Einige positive Zahlen verleihen dem Dax Aufwind: Bereits am Mittwochabend nach Börsenschluss öffneten Siemens und die Deutsche Börse ihre Bücher.
Für das neue Geschäftsjahr erhöht Siemens nun seine Prognose: Der Dax-Konzern rechnet für das Geschäftsjahr 2022/2023 mit einem Umsatzwachstum von sieben bis zehn Prozent. Das Münchner Unternehmen habe eine kräftige Umsatzsteigerung bei einem hohen Auftragseingang vorgelegt, fassten die Analysten von Raiffeisen Research zusammen. Die Aktie gewinnt 7,1 Prozent.
Auch die Deutsche Börse konnte am Mittwochabend positive Zahlen vermelden. Der den Aktionären zurechenbare Gewinn stieg im vergangenen Jahr um 24 Prozent auf 1,49 Milliarden Euro, teilte der Börsenbetreiber mit. Die Nettoerlöse legten ebenfalls um 24 Prozent zu, auf 4,33 Milliarden Euro. „Wir haben die Stärken unseres diversifizierten Geschäftsmodells voll ausgespielt“, erklärte Börsenchef Theodor Weimer.
Ihren Aktionären will die Deutsche Börse für das vergangene Jahr eine höhere Dividende von 3,60 Euro je Aktie zahlen. Das Papier steigt um 2,9 Prozent.
Auch bei Fresenius können sich Anlegerinnen und Anleger über Kursgewinne freuen: Fresenius-Chef Michael Sen bereitete einem Bericht der Wirtschaftswoche zufolge eine Entflechtung von Fresenius und der Dialysetochter FMC vor. Ziel sei, dass die Mutter die Kontrolle über FMC abgebe und FMC nicht mehr voll konsolidieren müsse. Die Aktien von Fresenius lagen am Mittag 3,5 Prozent im Plus, FMC gerieten dagegen unter Druck und notierten 2,9 Prozent im Minus.
Inflationsdaten unter den Erwartungen
Für Erleichterung an den Märkten sorgten am Donnerstag auch die deutschen Verbraucherpreise, die nicht so stark ausfielen wie von Ökonomen erwartet. Die Inflationsrate in Deutschland ist im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,7 Prozent angestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Morgen auf Basis einer vorläufigen Schätzung mitteilte. Damit hat die Inflation im Vergleich zum Dezember wieder leicht zugelegt, die Inflationsrate lag damals bei 8,6 Prozent.
„Die Inflationsrate ist trotz des Rückpralls durch die Energiepreisbremse kaum gestiegen. Das ist ein gutes Zeichen, zeigt es doch, dass der Inflationsgipfel durchschritten ist“, sagt Alexander Krüger, Chefökonom von Hauck Aufhäuser Lampe. Die Energiepreise sprechen seiner Meinung nach für weitere und deutliche Rückgänge der Inflationsrate.
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, geht davon aus, dass die Teuerungsraten in den kommenden Monaten weiter fallen werden. „Energiepreisbasiseffekte werden ab März besonders deutlich zu Buche schlagen und die Inflationsraten nach unten drücken“, sagt er.
Die deutschen Inflationszahlen haben in diesem Monat eine zusätzliche Brisanz: Weil sie wegen eines technischen Problems nicht schon am Dienstag vergangener Woche veröffentlicht werden konnten, waren die Daten in den am Mittwoch veröffentlichten Inflationszahlen für den Euro-Raum nicht enthalten. Die deutschen Daten eingerechnet könnte diese Rate nun höher als bisher ausfallen.
Für Bewegung könnten am Nachmittag auch neue Zahlen zum US-Arbeitsmarkt sorgen. Das US-Arbeitsmarktministerium gibt bekannt, wie viele Menschen zuletzt einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt haben. Von Bedeutung sind die Zahlen für die Märkte vor allem, weil sie als wichtiges Kriterium für die Geldpolitik gelten: Je stabiler der Arbeitsmarkt ist, desto wahrscheinlicher sind Zinserhöhungen.
Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lagen zuletzt mit weniger als 200.000 auf einem niedrigen Niveau. „Anzeichen dafür, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt entspannt, gibt es von dieser Seite noch nicht“, schreiben die Analysten der Helaba. „Sollte die Zahl aber unerwartet und deutlich steigen, könnten Marktteilnehmer schnell wieder darauf spekulieren, dass das Ende des Zinserhöhungszyklus naht.“
An der Wall Street griff am Mittwoch die Sorge vor weiter steigenden Zinsen um sich. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,6 Prozent tiefer bei 33.949 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 1,7 Prozent auf 11.910 Zähler nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,1 Prozent auf 4117 Punkte ein.
Aus Asien kommen derweil positive Vorgaben: Anlegerinnen und Anleger hoffen offenbar auf eine Entspannung der Beziehung zwischen den USA und China. Der Shanghai-Composite-Index zog am Donnerstag um 1,1 Prozent an, der Hongkonger Hang Seng gewann 1,5 Prozent. An Japans Börsen sorgten dagegen die Verluste an der Wall Street für Zurückhaltung: Der Tokioter Leitindex Nikkei lag 0,1 Prozent schwächer bei 27.584 Punkten, der breiter gefasste Topix-Index notierte 0,1 Prozent höher.
