Um europäische Titel werden die Frankfurter Banken auf absehbare Zeit nicht mitspielen.
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Bei der Commerzbank herrscht derzeit gute Stimmung. Am morgigen Donnerstag wird das Institut verkünden, dass es seinen Gewinn 2022 auf mehr als eine Milliarde Euro gesteigert hat. Am Freitag dürfte die Deutsche Börse bekannt geben, dass das Geldhaus nach viereinhalb Jahren in den Leitindex Dax zurückkehrt.
Grund zur Euphorie gibt es bei der Commerzbank allerdings nicht. Denn erstklassig ist sie noch lange nicht. Der Wiederaufstieg in den Dax ist nur deshalb möglich, weil der Leitindex vor anderthalb Jahren von 30 auf 40 Werte aufgestockt wurde. Verdient ist dieser Aufstieg nicht wirklich. Ohnehin stehen hierzulande SAP, Siemens und die Autohersteller deutlich höher im Kurs als die Banken, und zwar aus gutem Grund: Die Profitabilität der Banken ist gering, seit Jahren verdienen sie nicht einmal ihre Kapitalkosten.
Die Folge: Die Relation von Börsenwert zu Eigenkapital, das sogenannte Kurs-Buchwert-Verhältnis, liegt bei der Deutschen Bank gerade mal bei 0,38, bei der Commerzbank bei 0,48.
Konkurrenten wie BNP Paribas (0,71), ING (0,94) und UBS (1,19) stehen deutlich besser da. Um europäische Titel werden die Frankfurter Banken auf absehbare Zeit nicht mitspielen.
Weltweit ist der Rückstand noch größer. Hier liegt die Deutsche Bank in einem von EY erstellten Ranking der wertvollsten Geldhäuser nur auf Platz 78. Die Commerzbank taucht auf der Liste gar nicht auf.
Ein zeitnaher Verkauf ist nicht zu erwarten
Der Handlungsdruck bleibt also hoch. Die Commerzbank hat bei ihrem Umbau Fortschritte gemacht, aber auch stark von der Zinswende der EZB profitiert. Dass diese Wende kurz nach dem Abgang von Ex-Chef Martin Zielke kam, der jahrelang vergeblich auf steigende Zinsen wettete, ist eine Ironie des Schicksals.
Zielkes Nachfolger Manfred Knof muss nun beweisen, dass er die Bank nicht nur sanieren, sondern auch zukunftsfest machen kann. Davon wird abhängen, ob das Institut allein überleben kann – oder irgendwann von einem Konkurrenten geschluckt wird.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Bundesregierung, die mit 15,6 Prozent größter Aktionär ist. Sie hat zuletzt betont, dass sie es mit einem Verkauf des Staatsanteils – etwa an eine französische oder italienische Bank – nicht eilig hat. Wenn sich die Commerzbank zu einem soliden Dax-Mitglied entwickelt, das sich gut um deutsche Mittelständler und Privatkunden kümmert, könnte das noch eine Weile so bleiben.
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