Banken in Deutschland haben 14 Millionen Visa-Debitkarten herausgegeben.
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Frankfurt Der US-Zahlungskonzern Visa hat die Zahl seiner Debitkarten in Deutschland seit Ende 2020 nahezu verdreifacht. „Aktuell haben Banken in Deutschland mehr als 14 Millionen Visa-Debitkarten ausgegeben“, sagte Albrecht Kiel, Visa-Chef für Zentraleuropa, dem Handelsblatt. Ende 2020 seien es noch fünf Millionen Visa-Debitkarten gewesen. Das Produkt war 2018 an den Start gegangen.
Und Kiel blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Wir sind sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung in Deutschland, und wir sind optimistisch, weiter zu wachsen.“ Transaktions- und Umsatzzahlen will Visa für Deutschland aber nicht nennen.
Die jüngsten Zahlen von Visa zur Kartenausgabe zeigen: Die Konkurrenz für die Girocard nimmt zu. Insgesamt 20 Finanzinstitute in Deutschland geben Visa-Debitkarten aus. Dazu gehören die Onlinebanken ING, DKB und Comdirect sowie Hypo-Vereinsbank, Santander und Targobank. Einige Kreditinstitute bieten ihren Kundinnen und Kunden parallel auch eine Girocard, besser bekannt unter ihrem alten Namen „EC-Karte“, an, teils allerdings mit einer Gebühr belegt.
In der Regel erhalten Girokonto-Kunden zumindest eine Bankkarte ohne extra Preis. Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken, die Deutsche Bank und die Commerzbank geben die Girocard als Hauptkarte heraus. Die Girocard ist das eigene Bezahlsystem der deutschen Kreditwirtschaft, insgesamt sind mehr als 100 Millionen Girocards in Umlauf.
Die Debitkarten von Visa und Mastercard stehen daher in Konkurrenz zur Girocard. Ein Vorteil der Debitkarten von Visa und dem Wettbewerber Mastercard ist, dass Kunden damit auch beim Onlineshopping bezahlen können.
Zu den Vertragskonditionen mit den Banken äußert sich Visa nicht. Auch zur Zahl der Kreditkarten in Deutschland macht Visa keine Angaben. Die deutschen Verbraucher nutzen Kreditkarten vergleichsweise wenig.
Bargeld bleibt beliebtes Zahlungsmittel
Auch bei den sogenannten Akzeptanzstellen – Kartenlesegeräte, die Zahlungen mit entsprechenden Karten annehmen – legte Visa deutlich zu. In Deutschland zählte Visa selbst Ende 2022 eine Million Akzeptanzstellen und damit 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Visa werde in diesem Geschäftsjahr bis zu zwölf Millionen Euro in den Ausbau der Akzeptanz in Deutschland investieren, kündigte Kiel an. Für die Girocard liegt die Zahl der Akzeptanzstellen bei etwas über einer Million.
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An der Ladenkasse begleichen die Deutschen nach wie vor die meisten Einkäufe mit Bargeld. Gemessen am Umsatz machen Kartenzahlungen aber mehr als die Hälfte der Einkäufe aus, der Großteil davon läuft über die Girocard.
Die Händler zahlen eine Gebühr an die kartenausgebenden Banken, die in der EU bei Debitkarten auf 0,2 Prozent des Umsatzes gedeckelt ist. Die Girocard gilt als die günstigste Variante für den Handel.
Visa hält an V-Pay-Funktion fest
Das Verhältnis zwischen Banken auf der einen Seite und Mastercard und Visa auf der anderen Seite ist ambivalent. Zwar steht die Girocard in Konkurrenz zu den Debitkarten der US-Konzerne. Zugleich sind Visa und Mastercard aber auch Partner jener Banken, die auf die Girocard setzen. Zum einen mit Blick auf die Ausgabe von Kreditkarten.
Zum anderen sind internationale Zahlungen mit der Girocard nur durch Funktionen von Visa und Mastercard, V-Pay und Maestro, möglich. Visa bietet V-Pay vorerst weiter an, Mastercard hat indes angekündigt, dass Banken nur noch wenige Monate Girocards mit Maestro-Funktion ausgeben dürfen. Alternativ können Banken neuerdings Girocards mit Zusatzfunktion Visa und Mastercard herausgeben. Dadurch sind Zahlungen im Ausland an der Ladenkasse sowie Onlinezahlungen möglich.
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