Max Eberl ist nun offiziell neuer Sportvorstand des FC Bayern in München. Das wurde höchste Zeit – für einen kommt er sogar schon zu spät.
Endlich ist es so weit: Max Eberl ist neuer Sportvorstand beim FC Bayern München. Am Dienstagvormittag wurde der 50-Jährige in seiner auffälligen grau-karierten Chino-Hose an der Seite von Präsident Herbert Hainer und Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen in der Allianz Arena präsentiert. Endlich deshalb, weil damit das Schmierentheater ein Ende hat, das seit Eberls Entlassung bei RB Leipzig aufgeführt wurde, die Ende September direkt vor dem Duell mit den Münchnern sehr plötzlich erfolgte.
Das Wort „Anstandsabstand“ fiel hinter den Kulissen des Rekordmeisters in den vergangenen Monaten häufig als Antwort auf die Frage, warum man Eberl nicht sofort, sondern erst jetzt, unmittelbar nach dem Rückspiel, verpflichtet habe. Dass der Ex-Profi, der bei Bayern einst zum Fußballprofi wurde, an seinem persönlichen Sehnsuchtsort ankommen würde, stand aber spätestens seit dem Tag seiner Freistellung außer Frage. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sein großer persönlicher Traum nun Wirklichkeit wurde.
Und zwar, wenn Eberl ehrlich zu sich selbst ist, eigentlich sogar schon bevor er sein Engagement in Leipzig überhaupt antrat, was auch deshalb von vornherein zum Scheitern verurteilt und letztlich das größte Missverständnis seiner bisherigen Karriere war.
Ein Irrglaube der Bayern-Bosse
Bayern gab sich zumindest nach außen damals entspannt mit Blick auf den sich anbahnenden Eberl-Wechsel nach München. Schließlich hatte man gerade erst Christoph Freund von Red Bull Salzburg als neuen Sportdirektor verpflichtet und damit einen Coup gelandet. Der Tenor, der auch aus der Führungsetage zu vernehmen war, lautete: Wir brauchen Eberl jetzt nicht unbedingt, aber die Möglichkeit, ihn irgendwann bekommen zu können, sei trotzdem schön.
Das war ein Irrglaube, wie man knapp fünf Monate später feststellen muss. Die haben nämlich gezeigt, dass es allerhöchste Zeit wurde, dass Eberl endlich anfängt. Denn Bayern braucht ihn sehr wohl – und zwar sofort. Eigentlich kommt er sogar schon zu spät. Denn mit ihm wäre Thomas Tuchel jetzt möglicherweise noch weiterhin – über das nun beschlossene Ende der Zusammenarbeit im Sommer hinaus Trainer – geblieben.
Warum? Nicht, weil Eberl die kurzfristige Entscheidung gegen Tuchel womöglich anders getroffen hätte. Bei seiner Vorstellung bezeichnete er die sogar als „richtig“, aber betonte ausdrücklich, nicht im Hintergrund bereits daran mitgewirkt zu haben.
Eberl ist das, was Tuchel fehlte
Nein, weil es mit ihm möglicherweise erst gar nicht dazu gekommen wäre. Denn speziell Tuchel hat in den vergangenen Monaten genau jemand wie Eberl an seiner Seite gefehlt. Das wurde in der schwierigsten Woche der jüngsten Vereinsdekade, in der die Münchner gleich drei schwerwiegende Niederlagen in Folge hinnehmen mussten und damit einen Titel nach dem anderen (zumindest schon fast) verspielten, überdeutlich. Gleich die erste davon, das 0:3 in Leverkusen, war gleichzeitig die empfindlichste gewesen – ein demütigender, vorzeitiger K.-o.-Schlag im direkten Duell im Kampf um die Meisterschaft.
In den Katakomben der BayArena taten sich die Klubverantwortlichen damals schwer, Erklärungen dafür zu finden. Dreesen zögerte zunächst sogar damit, sich überhaupt in der Mixed Zone dazu zu äußern. Womöglich auch deshalb, weil ihm als ehemaliger Banker neben seiner unbestrittenen wirtschaftlichen Seriosität die sportliche Vergangenheit und damit die Glaubwürdigkeit fehlt, um auch mal konkret den Finger auf die Mannschaft oder gar einzelne Spieler – und damit weg vom Trainer – zu richten.
Was Sammer für Guardiola war, hätte Eberl für Tuchel sein können
Genau das zu tun, wäre für Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge in dieser Situation dagegen eine Selbstverständlichkeit gewesen. Genauso wie für Eberl, den vor allem Hoeneß seit vielen Jahren auch als seinen persönlichen Nachfolger im Blick und nun inthronisiert hat. Eberl hätte in dieser schwierigen Phase für Tuchel genau der Blitzableiter sein können, der ihm gefehlt hat. Das, was Matthias Sammer einst ebenfalls als Sportvorstand, Bindeglied zur Mannschaft und ewiger Mahner für Pep Guardiola war.