Blick auf Euro und Öl
Der Euro profitierte am Morgen auch von einer Kursschwäche des Dollars und stieg leicht an. Die Gemeinschaftswährung wurde bei 1,0738 US-Dollar gehandelt und damit etwas höher als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,0735 (Dienstag: 1,0700) Dollar festgesetzt.
Neben der Schwäche des Dollar wird der Euro-Kurs von der Geldpolitik gestützt: Die EZB-Vertreter hatten sich zuletzt für weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation ausgesprochen. Commerzbank-Analystin Esther Reichelt sieht bei 1,07 Dollar eine harte Untergrenze. „Solange die Inflationsrate aber weiter nach unten tendiert, bleiben allerdings die Argumente für einen mittelfristig wieder schwächeren Dollar erhalten“, schreibt sie.
Auch die Ölpreise legten zu, ihren starken Anstieg seit Beginn der Handelswoche setzten sie aber nicht fort. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April kostete zuletzt 85,23 US-Dollar und damit 14 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur März-Lieferung stieg ebenfalls leicht um zehn Cent auf 78,57 Dollar.
Die amerikanischen Ölreserven sind in der vergangenen Woche weiter um 2,4 Millionen Barrel auf 455,1 Millionen Barrel gestiegen, wie am Mittwoch bekannt wurde. Analysten gehen davon aus, dass das den Anstieg der Ölpreise gebremst hat. Steigende US-Ölreserven belasten in der Regel die Ölpreise.
Blick auf die Charttechnik
Kurzfristig bietet auf der Unterseite der Bereich knapp über 15.220 Punkten Unterstützung. Mittelfristig sollten Anlegerinnen und Anleger die Spanne zwischen 15.000 und 14.800 Punkten im Auge behalten: Dieser Bereich war in den vergangenen Jahren stets hart umkämpft und bot beispielsweise im Jahr 2021 neun Monate lang Unterstützung.
Blick auf die Einzelwerte
Bayer: Am Mittwoch, kurz vor Handelsschluss, gab Bayer bekannt, dass Werner Baumann seinen Posten als Vorstandsvorsitzender aufgibt. Baumann war zuletzt zunehmend in die Kritik geraten. Die Papiere verlieren nach Gewinnen am Vortag 1,1 Prozent.
Delivery Hero: Der Essenslieferdienst hat im Abschlussquartal 2022 schlechter abgeschnitten als erwartet. Der um Gutscheinkosten bereinigte Umsatz (Segmenteumsatz) stieg im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund ein Fünftel auf 2,5 Milliarden Euro. Damit verfehlte der Konzern die Erwartungen von Branchenexperten. Doch Konzernchef Niklas Östberg will Delivery Hero im laufenden Jahr operativ profitabel machen will. Der Manager peilt für das Gesamtjahr weiter eine operative Marge von 0,5 Prozent an, wobei sich die Profitabilität im zweiten Halbjahr mehr als verdoppeln dürfte. Die Delivery-Hero-Aktie rutscht um 5,9 Prozent ab.
K+S: Die Aktien von K+S im MDax gewinnen 0,5 Prozent. Die Analysten der Citigroup haben die Titel des Düngemittel- und Salzherstellers von „sell“ auf „neutral“ hochgestuft. Das Kursziel hoben sie von 21 auf 22 Euro an. Die Papiere waren am Mittwoch bei 21,59 Euro aus dem Handel gegangen.
KWS Saat: Der Saatguthersteller KWS hat nach guten Geschäften im ersten Halbjahr seine Umsatzprognose erhöht. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2022/23 legten die Umsatzerlöse um 31 Prozent zu auf 563,7 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Turnusgemäß sei das operative Ergebnis (Ebitda) negativ, mit einem Minus von 24,5 Millionen Euro nach minus 45,2 Millionen Euro im Vorjahr. KWS erwartet nun für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 ein Umsatzwachstum von 13 bis 15 Prozent. Die Papiere legen 0,2 Prozent zu.
Talanx: Der Versicherungskonzern hat im Jahr 2022 trotz hoher Katastrophenschäden sein eigenes Gewinnziel leicht übertroffen. Der Überschuss lag mit gut 1,17 Milliarden Euro etwas oberhalb der Zielspanne von 1,05 bis 1,15 Milliarden. Für 2022 erhalten die Aktionärinnen und Aktionäre eine um 25 Prozent erhöhte Dividende von zwei Euro je Aktie. Die Papiere gewinnen 0,6 Prozent.
Verbio: Verbio springen um 4,1 Prozent und setzen sich damit an die Spitze des MDax. Damit sind sie unangefochtener Gewinner im MDax. Der operative Gewinnrückgang des Biotreibstoffanbieters sei im zweiten Quartal milder ausgefallen als befürchtet, hieß es bei den Analysten von Hauck Aufhäuser. Die Margen sollten sich wieder erholen, auch die bestätigte Jahresprognose lasse eine bessere zweite Jahreshälfte erwarten.
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