Bereits zum dritten Mal ist Galeria insolvent. Damit die Kaufhauskette endlich wieder Erfolgsnachrichten produziert, müssen deutliche Veränderungen vorgenommen werden, sagen Experten.
Aller guten Dinge sind drei: Das scheinen auch die Investoren der angeschlagenen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zu denken. Immerhin durchläuft das Unternehmen derzeit sein drittes Insolvenzverfahren seit 2020. Dennoch sind sich der Amerikaner Richard Baker und der Deutsche Bernd Beetz mit dem Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus einig geworden.
„Wir sind froh, dass unser Plan einstimmig angenommen und unterstützt wird. Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus“, erklärte Beetz bei Verkündung am Mittwoch.
Doch auf die Macht des Sprichworts allein sollte sich das Investorenkonglomerat nicht verlassen. Denn es gibt eine Reihe ungelöster Probleme und nach den Pleiten in der Vergangenheit sind Branchenexperten skeptisch.
Schwächelnde Standorte
Zum einen sind da die vielen Standorte mit jeweils großen Immobilien. Galeria betreibt noch 92 Filialen mit 12.800 Beschäftigten. Die neuen Eigentümer der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wollen voraussichtlich mehr als 70 der 92 Filialen fortführen. Welche Filialen geschlossen werden und welche erhalten bleiben, soll Ende April bekannt gegeben werden. Die 92 Standorte sind bereits eine deutlich reduzierte Anzahl der 172 Warenhäuser, die es bis 2020 noch gegeben hatte.
Man könne es sich nicht leisten, ein Boot zu haben, das „ein großes Leck habe, untergeht und die ganze Flotte“ mitreiße, so Beetz. Gemeint sind damit unprofitable Standorte und ineffiziente Geschäftsstrukturen.
Manche Experten glauben, dass die Anzahl der Filialen in den kommenden Jahren noch deutlich stärker abnehmen wird. „Ich halte 20 Filialen für eine realistische Zahl. Alles, was darüber hinausgeht, ist ein Zugeständnis an den Insolvenzverwalter, damit man den Zuschlag bekommt und die Häuser für eine gewisse Zeit weiterbetreibt“, sagte etwa Jörg Funder, Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms. Es würden 50 bis 60 Häuser derzeit als profitabel eingeschätzt, schreibt die Handelsberatung BBE.
Der Deutsche Städtetag ist dennoch optimistisch, dass ein Neustart gelingen kann. „Viele Städte mit Galeria-Standorten werden heute aufatmen“, so Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy am Mittwoch. Für die Städte zähle, dass den verbleibenden Standorten eine Zukunftsperspektive gegeben wird, auf die sie bauen könnten. „Das gilt vor allem für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Galeria-Filialen. Sie mussten wiederholt und seit Monaten um ihre Jobs bangen.“
Gerade die Job-Unsicherheit sieht der Dortmunder Betriebsrat allerdings noch nicht überwunden. Denn noch stehe nicht fest, welche Standorte erhalten bleiben, sagt Christian Kalots: „Man fragt sich nach den Erfahrungen der letzten beiden Insolvenzen: Was wird aus jedem Einzelnen? Also bin ich betroffen oder nicht, oder ist mein Standort betroffen?“, so Kalots. „Das sind Fragen, die da sind. Deshalb ist die Freude zurückhaltend.“
Hohe Mieten
Ein besonderes Problem gibt es zudem mit den Immobilien selbst: Sie gehören nicht dem Unternehmen, sondern sind angemietet. Mit den Vermietern würden deshalb nun intensive Verhandlungen geführt, so Investor Beetz.
Fehlende Investitionen
Auch die Investoren selbst rufen bei Branchenbeobachtern Skepsis hervor. Immerhin war Richard Baker als Chef des kanadischen Unternehmens HBC vor einigen Jahren Eigentümer von Galeria Kaufhof, verkaufte die Kette dann an Benko. Daraufhin kam es zur Fusion mit Karstadt und der unter Baker entlassene Kaufhof-Chef Olivier van der Bossche wurde zurückgeholt. Mehr zu Investor Baker lesen Sie hier.