Dieter Prestin, von 1975 bis 1989 Spieler des 1. FC Köln, will den kriselnden Bundesligisten retten. Der Ex-Profi hat ein 40-seitiges Konzept ausgearbeitet.
Entfacht ein Doublesieger einen Machtkampf beim 1. FC Köln? Dieter Prestin, Teil der legendären Mannschaft von 1978 und insgesamt dreifacher DFB-Pokalsieger mit den Geißböcken, will den Verein mit einem über eineinhalb Jahre ausgearbeiteten Strategiepapier umkrempeln – erfolgreicher für die Zukunft aufstellen.
Das hat Prestin in einem Interview mit der „tz“ angekündigt. Demnach habe er ein „knapp 40-seitiges Konzept über eine mögliche Zukunft des FC geschrieben“. Mit diesem wolle der 67-Jährige nun „den Finger in die Wunde legen“.
Prestin mit scharfer Kritik an FC-Verantwortlichen
Wie genau das Konzept aussieht? „Ich möchte vorab nicht zu viel verraten“, sagt Prestin und verrät: „Es geht darum, den 1. FC Köln auf Dauer nicht nur wieder bundesligatauglich zu machen, sondern um ein bisschen mehr: wieder den Schritt Richtung Europa zu schaffen. Und dafür muss man in den Vorstand, die Geschäftsführung, aber auch in die Nachwuchsabteilung wieder Sportkompetenz reinbringen.“
Eigentlich hatte Prestin ein persönliches Treffen mit Werner Wolf vereinbart, um dem FC-Präsidenten sein Konzept vorzustellen. Doch daraus wird nun nichts. Nach Prestins „tz“-Interview hat Wolf abgesagt – den Gang an die Öffentlichkeit empfindet der Vorstand „verstörend“. Zumal der Ex-FC-Profi mit Kritik an den Club-Verantwortlichen nicht spart. „So wie der Club aktuell dasteht“, leitet Prestin sein Interview ein, „habe ich fast den Glauben an meinen 1. FC Köln verloren. Ich habe Angst, dass der Verein ins Niemandsland abrutscht.“
Prestin hätte sich anderen Trainer gewünscht
Zunächst bekommt der neue Trainer sein Fett weg: „Timo Schultz wurde sowohl bei St. Pauli als auch nach ganz kurzer Zeit beim FC Basel entlassen. Er hat eine Herkulesaufgabe übernommen, und ich wünsche ihm viel Glück und Erfolg. Dennoch hätte ich im Abstiegskampf einen Trainer bevorzugt, der schon einmal dieses Prozedere erlebt und gemeistert hat.“
Dann der Vorstand: „Mit welcher ‚Professionalität’ die Club-Chefs zudem mit dem CAS bezüglich der verhängten Transfersperre umgegangen sind, ist an Arroganz nicht zu überbieten. In der Chefetage mangelt es absolut an Fußballkompetenz – sowohl im Vorstand, als auch bei den Beratern des Vorstandes. Da fehlt es einfach an der Qualität. Und das hat dazu geführt, dass die sportliche Situation so ist, wie sie ist.“
Prestin, der nach seiner Karriere eine Sportversicherungsagentur eröffnete, meint: „Wie sollen diese Leute professionell bewerten, ob der Sport-Geschäftsführer, Sportdirektor, Trainer und die Transfers die richtigen sind? Da muss man ansetzen. Die Sportkompetenz muss beim 1. FC Köln wieder deutlich verbessert werden.“
„Hier sind die Schuldigen – und weg damit“
Ginge es nach dem gebürtigen Hürther, wäre es an der Zeit für einen Wechsel an der Club-Spitze: „In der freien Wirtschaft wäre das Problem relativ schnell gelöst: Hier sind die Schuldigen – und weg damit.“ Aber: „So etwas gibt es in Köln nicht. Und mir ist auch klar, dass immer nur schimpfen nicht hilft.“ Daher sein 40-seitiges Konzept.
Und für dieses hat Prestin offenbar Unterstützer. „Ich stehe ganz eng mit einigen Spielern aus meiner aktiven Zeit in Kontakt und auch mit einigen, die auch danach für den 1. FC Köln erfolgreich waren“, erklärt er und geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wir haben konkrete Personen im Kopf, die die dringend notwendige Sportkompetenz für den Club mitbringen würden.“
Ob er selbst dazu zählt? „Das ist die große Frage, die ich mir auch gestellt habe. Ich habe 23 Jahre für den 1. FC Köln gekickt. Mein Herz wird immer für den FC schlagen. Nach meinem verletzungsbedingten Karriereende 1988 war ich immer ganz nah im Profifußballgeschäft engagiert.“
FC-Trainer Schultz blendet Drumherum aus
Ein Dementi klingt definitiv anders – und falls Prestin ernst macht, droht ein Machtkampf. Spätestens zum Ende der Amtszeit des aktuellen Präsidiums im kommenden Jahr. Potenzielle Vorstandstrios, die nicht vom Mitgliederrat vorgeschlagen werden, können mit den Unterschriften von drei Prozent der Mitglieder dennoch zur Wahl antreten.