Forscher haben eine fast unsichtbare Galaxie entdeckt und tauften sie auf den Namen „Nube“. Ihre außergewöhnlichen Eigenschaften lassen die Experten rätseln.
Sie heißt „Nube“ – und gibt Forschern derzeit einige Rätsel auf. Ein internationales Forschungsteam, angeführt vom Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) in Zusammenarbeit mit der Universität La Laguna (ULL) und weiteren Institutionen, hat eine fast unsichtbare Zwerggalaxie entdeckt. Diese könnte die bisherigen Modelle von sogenannter Dunkler Materie auf die Probe stellen.
Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Studie im Fachjournal „Astronomy & Astrophysics“. „Nube ist zehnmal schwächer als andere Galaxien ihrer Art, aber auch zehnmal ausgedehnter“, erklärt Mireia Montes vom IAC und der ULL. Ihre bemerkenswerten Eigenschaften lassen die Wissenschaftler rätseln: „Mit unserem gegenwärtigen Wissen verstehen wir nicht, wie eine Galaxie mit solchen extremen Eigenschaften existieren kann.“
„Nube“ ist das spanische Wort für „Wolke“. Der Name wurde von der 5-jährigen Tochter eines Forschers vorgeschlagen, weil die Galaxie einer ausgedehnten Wolke ähnelt. Das Himmelsobjekt ist so diffus und seine Sterne sind so weit verteilt, dass „Nube“ bislang unentdeckt geblieben war. Und das ist nicht das einzig Faszinierende an ihr. Normalerweise sind Galaxien im Inneren dichter besiedelt als am Rand. Bei „Nube“ ist die Sternendichte hingegen überall gleich niedrig. Das ist auch der Grund für ihre äußerst geringe Leuchtkraft.
„Nube“ lässt sich mit gängigen Modellen nicht erklären
Das Problem: Mit gängigen Modellen lässt sich die Existenz von „Nube“ eigentlich nicht erklären. Montes: „Wir haben keine brauchbare Erklärung innerhalb des derzeit akzeptierten kosmologischen Modells, dem der kalten dunklen Materie“. Prinzipiell besagt dieses Modell, dass große Strukturen im Universum durch Dunkle Materie erklärt werden können. Doch auf kleine Strukturen – wie die von „Nube“ – könne man das Modell nicht anwenden.
Eine mögliche Erklärung der Forscher ist, dass die außergewöhnlichen Eigenschaften von „Nube“ darauf hindeuten könnten, dass die Partikel, aus denen sich Dunkle Materie zusammensetzt, extrem kleine Massen haben könnten. „Wenn diese Hypothese bestätigt wird, wäre es eine der schönsten Demonstrationen der Natur, wie sich die Welt des Kleinsten mit der des Größten vereint“, heißt es in der Veröffentlichung.
Allerdings sind die Annahmen der Forscher bislang nur Spekulation. Weitere Beobachtungen mit dem Very Large Array (VLA) – einer Anlage, bestehend aus insgesamt 28 Radioteleskopen – und dem optischen William Herschel Telescope (WHT) sollen helfen, mehr über „Nube“ herauszufinden.