Ottmar Hitzfeld wird 75. Im t-online-Interview gibt er spannende Einblicke in sein Leben nach der Karriere. In Xabi Alonso sieht er seinen potenziellen Erben als zukünftiger Bayern-Trainer.
Um Ottmar Hitzfeld ist es ruhig geworden. Nachdem er seine erfolgreiche Trainerkarriere im Sommer 2014 nach der WM-Teilnahme mit der Schweiz beendet hatte, hat er sich mittlerweile nahezu komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er genießt seinen Ruhestand und gibt eigentlich keine Interviews mehr.
Vor seinem 75. Geburtstag, den er am Freitag feiert, macht er für t-online aber eine Ausnahme. Dabei gibt der ehemalige Erfolgscoach, der sowohl Borussia Dortmund (1997) als auch den FC Bayern (2001) zum Champions-League-Titel führte, spannende Einblicke in sein Leben nach der Karriere und seine Sicht auf das aktuelle Fußballgeschäft.
t-online: Herr Hitzfeld, am Freitag werden Sie 75 Jahre alt. Wie werden Sie Ihren Jubiläums-Geburtstag verbringen?
Ottmar Hitzfeld: Ich werde den 75. im engsten Familienkreis in Lörrach feiern. Wir werden zusammen in ein gutes Restaurant gehen.
Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Ich beschäftige mich nicht mit dem Ende des Lebens oder dass man jetzt das letzte Viertel erreicht hat. Ich lebe im Hier und Jetzt, genieße den Moment und den Ruhestand, weil man nicht mehr diese Terminhatz hat wie früher. Das Wichtigste ist, dass man gesund und die Familie intakt ist. Dann kann man das Leben genießen.
Ich beschäftige mich mit schönen Themen: Was wir als Nächstes unternehmen oder besichtigen, wo wir essen gehen, welches Buch ich als Nächstes lese. Dinge, die relaxed sind. Ich wünsche mir, dass es mir weiterhin so gut geht wie bisher und ich mein Leben weiterhin selbstbestimmt führen kann. Dafür investiere ich in meine körperliche Fitness schon einiges, versuche jeden Tag ein bisschen Sport zu machen.
Woran denken Sie nun besonders zurück?
Dass ich sehr viel Glück hatte in meinem Leben. Ich habe viele gute Entscheidungen getroffen, bezüglich meiner Vereine und natürlich meiner Familie. Meine Frau hat mich immer unterstützt, meine Entscheidungen, die ganzen Ortswechsel immer mitgetragen. Sie war ein großes Rückgrat, auch mein Sohn Matthias war sehr wichtig für mich.
Wie sehr verfolgen Sie das Fußballgeschäft mittlerweile noch?
Schon noch sehr intensiv. Ich schaue nicht jedes Spiel, aber Bayern und Dortmund interessieren mich nach wie vor natürlich besonders.
Teilen Sie Ihre Leidenschaft auch mit Ihren Enkeln?
Henry ist acht, Carlotta sechs und Oscar jetzt fünf. Mein Sohn lebt mit seiner Familie in München, da ist es naheliegend, dass man Bayern-Fan ist und den Fußball intensiv verfolgt. In den Weihnachtsferien waren wir dort, und da haben wir natürlich auch zusammen Fußball gespielt. Ein bisschen zumindest. Ich kann noch passen, viel mehr aber auch nicht (lacht) – und will da nichts riskieren. Aber Fußball ist schon die Leidenschaft, die ich mit der Familie auch teile.
Wie haben Sie das packende Meisterfinale erlebt, das sich mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern ihre beiden Ex-Vereine im Mai geliefert haben?
Das war auch für mich unglaublich aufregend und spannend. Eigentlich war ich ziemlich neutral. Für mich ist immer entscheidend, dass man sich den Erfolg auch selbst erarbeitet und verdient hat. Bayern hat seine Hausaufgabe gemacht – mit der letzten Aktion und dem Siegtor von Jamal Musiala. Für Dortmund war es dagegen ein Drama, die Meisterschaft noch zu verspielen. Das war für mich schon auch traurig. Ich habe besonders mit Edin Terzić mitgefühlt, weil er ein Sympathieträger ist. Für ihn, ganz Dortmund und alle Fans war es tragisch. Da hat der Fußball Geschichte geschrieben.