Düsseldorf Es herrscht Krieg in Europa. Das wirbelt auch die Finanzmärkte durcheinander. Der deutsche Leitindex stürzt Richtung 14.000 Punkte, im Gegenzug steigt der Ölpreis über 100 Greenback. Gold klettert auf den höchsten Stand seit Anfang 2021 und die Renditen der Staatsanleihen fallen deutlich, dafür steigen deren Kaufkurse. Raus aus dem Risiko, rein in die sichereren Property lautet das Motto.
Um mehr als 550 Punkte rutschte der deutsche Leitindex zum Auftakt ab und lag bei 13.986 Punkten. Vorbörslich waren bereits Kurse zu sehen, die knapp unter 13.800 Punkten lagen. Durchaus möglich, dass der deutliche Leitindex diese Marke am heutigen Handelstag wieder ansteuert.
Doch zunächst hat sich die Lage etwas beruhigt: Der Dax notiert aktuell bei 14.117 Zählern, ein Minus von 3,5 Prozent oder 510 Punkten. Den gestrigen Mittwoch beendete das Börsenbarometer bei 14.631 Punkten, ein Minus von 0,4 Prozent. An diesem Tag scheiterte der Dax bei dem Versuch, die wichtige Marke von 14.800 Punkten zu überwinden, die laut technischer Analyse über den mittelfristigen Pattern entscheidet.
Trotz der massiven Kursverluste am heutigen Handelsauftakt: Es gibt viele Signale, dass sich der Dax eher am Ende als am Beginn seines seit Jahresbeginn laufenden Abwärtstrends befindet.
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Gilt nun die Devise: In der Krise nachkaufen?
Da ist zum einem das Prinzip, in Krisen nachzukaufen. Die vergangenen großen bewaffneten Konflikte wie der Vietnamkrieg, der Golfkrieg, der Nato-Einsatz in Afghanistan, der Irakkrieg und die Krim-Krise vor acht Jahren hatten laut Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Onlinebroker CMC Markets, ein ähnliches Muster an der Börse. „In allen Fällen fanden die Märkte am Tag der ,Invasion’ einen Boden“, erläutert Oldenburger.
Natürlich können Anleger nicht jeden kriegerischen Konflikt miteinander vergleichen. Denn in diesem Fall wird es – im Gegensatz zu anderen Kriegen – scharfe Sanktionen der USA und der EU gegen Russland geben. Und nach dem Erlass neuer Sanktionen muss an den Börsen erst einmal bewertet werden, welche Folgen diese für die westlichen Volkswirtschaften haben. Doch bis auf den Standing als Energielieferant hat Russland ansonsten nur eine geringe wirtschaftliche Bedeutung.
Natürlich dürfte ein Ölpreis über 100 Greenback die Inflation anheizen. Doch auch kurz vor dem Beginn des zweiten Irakkriegs im März 2003 stieg der Ölpreis auf einen neuen Höchststand. Damals waren es noch 40 Greenback. Was den Dax aber nicht hinderte, nach dem Einmarschbefehl von George W. Bush deutlich nach oben zu klettern.
Bodenbildung im Bereich von 13.500 bis 13.800 Punkten möglich
Auch die technische Analyse signalisiert mittlerweile eher ein Ende des Abwärtstrends oder zumindest eine längere Atempause. Nach dem Bruch der mittelfristigen Marke 14.800 Punkte Ende der vergangenen Woche ergibt sich ein rechnerisches Abwärtspotenzial von 1200 Zählern. Zur Erläuterung: Zehn Monate lang pendelte der Dax zwischen 14.800 Zählern auf der Unter- und 16.000 Punkten auf der Oberseite. Diese Differenz wird von der Unterseite abgezogen und ergibt 13.600 Punkte. Davon ist der Dax nicht mehr weit entfernt.
Der Bereich passt auch zu den ehemaligen Ausbruchsmarken bei 13.800/13.500 Punkten, die wieder ins Blickfeld rücken. Dieser Bereich conflict Ende 2019/Anfang 2020 ein wichtiger Widerstand. Es dauerte Monate, bis dieser überwunden werden konnte.
Für Martin Utschneider, technischer Analyst bei der Privatbank Donner & Reuschel könnte eine Bodenbildung bei 13.566 Punkten erfolgen. „Dies gilt es aber noch abzuwarten. Die Risiken und Unsicherheiten sind – Stand jetzt – zu hoch“, erläutert er.
