Als Aktiver gehörte Fabian Hambüchen zu den Stars im deutschen Olympia-Team. Mittlerweile ist er in anderer Funktion dabei, aber noch mindestens genauso begeistert von den Spielen.
als ich die Treppenstufen zum Presseeingang der Arena Bercy vorbeilaufe, höre ich eine Stimme. „Na jetzt wird’s aber Zeit“, tönt es von hinten an mich heran. Ich bin etwas überrascht und drehe mich verdutzt um. Dort steht Fabian Hambüchen und kommt auf mich zu.
Genau, der Fabian Hambüchen – Olympiasieger sowie Welt- und Europameister, welcher vor zwei Jahrzehnten mal als „Turnfloh“ bekannt war. Wir lachen, begrüßen uns kurz und betreten die Halle der olympischen Turnwettbewerbe. Für ihn geht’s weiter zu den TV-Boxen, denn er ist mittlerweile Reporter und Kommentar bei Eurosport, für mich auf die Pressetribüne.
Kaum zu glauben, aber mittlerweile ist es 20 Jahre her, dass Hambüchen quasi über Nacht zu einem der bekanntesten Sportler Deutschlands wurde. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen avancierte der damals 16-Jährige mit seiner frischen, unbekümmerten Art zum Publikumsliebling. Danach folgte eine höchst erfolgreiche Karriere, während der er zweimal zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt wurde.
Auch mit nun 36-Jahren ist Hambüchen noch topfit und hat die für Turner typischen, massiven Oberarme. Er ist ein offener Typ, der Autogramm- und Selfiewünsche der Fans gerne erfüllt. Und Hambüchen ist ein echter Olympia-Freak. Einer, der die Spiele mit jeder Faser seines Körpers aufzunehmen und während dieser gut zwei Wochen voll und ganz im olympischen Kosmos aufzugehen scheint.
„Olympische Spiele haben einfach etwas Magisches. Von diesem Event hat jeder von uns als Kind geträumt. Es ist unglaublich, wenn Menschen aus so vielen Ländern zusammenkommen. Das ist es, was den Sport ausmacht – das Miteinander und Fair Play, ohne Barrieren“, erzählte er mir bereits vor über einer Woche. Damals trafen wir uns bei einer Tour durchs Olympischen Dorf.
Und schon dort wurde schnell klar, was Hambüchen mit diesen Sätzen meinte. Denn der 1,63 Meter große Ex-Turner konnte keine hundert Meter gehen, ohne dass er einen der anwesenden Sportler begrüßte, ein kurzes Pläuschchen hielt oder ihm ein „Hi Fabian“ zugerufen wurde.
Auch, wenn Hambüchen mittlerweile nicht mehr als Aktiver da ist, ist schnell zu spüren, was ihm dieser Ort bedeutet. „Ich kenne viele ja noch. Die sehen mich nicht als Journalist, sondern als Sportler. Das merke ich natürlich“, verriet mir der Reck-Olympiasieger von 2016.
Nach dem Coup von Rio beendete er seine Karriere. Seitdem war Hambüchen für Eurosport bei allen Olympischen Spielen vor Ort – auch 2021 in Tokio und 2022 in Peking, als die Corona-Pandemie massive Einschränkungen mit sich brachte.
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Quelle: Eurosport
Den größten Unterschied zu Paris bringt er so einfach wie treffend auf den Punkt: „Menschen.“ Genauer gesagt: „Keine Masken, keine Einschränkungen. Man kann sich einfach voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Alles andere wie Corona-Test interessiert nicht mehr. Und natürlich die Atmosphäre, die Stimmung und die Fans.“
Bei diesen Sätzen glänzen seine Augen. Olympische Spiele sind und bleiben für ihn die wichtigsten Wochen im Sportjahr. Und in Bezug auf das Olympische Dorf verriet er mir, dort am liebsten direkt wieder einziehen zu wollen.