Der FC Bayern rätselt nach dem nächsten überraschenden Patzer über dessen Ursachen. Die Beteiligten landen dabei alle bei einer zentralen Frage.
Jan-Christian Dreesen war nach der überraschenden 0:1-Niederlage des FC Bayern gegen Bremen bedient. Der Schock über den folgenschweren Patzer des Rekordmeisters im Meisterkampf mit dem nun um sieben Punkte enteilten Tabellenführer Bayer Leverkusen stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.
„Was heißt geschockt? Wir haben die ersten 70 Minuten einfach langweiligen Fußball gespielt“, sagte der Vorstandsboss des FC Bayern auf t-online-Nachfrage. Eine wirkliche Erklärung dafür hatte aber auch Dreesen nicht parat und rätselte nur über die möglichen Ursachen. „An der Qualität der Mannschaft kann es nicht liegen. Zumal erst recht dann nicht, wenn wir vor wenigen Wochen noch vom Champions-League-Finale träumen und sprechen. Da wechselt sich die Einstellung wie das Wetter offensichtlich.“
Diese zentrale Frage beschäftigt den FC Bayern
Damit war auch er schnell bei dieser zentralen Frage der Mannschaft angelangt, die die Bayern auch teamintern bereits beschäftigt: die nach der Mentalität. Ausnahmslos jeder Spieler, der sich nach dem desolaten Auftritt gegen Bremen äußerte, sprach die ebenfalls an.
Kapitän Manuel Neuer hatte bei seinen Mitspielern „so ein bisschen das Selbstverständnis vermisst“. Sein zweiter Stellvertreter Joshua Kimmich hatte „nicht das Gefühl, dass wir wissen, um was es geht“. Und Vizekapitän Müller fasste zusammen: „Es war einfach zu wenig Leben drin.“
Neuer hatte die Bayern zumindest mit mehreren starken Paraden vor einem noch früheren und höheren Rückstand bewahrt. Joshua Kimmich war im Mittelfeld vergeblich um Ordnung bemüht, bevor er dann nach knapp einer Stunde für Müller ausgewechselt wurde. Star-Neuzugang Harry Kane blieb über 90 Minuten nahezu wirkungslos und kam am Ende gerade einmal auf 23 Ballkontakte und keinen einzigen wirklich gefährlichen Torschuss.
Hat Bayern ein Mentalitäts- und Führungsproblem?
Auch die vermeintlichen Anführer des FC Bayern schafften es nicht, der Mannschaft die notwendigen Impulse zu geben. Haben die Münchner etwa nicht nur ein Mentalitäts-, sondern auch noch ein Führungsproblem?
Die Dinge würden teamintern schon angesprochen werden, verriet Konrad Laimer. „In der Halbzeit wird gesagt: ‚Da muss mehr kommen‘. Vor dem Spiel wird gesagt: ‚Heute ist es wichtig‘. Aber am Ende zählen die Taten. Es bringt nichts, wenn wir nur rumreden“, so der Österreicher. Der Neuzugang aus Leipzig, der bislang eigentlich eher als Vertreter der leisen Töne bekannt war, sprach ungewohnt deutlich Klartext.
„Das war heute sicher zu wenig von allen. Wir müssen auch 90 Minuten da sein, wenn angepfiffen wird, und nicht so Larifari spielen und denken: ‚Das gewinnen wir eh, weil wir individuell besser sind'“, sagte der 26-Jährige. Auf der Rechtsverteidigerposition war er als einer der wenigen gegen Bremen immerhin mit vollem Einsatz sowie mit den meisten (116) Ballkontakten und einer starken Passquote von 97 Prozent (91/94) positiv aufgefallen.
„Dann war es auf einmal so komisch still“
„Dann war es auf einmal so komisch still“, schilderte Laimer seine Eindrücke auf dem Platz während der sich anbahnenden Niederlage gegen Werder. „Dann muss halt mal in der Hinsicht einfach mehr kommen, wenn man nach zehn Minuten merkt: Okay, heute wird’s zäh und wir finden nicht so unseren Rhythmus.“
Nur herumzuschreien bringe freilich auch nichts, so der 26-Jährige. Stattdessen reiche „auch mal nur eine Aktion, ein Sprint, ein gewonnener Zweikampf, dass man einfach die ganze Mannschaft wieder mitzieht“, so Laimer. „Das hat heute auf jeden Fall gefehlt. Dass das immer wieder mal fehlt, das wissen wir und auch, dass wir da etwas besser machen müssen.“
Und was genau? Diese eine „1a-Antwort“ darauf habe auch er nicht, so Laimer, der sich aber sicher ist: „Die Truppe hat genug Qualität und Mentalität.“