New York Jerome Powell hat wieder einmal für Erleichterung an den Aktienmärkten gesorgt. Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) signalisierte am Mittwoch bei einer Kongressanhörung einen vorsichtigeren Kurs hinsichtlich der anstehenden Zinserhöhungen. Zwar wolle er wie geplant an einer Zinserhöhung um ein Viertel Prozentpunkt festhalten, wenn die Notenbanker in zwei Wochen tagen.
Doch er kündete auch an, dass die Fed wegen des Krieges in der Ukraine und den schwer absehbaren Folgen für die Weltwirtschaft sehr vorsichtig agieren wolle. „Wir müssen schnell auf eingehende Daten und die sich entwickelnden Aussichten reagieren“, betonte Powell.
Die Anleger werteten das nach den Verlusten vom Dienstag als positives Zeichen.
Die drei großen Indizes machten Gewinne: Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss am Mittwoch 1,8 Prozent höher auf 33.891 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,6 Prozent auf 13.752 Punkte vor. Der breiter gefasste S&P 500 legte 1,9 Prozent auf 4386 Punkte zu. Zehn der elf Sektoren im S&P 500 konnten am Mittwoch um mindestens ein Prozent zulegen.
Fünf davon schafften sogar ein Plus von jeweils über zwei Prozent. Tom Lee vom Analysehaus Fundstrat geht davon aus, dass die Volatilität der vergangenen Tage noch eine ganze Weile andauern könnte. Sein Kursziel für den S&P 500 liegt zum Jahresende indes bei 5100 Punkten – das wäre ein Plus von 16 Prozent gemessen am Schlusskurs von Mittwoch.
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Lee ist für seine optimistischen Prognosen bekannt, lag damit zuletzt jedoch auch oft richtig. Die vorsichtigere Gangart der Fed „senkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbank zu schnell auf die Bremse geht und dabei eine Rezession verursacht“, sagte er im US-Börsensender CNBC. Er habe große Hoffnungen, dass sich die Märkte in der zweiten Jahreshälfte deutlich erholen werden.
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Staatsanleihen legen erneut zu
Die Renditen auf zehnjährige Staatsanleihen zogen erneut deutlich an, von 1,708 auf 1,862 Prozent. Das battle der größte Tagesgewinn seit dem 18. März 2020, als die Pandemie in den USA gerade begann. „Anleger bevorzugen weiter Qualität und Sicherheit“, so der Kapitalmarktexperte Mohamed El-Erian, der unter anderem die Allianz berät.
Der Devisenmarkt zeigte sich unterdessen weiterhin weitgehend stabil. Der Euro fiel am Mittwoch nur leicht gegenüber dem Greenback, doch der Abwärtstrend hält an. Ein Greenback kostete 1,11 Euro, damit battle die europäische Währung so schwach wie seit rund zwei Jahren nicht mehr.
Gold und Öl weiter mit Rückenwind
Der Goldpreis legte um 0,5 Prozent zu. Der Platin-Preis battle nach einem starken Dienstag weitgehend stabil. Die Spekulanten setzen darauf, dass die Platin-Nachfrage für beispielsweise Autokatalysatoren durch einen möglichen Lieferausfall von russischem Palladium steigen wird.
Rohöl der Sorte Brent setzte den Aufwärtstrend indes weiter deutlich fort. Die US-Sorte WTI legte um bis zu neun Prozent zu und erreichte ein Elf-Jahres-Hoch von 112,51 Greenback je Barrel (159 Liter). Allein seit Montag haben die Preise um 21 Prozent zugelegt, das battle der größte Drei-Tagesgewinn seit Mitte Mai 2020.
Analysten warnen unterdessen vor den Auswirkungen hoher Ölpreise für die Weltwirtschaft. „Allein ein Abflauen der Nachfrage könnte die Preise wieder nach unten bringen“, gibt Edward Moya vom Analysehaus Oanda zu bedenken. Für jede zehn Greenback, die der Ölpreis steigt, werde das Bruttoinlandsprodukt der USA um 0,2 Prozentpunkte fallen.
Kryptowährungen
Die beiden großen digitalen Währungen, Bitcoin und Ether, notierten am Mittwoch leicht schwächer. Der Bitcoin verlor ein Prozent und kostete 43.950 Greenback. Ether notierte knapp unter der wichtigen 3000-Greenback-Marke. Sowohl Russland als auch die Ukraine haben starkes Interesse an dem Cybergeld. In den USA dagegen zeichnet sich strengere Regulierung ab, auch für die beliebten NFTs.
Das sind digitale Echtheitszertifikate, die auf der Blockchain abgebildet werden und die gerade bei digitaler Kunst und Statussymbolen einen Increase erleben. Die US-Börsenaufsicht untersuche jedoch, ob NFTs auch als Wertpapiere genutzt würden, wie der Finanzdienstleister Bloomberg berichtete.
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