Klimaaktivisten färben in einem Park das Wasser grün. Damit protestieren sie gegen ein börsennotiertes deutsches Bergbauunternehmen.
Aktivisten der Gruppe „Klimagerechtigkeit Kassel“ haben am Sonntag in Kassel ein Unesco-Welterbe ins Visier genommen: Während der Wasserspiele im Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe lief plötzlich giftgrünes Wasser die Kaskaden herunter. Dazu entrollten die Umweltschützer ein Banner mit der Aufschrift „Trinkwasser statt Giftwasser“. Die Botschaft richtete sich an die K+S AG mit Sitz in Kassel. Das börsennotierte deutsche Bergbauunternehmen fördert vor allem Kali- und Salz, die in Produkten für landwirtschaftliche und industrielle Anwendungen vorkommen.
Die Aktivistinnen und Aktivisten forderten mit ihrer Aktion ein Ende der Salzverseuchung des Naturerbes weltweit und insbesondere des Flusses Werra. „Dafür bedarf es einer deutlichen Senkung der Grenzwerte. Die benutzte grüne Farbe ist, im Gegensatz zu den Abfällen von K+S, biologisch abbaubar“, hieß es in einer Erklärung auf der Internetseite der Gruppe, die den Salzhersteller schon lange kritisiert.
Der Vorwurf von „Klimagerechtigkeit Kassel“: „K+S verseucht durch ihr Abwasser die Werra und macht damit Trinkwasser zu Giftwasser.“ Dabei werde in Zeiten der zunehmenden Klimakrise statt Salz „klares und gesundes Trinkwasser, das alle sich leisten können“ gebraucht, stellte Gruppensprecherin Luna Garzón klar. Gemäß der Rahmenrichtlinie der Europäischen Union (EU) für Wasser solle die Wasserqualität der Werra „spätestens bis 2027“ wieder akzeptabel sein. Laut „Klimagerechtigkeit Kassel“ versuche K+S jedoch, diese Frist „durch massive Lobbykampagnen immer weiter zu verschieben“.
Darüber hinaus würden überflüssige Produktionsabfälle des Großkonzerns als Salzwasser in die Werra geleitet. Durch die Salzverseuchung gebe es „bis Bremen entlang der Werra und Weser“ kein Trinkwasser mehr. Um dem ein Ende zu setzen, müssten die Grenzwerte für den erlaubten Salzgehalt in der Werra „drastisch gesenkt“ werden, führte „Klimagerechtigkeit Kassel“ weiter aus. Die Gruppe forderte dazu einen baldigen Beschluss von der Politik.
Laut der Polizei war die Protestaktion am Sonntag nicht angemeldet. Als die Beamten vor Ort eintrafen, seien alle Beteiligten bereits geflüchtet. Nach Angaben von Zeugen wurde die Aktion mit einer Drohne gefilmt. Worum es sich bei der in das Wasser eingebrachten Substanz handelte und ob sie Sachschäden verursacht hat, wird nun ermittelt.
Wie die „Tagesschau“ weiter berichtet, nahm die Polizei inzwischen zwei mutmaßlich an der Protestaktion beteiligte Personen vorläufig in Gewahrsam. Wie viele Aktivistinnen und Aktivisten am Sonntag beteiligt waren, ist noch unklar. Die Polizei stellte Strafanzeigen wegen des Verdachts der Wasserverunreinigung.
Hessen Kulturminister, Timon Gremmels (SPD), kritisierte die Aktion: „Kunst und Kulturgüter anzugreifen und eine Beschädigung in Kauf zu nehmen, darf niemals Form des legitimen Protests sein, daher verurteile ich das Vorgehen der Aktivisten“, zitierte die „Hessenschau“ Gremmels. Seiner Meinung nach ist die Gefährdung einer Weltkulturerbestätte „kein geeignetes Mittel, um Öffentlichkeit für eine Meinungsäußerung herzustellen“.