Der Alarmstatus steht auf Orange, die Magma-Zufuhr steigt – Wissenschaftler erwarten jederzeit die nächste Eruption. Der Kilauea-Vulkan auf Hawaii zeigt erneut seine unberechenbare Kraft.
Seit Jahrtausenden spuckt der Vulkan Kilauea auf Hawaii glühende Lava, die langsam die Hänge hinabfließt. Immer wieder mussten Siedlungen geräumt und Straßen gesperrt werden, Küstenabschnitte wurden von erstarrter Lava begraben. Der Vulkan bleibt aktiv – und die Wissenschaftler des US Geological Survey (USGS) behalten ihn rund um die Uhr im Blick.
Seit dem 4. März ist die zwölfte eruptive Episode in vollem Gange. Nach einer ruhigen Phase setzte zunächst schwacher Lavafluss ein – doch nur wenige Stunden später schossen glühende Fontänen bis zu 180 Meter hoch in den Himmel.
Die Aktivität begann mit kleineren Lavaströmen, die zwischen den Förderschloten im Halemaʻumaʻu-Krater pulsierten. Dann wandelte sich das Geschehen: Eine erste kontinuierliche Lavafontäne brach aus dem Nordschlot aus, wuchs rasant auf bis zu 50 Meter Höhe an – und stieg weiter in die Höhe.
Wenig später waren sowohl der nördliche als auch der südliche Förderschlot aktiv, speisten riesige Lavaströme und überzogen rund ein Drittel des Kraterbodens mit frischer Schmelze. Doch das Feuerwerk hielt nicht lange: Die Fontänenhöhe nahm ab, aktuell ist nur noch ein Schlot aktiv und versorgt einen langsamen Lavastrom, der den Krater durchquert.
Gemäß aktuellen Messungen könnte es aber in den kommenden Tagen zu einem starken Ausbruch kommen. Die Magma-Zufuhr am Gipfel steigt weiter, das Hawaiian Volcano Observatory (HVO) rechnet jederzeit mit einer neuen Eruption. Das Vulkanobservatorium mit Sitz in Hilo, Hawaii, überwacht sechs hawaiianische Vulkane: Kilauea, Mauna Loa, Kamaʻehuakanaloa, Hualalai, Mauna Kea und Haleakala.
Nun hat das HVO den Alarmstatus für Kilauea auf Orange gesetzt. Grund sind nicht nur die Lavaaktivitäten, sondern auch gefährliche vulkanische Gase und feine Glasfasern („Peles Haar“), die durch den Wind verteilt werden und Anwohner sowie Besucher beeinträchtigen können.
Wie bei den vorherigen Eruptionen begann nach dem letzten Ausbruch eine neue Phase der Magmainflation: Während sich der Boden zunächst senkte, hob er sich bald darauf wieder an – ein Zeichen dafür, dass sich neues Magma seinen Weg bahnt. Messungen zeigen eine Bodenhebung um über zehn Mikroradian, was fast exakt dem vorherigen Senkungswert entspricht.
Seit dem 23. Dezember 2024 folgt der Kilauea einem neuen Muster: Eruptionsphasen zwischen 13 Stunden und 8 Tagen werden von Pausen zwischen 24 Stunden und zwölf Tagen unterbrochen. Wann die aktuelle Episode endet – oder ob sie sich mit der nächsten überschneidet –, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Der Kilauea bleibt unberechenbar.
Dabei sorgt der Vulkan immer wieder für spektakuläre Naturphänomene – zuletzt mit einem sogenannten „Lavanado“. Der Fotograf Scott Malis hielt das dramatische Naturschauspiel am 26. Februar auf Video fest – am letzten Tag der elften Eruptionsepisode des anhaltenden Ausbruchs des Kilauea. Er beschreibt das Phänomen als eine tornadoähnliche Bewegung, ähnlich einem Staubteufel, der über das Vulkangestein fegt. Dabei wurde Lava mehrere Hundert Meter in die Luft geschleudert.
„Die Hitze der Lava vermischt sich mit der kühlen Luft auf dem Berg und erzeugt eine tornadoähnliche Bewegung, wie eine Trichterwolke“, erklärte Malis das Phänomen. Der Fotograf lebt seit mehr als 15 Jahren auf der Insel und besucht den Nationalpark „ständig“, um vulkanische Aktivitäten zu beobachten. Sieben der zwölf Episoden des anhaltenden Gipfelausbruchs hat er miterlebt. Die elfte eruptive Episode sei jedoch „definitiv die mit Abstand umfangreichste, die ich je gesehen habe“ gewesen, sagte Malis.