Der Lkw-Hersteller hat im ersten Quartal deutlich mehr Gewinn gemacht als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge sank jedoch.
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Wien Bei Daimler Truck brummt das Geschäft. Der weltgrößte Hersteller von schweren Sattelschleppern und Bussen steigerte im ersten Quartal 2023 seinen Gewinn auf fast das Dreifache. Von Januar bis März des laufenden Jahres schrieb Daimler Truck ein Konzernergebnis von 795 Millionen Euro, nach 275 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Das entspricht einem Zuwachs von 189 Prozent. Das gab das Unternehmen am Dienstag bekannt.
Den Umsatz steigerte der Nutzfahrzeughersteller um gut ein Viertel auf 13,2 Milliarden Euro. Ausschlaggebend für den Anstieg sei eine starke Nachfrage gewesen. Daimler Truck konnte seinen Absatz in den ersten drei Geschäftsmonaten um 15 Prozent steigern und lieferte dank stabiler werdender Lieferketten insgesamt 125.000 Lkw und Busse aus.
Das macht sich auch im Barmittelzufluss im Industriegeschäft bemerkbar. Dieser kletterte von 73 auf 168 Millionen Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn liegt mit rund 1,2 Milliarden Euro ebenfalls deutlich im Plus. Die adjustierte Umsatzrendite fällt mit 8,8 Prozent um fast drei Punkte höher aus als im Vorjahresquartal.
Daimler Truck hofft „positiven Schwung“ beibehalten zu können
„Unsere Ergebnisse im ersten Quartal haben die Gewinnerwartungen des Kapitalmarkts übertroffen, und alle unsere industriellen Geschäftsbereiche haben zum Wachstum der Profitabilität beigetragen“, bekundete Jochen Goetz, Finanzchef von Daimler Truck. Der Manager hofft, den „positiven Schwung“ in den kommenden Quartalen beibehalten zu können. „Wir erwarten 2023 ein weiteres Jahr mit einer Nachfrage deutlich über dem Angebot“, sagte Goetz. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass Kunden Aufträge stornierten. Manche Analysten rechneten mit Stornierungen wegen der schwachen Konjunktur.
Analysten von Jefferies warnen dagegen vor steigendem Margendruck durch höhere Lohnkosten und einen absehbar härteren Preiswettbewerb infolge des abebbenden Chipmangels im zweiten Halbjahr. In den vergangenen drei Jahren gab es im Lkw-Markt insgesamt nur ein begrenztes Angebot. Die Hersteller mussten teils Aufträge ablehnen, da sie diese nicht schnell genug abarbeiten konnten.
Das Geschäft mit Reisebussen hat wieder einen Betriebsgewinn gemacht, bereitet dem Unternehmen aber weiter Sorgen.
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Lkw-Bauer: Steigender Margendruck, sinkende Aufträge bei Daimler Truck
Jefferies-Experte Himanshu Agarwal geht allerdings davon aus, dass die Branche 2023 den Höhepunkt dieses Zyklus erreicht hat und Verkäufe wie Margen der Lastwagenbauer wieder sinken dürften. Bei Daimler Truck gehen die Bestellungen bereits zurück. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist der Auftragseingang auf 123.000 Fahrzeuge um elf Prozent geschrumpft.
Sorge bereiten Daimler Truck auch Hackerangriffe, die die Stabilität der Lieferketten gefährden könnten. Zum Ende des ersten Quartals hätten Cyberattacken den Zulieferer von Daimler Truck Probleme bereitet, sagte Finanzchef Goetz am Dienstag. Nach der Verbesserung der Chip-Versorgung gebe es nun Engpässe bei anderen Teilen. „Wir sind nicht sicher, dass die Lieferkette stabil genug ist für ein höheres Volumen“, sagte Goertz. Deshalb habe der Dax-Konzern trotz des starken ersten Quartals den Ausblick bei einer bereinigten Umsatzrendite von 7,5 bis 9,0 Prozent im Gesamtjahr belassen. Bei stabiler Lieferkette könne es im Jahresverlauf aber Aufwärtspotenzial geben. Produktionsstopps wie im vergangenen Jahr erwartet Daimler derzeit zumindest nicht.
Wichtige Wettbewerber wie die Volvo Group sind bereits deutlich profitabler. Die Schweden erzielten im ersten Quartal eine adjustierte Marge von 14 Prozent. Zudem konnte Volvo seine Neuaufträge im Gegensatz zu Daimler Truck um ein Drittel steigern. Dennoch haben auch die Schwaben Fortschritte gemacht.
Daimler Truck: Starkes US-Geschäft, schwache Busse
Insbesondere das zentrale Geschäft in Nordamerika läuft gut. Der Umsatz der Sparte legte im ersten Quartal um 27 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro zu. Die Marge stieg um mehr als drei Punkte auf 11,6 Prozent.
In Europa und Lateinamerika machen sich derweil die Restrukturierungen bei der Kernmarke Mercedes-Benz bezahlt. Der bereinigte Betriebsgewinn der Division stieg um fast ein Drittel auf 440 Millionen Euro. Die Rendite liegt mit 8,8 Prozent am oberen Ende der Erwartungen.
Schwierig bleibt dagegen das Busgeschäft. Insbesondere der Verkauf von Reisebussen ist im Zuge der Coronapandemie stark eingebrochen. Die Sparte konnte im ersten Quartal mit neun Millionen Euro zumindest wieder einen kleinen Betriebsgewinn machen. Im Vorjahresquartal waren es noch 45 Millionen Euro Verlust gewesen.
Ebenfalls besser, aber weiter schwierig ist die Lage in Asien für Daimler Truck. Der Absatz der Einheit liegt zwar bei fast 40.000 Fahrzeugen und damit um ein Drittel über den Verkäufen des Vorjahrsquartals. Das bereinigte Betriebsergebnis fällt mit 80 Millionen Euro aber nach wie vor eher schwach aus. Die bereinigte Umsatzrendite von 4,6 Prozent liegt weit unter jener in Nordamerika und Europa.
Mit Material von Reuters
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