionalbanken von den Großbanken übernommen würden und somit eine Konsolidierungswelle ausgelöst ist.
Die Unruhe an den Märkten erhöht auch den Druck auf die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Fed-Chef Jerome Powell und andere Geldpolitiker haben in den vergangenen Wochen signalisiert, dass sie die Zinsen bei ihrer Sitzung am Mittwoch erneut anheben wollen auf die Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Das erhöht die Sorge vor einer Kreditklemme und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession, wie Torsten Slok, Chefökonom der Private-Equity-Firma Apollo, warnt.
Streit über Schuldenbremse verunsichert Anleger
Auch der Streit über die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA macht die Anleger weiter nervös. Die Kosten für die Versicherung gegen einen US-Zahlungsausfall stiegen am Dienstag weiter an. US-Finanzministerin Janet Yellen sagte, dass es Anfang Juni wahrscheinlich so weit sein könnte, dass die Regierung nicht alle ihre Zahlungsverpflichtungen erfüllen könne.
US-Börsenexperte Koch: „Ein rasches Ende der First Republic Bank“
Bei den Unternehmen stach Uber mit einem Kursplus von mehr als elf Prozent heraus. Der Ausblick auf höher als erwartet ausfallende Gewinne des Fahrdienst-Anbieters gefiel den Anlegern. Die Nachfrage nach den Mitfahr- und Lieferdiensten von Uber blieb stark und zerstreute die Befürchtungen, dass die hohe Inflation und eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums die Ausgaben beeinträchtigen könnten. Sowohl die Zahl der Kunden und Fahrten als auch der Wert der Transaktionen sind im vergangenen Quartal gestiegen.
Blick auf weitere Einzelwerte:
Dupont: Der US-Chemiekonzern baut mit einem Milliardenzukauf sein Angebot für die Gesundheitsbranche aus. Für 1,75 Milliarden Dollar will Dupont die US-Medizintechnikfirma Spectrum Plastics schlucken. Bis zum Ende des dritten Quartals soll der Deal unter Dach und Fach gebracht werden.
Für dieses Jahr kappte Dupont seine Umsatz- und Ergebnisprognose, da sich die Elektronik- und Industriemärkte langsamer als von dem Unternehmen erwartet erholten. Die Aktie gab rund acht Prozent nach.
Chegg: Die Aktien stürzten um 48,6 Prozent ab. Vorstandschef Dan Rosensweig erwartet, dass Künstliche Intelligenz „einen Einfluss auf unsere Wachstumsrate bei Neukunden hat“. Chegg gab eine schwache Umsatzprognose für das zweite Quartal ab. Ansonsten übertraf das Online-Bildungsunternehmen die Erwartungen für das erste Quartal sowohl auf der Gewinn- als auch auf der Verlustseite. Nach den Ergebnissen stufte Jefferies die Aktie von „kaufen“ auf „halten“ herab.
NXP Semiconductors: Die Aktien des Chipherstellers stiegen um 3,5 Prozent, nachdem das Unternehmen die Erwartungen der Analysten für den Umsatz und das Betriebsergebnis im ersten Quartal übertroffen hatte. Auch die Umsatzprognose für das zweite Quartal fiel besser aus als erwartet.
Dell: Morgan Stanley hat die Aktie von „gleichgewichten“ auf „übergewichten“ hochgestuft. Die Analysten erwarten, dass der PC-Markt bald einen Boden bildet. Die Aktie stieg um 1,6 Prozent.
Coinbase: Die Citigroup stufte die Aktie wegen drohender regulatorischer Gefahren ab. Die Aktien der Kryptowährungsbörse legten dennoch um 2,4 Prozent zu.
Marriott International: Die Hotelaktien stiegen um mehr als vier Prozent, nachdem Marriott die Schätzungen für das erste Quartal sowohl bei den Ergebnissen als auch beim Gewinn übertroffen hatte. Laut Vorstandschef Anthony Capuano hat die Aufhebung der Reisebeschränkungen in Asien das Wachstum angekurbelt.
Mit Agenturmaterial
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