Man kann solche Berechnungen von Charttechniker belächeln. Doch die technischen Analysten haben im Handelsblatt-Chartgespräch sowohl den Verlauf des Börsenjahres 2021 als den Kursrutsch in diesem Jahr exakt so vorhergesagt.
Natürlich kann der Dax noch tiefer fallen. Daher der Warnhinweis: Nachhaltige Kurse unterhalb von 13.500 Punkten dürften das technische Bild beim deutschen Leitindex langfristig beschädigen mit noch ungeahnten Auswirkungen. Doch die aktuellen Wirtschaftsdaten geben das nicht her. Die Berichtssaison der Unternehmen beispielsweise läuft sehr intestine.
Anlegerstimmung signalisiert heftigen, aber kurzen Ausverkauf
Auch die Anlegerstimmung in Type der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment signalisiert ebenfalls eher ein Ende des Abwärtstrends als weiteres deutliches Abrutschen. Der Fünf-Wochen-Durchschnitt des Sentiments, ein seit Jahren treffsicherer Indikator, notiert auf einem negativen Niveau. Deswegen prognostizierte Sentimentexperte Stephan Heibel am vergangenen Montag: „Ein weiteres Abrutschen wird im schlimmsten Fall vielleicht heftig, aber nur kurz ausfallen“.
Historisch kamen den Börsianern in schwierigen Zeiten meist die Notenbanken zu Hilfe. Für Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Companions „ist das diesmal jedoch schwieriger denn je“. Denn die jetzt noch stärker steigenden Energiepreise haben das Potenzial, die Inflation noch weiter anzufachen. Von daher seinen von den Notenbanken im maximalen Fall Verschiebungen und ein geringeres Tempo bei der Straffung ihrer Geldpolitik zu erwarten.
Genau das wird am Markt bereits eingepreist. Die Wahrscheinlichkeit für die Profis an der Chicagoer Terminbörse liegt bei 90 Prozent, dass es eine Zinserhöhung nur um 25 Basispunkte gibt. Und die Anleiherenditen sinken kräftig. Für eine zehnjährige US-Staatsanleihe liegt dieser Wert nur noch bei 1,8957 Prozent nach Werten von über zwei Prozent in der Vorwoche.
Handelsstopp an der Börse in Moskau
Der Euro reagierte mit Kursverlusten zum Greenback. Zulauf erhielten als sicher empfundene Währungen wie der Greenback oder der japanische Yen. Der russische Rubel brach gegenüber dem Greenback um mehr als sechs Prozent ein. Ein Euro kostete am Morgen 1,1250 Greenback, im Tief conflict der Euro am frühen Morgen auf 1,1209 Greenback gefallen. Das conflict etwa ein Cent weniger als am Vorabend.
Der Rubel stürzte auf ein Rekordtief gegenüber dem Greenback und näherte sich der Marke von 90 Rubel professional Greenback, nachdem die Moskauer Börse den Handel auf allen Märkten zunächst ausgesetzt hatte. Die größten Aktien des Landes,darunter die Sberbank PJSC, die Gazprom PJSC und die Lukoil PJSC, fielen in einer frühen Sitzung vor der Aussetzung um rund 30 Prozent.
Mittlerweile wurde der Handel an der Börse in Moskau wieder aufgenommen. Der dortige Index Moex liegt knapp 40 Prozent im Minus. Der an der Wiener Börse handelsbare RTX Russian Traded Index, der in Greenback notiert und aus 14 großen russische Aktien gebildet wird, hat sich mehr als halbiert.
Nach dem Absturz der russischen Aktienmärkte stoppt die Notenbank Leerverkäufe. Mit solchen Geschäften wird auf sinkende Kurse gewettet. Der Stopp gelte für die Börsen und den Freiverkehrsmarkt (OTC) bis auf weiteres, teilt die Zentralbank mit.
Am Terminmarkt wird eine Zinserhöhung der russischen Zentralbank um mindestens 500 Basispunkte in den kommenden drei Monaten eingepreist, um die Talfahrt der Währung einzudämmen. Die politischen Entscheidungsträger haben den Leitzins in den vergangenen zwölf Monaten um 525 Basispunkte angehoben, um die Inflation einzudämmen.
