Robin Gosens begegnet einem Fan, der ihn zuvor schwer beschimpft hat. Der Fußballer reagiert mit einem bewegenden Beitrag.
Ein Fan wünscht einem Fußballspieler den Tod. „Menschen wie dich brauchen wir auf dieser Welt nicht“, soll ein Fan dem Berliner-Union-Spieler Robin Gosens in einem sozialen Netzwerk geschrieben haben, seine Familie soll „mit mir verrecken“. Auslöser war offenbar eine TV-Aufnahme des Bundesligaspielers nach dem Spiel gegen Mainz 05 Anfang Februar, „weil ich scheinbar ein ‚falsches Gesicht‘ gezogen habe“, vermutet Gosens. Anhänger des Berliner Clubs hatten große Transparente hochgehalten, um gegen Investoren in der Bundesliga zu demonstrieren.
Szenenwechsel: Am vergangenen Samstag läuft Gosens nach dem 1:0 gegen Wolfsburg zum Stadionausgang, dort stehen Fans, die um Fotos bitten. „Gerne. Nach einem Sieg umso lieber. Ich gehe die Reihe durch, bis zu einem jungen Mann, der mich ebenfalls um ein Foto bittet, mir aber irgendwie bekannt vorkommt. Ich kriege aber nicht gegriffen, woher“, schrieb der Fußballer im Businessnetzwerk LinkedIn. Dann klickte es. Es war der Mann, der ihm geschrieben hatte.
„Was sind das für Menschen?“
Der Nationalspieler erkannte ihn wieder, weil er sich nach den verletzenden Worten das Profil des Schreibers und dessen Foto angesehen hatte. „Ich frage mich: Was sind das für Menschen, die einem auf Social Media den Tod wünschen, um einen fünf Tage später nach einem Foto zu fragen, weil sie ‚großer Fan‘ sind?“, schrieb Gosens.
Er fürchtet, dass ein Grund für den Angriff sein Erfolg als Sportler ist. „Unsere Gesellschaft bewegt sich gerade in die Richtung, dass der Neid der Menschen sie förmlich auffrisst und man sich nur noch zu helfen weiß, indem man dem anderen signalisiert, dass es alles scheiße ist, was er oder sie macht und dass man es ihm oder ihr auf gar keinen Fall gönnt“, schreibt er. Die Folge sei Hass. „Viel zu viel Hass“.
Erfolgreichen Menschen wurde nicht immer alles in die Wiege gelegt, schrieb der ehemalige Inter-Mailand-Spieler. Erfolg sei das Resultat „sehr harter Arbeit und großen Verzichts“. Sein Vorschlag: Erfolgreiche Menschen als Vorbild zu nehmen.
Der 29-Jährige wünscht sich aber auch einen besseren Umgang im täglichen Miteinander. „Es geht darum, dass ich den Typen in der Bahn antippe und ihm sage, dass ich sein Outfit toll finde, statt mich abzuwenden und neidisch darauf zu sein, dass ich es mir nicht leisten kann.“ Ein Kompliment sei in seiner Welt etwas „sehr Einfaches und unfassbar Wertschätzendes“.