„Alles aus Liebe“ stand auf dem Oberteil eines 44-Jährigen, der am Dienstag in Bremen wegen eines Femizids verurteilt wurde. Er hatte eine Bekannte getötet.
Ein 44 Jahre alter Mann aus Bremen, der nach einer Feier eine Bekannte tötete, ist wegen Totschlags verurteilt worden. Er muss für elf Jahre ins Gefängnis, wie am Dienstag am Landgericht Bremen entschieden wurde.
Nach Aussage der Vorsitzenden Richterin gab es keinen Zweifel, dass der Angeklagte im Mai vergangenen Jahres die gleichaltrige Frau erstickte. „Alles passt zusammen“, sagte die Richterin. Für die Rekonstruktion der Tatnacht nutzte das Gericht Bewegungsprofile, die unter anderem mit Smartphonedaten erstellt wurden.
Kennenlernen rund einen Monat vor der Tat
Die Richterin sprach von einem Femizid. So werden Gewaltverbrechen bezeichnet, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. Die Frau habe nichts falsch gemacht, sagte die Richterin. Sie sei zum Opfer geworden, weil sie eine Frau war.
Der Mann und das spätere Opfer lernten sich rund einen Monat vor der Tat kennen. Sie schrieben sich regelmäßig WhatsApp-Nachrichten. Unter anderem am ersten Verhandlungstag wurden die Mitteilungen verlesen. Die Unterhaltungen waren an manchen Stellen harmonisch. Einmal warf die Frau dem Mann vor, sein Text klinge ein bisschen wie eine Drohung. Im Nachhinein wirkt die Aussage wie eine Vorahnung.
44-Jähriger griff bereits seine Ex-Partnerin an
Was die Frau zu dem Zeitpunkt nicht gewusst haben dürfte: Ihre neue Bekanntschaft hatte einer früheren Partnerin schon einmal mit einem Messer in den Bauch gestochen. Das wurde am Dienstag publik.
Die Richterin sagte, eine Beziehung habe sich angebahnt. Um eine feste Partnerschaft habe es sich nicht gehandelt. Vor dem Geburtstag des Mannes und am Tag selbst verbrachten sie Zeit miteinander. Mit Bekannten tranken sie Bier und Schnaps in mehreren Kneipen. Der Mann soll sich wie schon am Vorabend eifersüchtig verhalten haben, die Frau soll ihn später ignoriert haben.
Verteidigung beantragte Freispruch
Der Mann verließ in der Nacht die Kneipe, in der sie sich aufhielten, und begab sich zu der Wohnung der Frau. Sie kehrte am frühen Morgen zurück. Was sich in den Räumen ereignete, konnte das Gericht nicht genau feststellen. Der Mann fasste nach Überzeugung des Gerichts den Entschluss, seine Bekannte zu töten. Er drückte ihr ein Kopfkissen auf das Gesicht und würgte sie, bis sie starb. Ein Sexualdelikt wurde ausgeschlossen. Lesen Sie hier mehr zu der Tat.
Vor dem Urteil hatte die Staatsanwaltschaft elf Jahre und acht Monate Haft für den Angeklagten gefordert. Der Nebenklagevertreter sprach sich für zwölf Jahre aus. Die Verteidigung beantragte einen Freispruch. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Während des mehrmonatigen Verfahrens äußerte sich der Mann nicht zu den Vorwürfen. Am Dienstag drehte er den Zuschauern den Rücken zu. Auf der Rückseite seines Oberteils stand: „Alles aus Liebe“.