Die Münchner liefern sich mit den Katalanen eine wilde Partie – und kassieren am Ende eine herbe Klatsche. Das Spiel beginnt schon mit einem Paukenschlag.
Ein Abend zum Vergessen für den FC Bayern München: Der deutsche Rekordmeister hat das mit Spannung erwartete Champions-League-Duell beim FC Barcelona deutlich mit 1:4 (1:3) verloren und kam in einer intensiven Partie bei zeitweise berauscht aufspielenden Katalanen unter die Räder.
Der überragende Raphinha (1., 45., 56.) besorgte den Sieg der Mannschaft von Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick fast im Alleingang, Robert Lewandowski (36.) traf dazu gegen seinen alten Klub. Für die Münchner konnte Harry Kane zeitweise ausgleichen (18.).
Es ist bereits die zweite Niederlage im dritten Spiel dieser Saison in der „Königsklasse“ für die Elf von Trainer Vincent Kompany – und die mit Abstand klarste der bisherigen Spielzeit. Damit gerät für die Münchner in der Champions League nach nur drei Punkten aus den ersten drei Vorrundenspielen die direkte Qualifikation für das Achtelfinale zunehmend in Gefahr.
Mehr noch: Der gewagte Pressingfußball von Chefcoach Kompany ohne Absicherung und ohne starke Verteidiger ist international in der dargebotenen Form im Gegensatz zur Bundesliga nicht titelfähig. Die Bayern verloren in der Königsklasse nur zweimal noch deutlicher – jeweils beim 0:4 in Barcelona (2009) und gegen Real Madrid (2014). Diskussionen in München sind programmiert.
Mit Anpfiff gingen beide Mannschaften volles Tempo – und Barcelona legte in weniger als 60 Sekunden vor: Die Bayern wollten gleich ins Pressing – und wurden dafür direkt bestraft. Über Pedri landete der Ball bei Fermin Lopez an der Mittellinie, der spanische Europameister schaltete schnell und schickte den an der Mittelinie durchstartenden Raphinha. Der Brasilianer lief durch, nachdem Joshua Kimmich das Zuspiel nicht zu verhindern vermochte, stand dann nur noch vor Manuel Neuer, umkurvte den ehemaligen deutschen Nationaltorhüter und schob ein. Das Olympiastadion von Barcelona stand Kopf.
Doch die Münchner zeigten sich nicht beeindruckt. Im Gegenteil, gerade in der Anfangsphase begegneten sich beide Teams mit höchster Intensität. Und die Bayern reagierten mit Wucht: Michael Olise und Raphael Guerreiro setzten im Zusammenspiel Thomas Müller auf der rechten Seite ein, der flankte direkt punktgenau auf Kane – und der traf aus acht Metern per Kopfballaufsetzer zum schnellen Ausgleich in den linken Winkel. (10.).
Dachten zumindest die Bayern – aber nach Überprüfung durch den VAR stand schnell fest: Kane war im Abseits. Auch von diesem Schlag ließen sich die immer aktiveren Gäste aber nicht bremsen. Der weiter starke Olise zog einige Gegenspieler auf sich, passte dann diagonal zu Serge Gnabry auf die andere Seite. Der reagierte schnell, fand mit einer Hereingabe Kane in der Strafraummitte – und der Engländer traf artistisch per Volley ins linke Eck. Zu diesem Zeitpunkt völlig verdient.
Nun wurde Barcelona aber wieder aktiver, gingen verstärkter in die Offensive – und boten den Bayern damit Platz: Olise lief bei einer Konterchance auf links durch, stand vor dem Barca-Strafraum plötzlich frei und zog ab. Sein Schuss wurde aber von Inigo Martinez abgeblockt (23.).
Doch das änderte sich, als sich Spaniens Tabellenführer nach einer halben Stunde deutlich besser auf das Bayern-Spiel eingestellt hatte. Angetrieben von der herausragenden Dreierreihe Fermin, Raphinha und Lamine Yamal drehte Barça jetzt regelrecht auf.
Auch bei Lewandowskis erstem Barcelona-Treffer gegen die Bayern leistete Fermin die Vorarbeit. Die Münchner protestierten nach diesem Tor noch wegen eines vermeintlichen Foulspiels gegen Min-Jae Kim. Beim 1:3 kriegten sie dann Raphinha erneut nicht in den Griff.
Eine schlechte Spieleröffnung von Manuel Neuer ermöglichte dem Brasilianer gleich nach der Pause die nächste Chance (49.). Diesmal konnte der Südkoreaner Kim noch retten. Kurz danach lief Raphinha aber der kompletten Innenverteidigung der Bayern davon und schoss diesmal nach schöner Vorarbeit von Yamal sein drittes Tor. Im Sommer galt der einstige 58-Millionen-Transfer von Leeds United noch als Verkaufskandidat. Seit Flick sein Trainer ist, spielt der 27-jährige Brasilianer aber in der Form seines Lebens.
Kompany reagierte auf das Debakel mit einem Vierfach-Wechsel in der 60. Minute. Unter anderem kamen Musiala und der kaum noch berücksichtigte Leon Goretzka ins Spiel. Doch dieser Abend war für den FC Bayern gelaufen. Offensiv lief trotz einiger guter Ansätze bei Kingsley Coman (66.) und Leroy Sané (78.) nichts mehr zusammen.
Richtig laut wurde es im Stadion nur noch einmal, als der überragende Raphinha in der 75. Minute ausgewechselt wurde. Er ist nach Roy Makaay, Sergio Aguero und Cristiano Ronaldo erst der dritte Spieler, dem in einem Champions-League-Spiel drei Tore gegen den FC Bayern gelangen.