Tatsächlich zeigt sich ein wenig Unsicherheit bei Björn Höcke.
Das TV-Duell zwischen dem CDU-Politiker Mario Voigt und dem Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke erregt deutschlandweit große Aufmerksamkeit.
Beide fallen durch ihre unterschiedliche, ja sogar gegensätzliche Art zu kommunizieren auf.
Besonders die Körpersprache verrät einiges über die Männer, erkennt der Körperspracheexperte Stefan Verra im t-online Interview.
Körpersprachlich haben beide das einzig Richtige gemacht, nämlich sie haben ihre Zielgruppen mit ihrer emotionalen Sprache, also mit der Körpersprache angesprochen. Bei Björn Höcke war das sehr gut ersichtlich. Er ist sehr lebendig, er tut sich sehr viel. Er wendet sich auch am Rednerpult nach links, nach rechts. Seine Mimik ist auch einigermaßen unruhig und er gestikuliert viel. Warum ist das gut? Er spricht ja die Protestwählerinnen und Protestwähler an, und wenn man selber zornig ist, wenn man unzufrieden ist, dann hat man eben auch diese Bewegungen.
Mario Vogt macht auch alles richtig, aus seiner Sicht. Er kann nämlich nicht noch zorniger sein. Denn das ist schon Björn Höckes emotionales Feld. Er betont seine Ruhe. Er spricht immer wieder von Sachlichkeit.
Er weiß auch, dass der das gut macht, nämlich an einer Stelle direkt an Björn Höcke:
Das heißt, der spricht es auch an, und damit hat er natürlich die Zielgruppe, die sich denkt “Jetzt halten wir mal lieber den Ball flach, nix übereilen.”
Neben diesen beiden positiven Aspekten fällt dem Experten aber auch einiges auf, was auf der Ebene der Körpersprache schiefgelaufen ist:
Björn Höcke in seiner Unruhe wirkt natürlich auch ein wenig instabil. Besonders sieht man das, wenn er zuhört. Das heißt, er schafft es nicht, ruhig stehenzubleiben. Beim Zuhören zuckt auch seine Mimik. Das ist noch bis zu einem gewissen Grad gut, denn wenn man selber zornig ist, will man das Gegenüber ja auch nicht ausreden lassen.
[Und das ist schon die Falle, in die Björn Höcke tappt. Besonders deutlich wird das, wenn man erkennt, dass er immer wieder Wortfindungsprobleme hat.
Tatsächlich zeigt sich ein wenig Unsicherheit bei Björn Höcke. Man merkt schon, das ist jetzt ein Feld, wo er eindeutig auf fremdem Terrain ist.
Mario Vogt läuft Gefahr, seine Ruhe zu überziehen. Und zwar, was Mario Vogt macht. Er lächelt sehr, sehr sanft, während Björn Höcke spricht. Jetzt kombiniert beides mit seiner sehr ruhigen Haltung, mit seiner sehr ruhigen Stimme.
Natürlich passieren da Provokationen auf beiden Ebenen. Also wenn man sie rausbrüllen muss, tut sie ja meist gar nicht so weh, die Provokation. Es ist dieses leichte Lächeln, das er auf seinen Lippen trägt.
Da ist man sehr nahe an der Arroganz gebaut. Es wirkt also vielleicht sogar für manche ein wenig überheblich. Also da muss man tatsächlich aufpassen, dass man es nicht überzieht.
Was an Höcke natürlich aufgefallen ist. Er tut sich tatsächlich sehr schwer anderen Menschen in die Augen zu schauen. Egal ob es die Moderatorinnen sind oder ob das der CDU-Kandidat ist. Er schaut meist Richtung nach unten und das kombiniert mit seiner nervösen Haltung, mit den Worten, die er manchmal nicht findet, gibt eben ein Bild, wo man das Gefühl haben könnte, er ist hier ein wenig überfordert. Eine Haltung, die bei Björn Höcke des Öfteren zu sehen war, ist diese na ja, wie soll ich es nennen Nachdenkhaltung
Dies ist ja grundsätzlich keine schlechte Haltung. Allerdings macht er sie über viel zu lange Strecken und auch wenn er zuhört und damit signalisiert er eben nicht Überlegenheit, wie das jetzt wirken würde Es wirkt nicht souverän, sondern es wirkt eben ein wenig verkrampft
Was beide Kandidaten machen. Sie stecken immer wieder die linke Hand in die Hosentasche. Das ist sehr spannend, denn grundsätzlich ist das keine schlechte Haltung. Es wirkt nämlich entspannt und damit souverän. Allerdings Wenn man das über zu lange Strecken macht und es nicht mit deutlich Gestik abwechselnd wirkt, ein wenig zu salopp.
Grundsätzlich hat ein wenig Vorteile Mario Voigt gehabt, weil seine Souveränität tatsächlich jene anspricht, die vielleicht mit der aktuellen Regierung in Thüringen nicht zufrieden sind, aber mit diesem allzu aggressiven Richtungs Richtungswechsel zur AfD nicht zufrieden sind.
Also ein leichter Punktegewinn für Mario Vogt.
Das Duell fand rund fünf Monate vor der Thüringer Landtagswahl statt. In dem mehr als 70-minütigen Streitgespräch ging es vor allem um die kontroversen Themen Europa und Zuwanderung.