Ölpreis klettert über 100 Greenback
Die Ölpreise haben am Donnerstag nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine kräftig zugelegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete erstmals seit 2014 mehr als 100 Greenback. Zuletzt zog der Brent-Preis um 4,50 Greenback oder 4,65 Prozent auf 101,34 Greenback an. Damit summiert sich das Plus beim Brent-Preis in diesem Jahr bereits auf rund 30 Prozent, nachdem sich der Kurs im vergangenen Jahr verdoppelt hatte.
Ähnlich sieht es beim Öl der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) aus. Hier zog der Preis für ein Barrel am Donnerstag im frühen Handel um 4,13 Greenback beziehungsweise 4,48 Prozent auf 96,23 Greenback an.
Auch der Goldpreis klettert am Donnerstag auf den höchsten Stand seit Januar 2021. Eine Feinunze (rund 31,1 Gramm) kostete im frühen Handel 1949 US-Greenback und damit rund zwei Prozent mehr. Investoren suchen als sicher geltende Anlageformen, wie zum Beispiel Gold.
Palladiumpreis steigt weiter
Russische Gegenmaßnahmen könnten einen Exportstopp wichtiger Rohstoffe in westliche Länder umfassen. Im Falle der Edelmetalle wäre nach Ansicht der Commerzbank-Analysten davon wohl Palladium betroffen. Russland ist knapp hinter Südafrika der weltweit zweitgrößte Palladiumproduzent. Palladium wird in Autokatalysatoren verwendet. Sofern sich die Automobilproduzenten in den letzten Monaten nicht mit ausreichend Materials versorgt haben, müsste im Falle von Angebotseinschränkungen wohl die Produktion gedrosselt werden.
Die benötigten Mengen Palladium anderweitig zu beziehen, dürfte kaum möglich sein. Zumindest sehen sich die südafrikanischen Produzenten nicht in der Lage, Angebotsausfälle aus Russland aufzufangen. Der Palladiumpreis, der am Mittwoch schon um intestine fünf Prozent gestiegen ist, legt heute Morgen weiter zu auf quick 2.600 Greenback je Feinunze. Dies ist der höchste Stand seit mehr als sechs Monaten.
Aluminiumpreis auf Rekordhoch
Der Preis für Aluminium ist mit dem russischen Angriff auf die Ukraine auf ein Rekordhoch gestiegen. An der Börse in London verteuerte sich eine Tonne am Donnerstagmorgen um 2,9 Prozent auf 3388 US-Greenback. Der Preis für das Metall übertraf damit das bisherige Hoch, das in der Wirtschaftskrise 2008 erreicht worden conflict. Der starke Preisanstieg könnte die Inflationsentwicklung weiter verstärken, da Aluminium in vielen Produkten enthalten ist. Russland ist einer der weltgrößten Anbieter. Erdgas ist für die Aluminium-Produktion wichtig. Ein Anstieg der Gaspreise dürfte die europäischen Aluminium-Produzenten unter Druck setzen.
Die Kryptomärkte gaben deutlich nach. Der Bitcoin, die größte digitale Währung, verlor in der Nacht intestine acht Prozent und kostete 34.990 Greenback. Die zweitgrößte Kryptowährung Ether fiel um 8,5 Prozent auf 2389 Greenback.
Blick auf die Einzelwerte
Mercedes-Benz: Der Autobauer stockt nach einem Gewinnsprung die Dividende für die Aktionäre kräftig auf. Die soll von 1,35 Euro je Aktie für das von Corona-Lockdowns belastete Vorjahr nun auf überraschend hohe 5,00 Euro steigen. Das bescherte der Mercedes-Benz-Aktie in einem extrem schwachen Marktumfeld ein Minus von vier Prozent.
Heidelberg Cement: Der Baustoffkonzern will angesichts steigender Energiekosten die Preise weiter anheben. Denn die anhaltend hohen Kosten blieben insbesondere im ersten Halbjahr eine Herausforderung. Da die Baukonjunktur mit Investitionen in Infrastruktur weltweit sowie mit dynamischem privaten Wohnungsbau weiter brummt, ist Konzernchef Dominik von Achten zuversichtlich für 2022. Der Umsatz soll deutlich steigen, das operative Ergebnis leicht zulegen. Die Aktie verliert mehr als fünf Prozent.
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