In einigen Tagen jährt sich Michael Schumachers verhängnisvoller Ski-Unfall zum zehnten Mal. Jetzt spricht Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone über sein früheres Aushängeschild.
Bernie Ecclestone hat Michael Schumachers ersten Rücktritt aus der Formel 1 Ende 2006 bis heute nicht richtig verstanden.
„Ich konnte es nicht nachvollziehen, es war eine merkwürdige Sache. Er war noch so gut, er hätte weitermachen können“, sagte der langjährige Formel-1-Chefvermarkter der Deutschen Presse-Agentur.
Schumacher war damals 37, hatte Ferrari wieder zum mehrfachen Weltmeister gemacht und war selber Rekordchampion mit sieben WM-Titeln. Der Kerpener wollte aber sein Privatleben mit Frau Corinna und den beiden Kindern Gina und Mick mehr genießen.
„Wenn er etwas sagte, wussten sie, es war korrekt“
Von Schumachers Zeit bei Ferrari spricht Ecclestone mit Hochachtung. „Eines Tages saß ich mit ihm zusammen und fragte ihn: Wer führt eigentlich dieses Team? Und er antwortete: Ich tue das. Und das hat er auch gut gemacht. Er konnte das Beste aus den Leuten herausholen“, erzählte Ecclestone. „Er hat sich den Respekt der Menschen erarbeitet, und sie hörten ihm zu. Wenn er etwas sagte, wussten sie, es war korrekt.“ Der damalige Ferrari-Teamchef Jean Todt habe genau auf das gehört, was Schumacher geäußert habe. „Was immer Michael sagte, Todt hat es befolgt.“
Ecclestone hat Schumachers Weg in der Formel 1 beeinflusst. Der Brite suchte Anfang der Neunzigerjahre einen einheimischen Star, um den damals wichtigen deutschen Markt zu erobern. Nach einem vielversprechenden Formel-1-Debüt Schumachers bei Jordan 1991 in Belgien half Ecclestone als gewiefter Vermittler mit, dass der Kerpener schon im nächsten Rennen im weitaus schnelleren Benetton saß. 1994 und 1995 gewann Schumacher mit dem Rennstall des damaligen Teamchefs Flavio Briatore seine ersten beiden WM-Titel.
Ecclestone: Schumacher steht für eigene Marke
„Ich wusste, dass er talentiert ist. Eddie Jordan (damals Boss des gleichnamigen Teams) war sehr überzeugt von ihm, er hatte einen guten Riecher“, erzählte Ecclestone, der damals auch noch Briatore vom Potenzial des jungen Deutschen überzeugen musste. Jordan gab Schumacher nur widerwillig frei. „Michael hätte sicher ein anderes Cockpit bekommen, aber wir haben für ‚Schui‘ einige Abkürzungen genommen. Wir haben ihn Jordan geklaut.“
Schumacher ist für Ecclestone eine Ikone. „Michael hat natürlich von der Formel 1 profitiert, aber die Formel 1 profitierte gleichzeitig, ihn zu haben. Es gibt genügend Fahrer, die einfach verschwinden und niemand erinnert sich an sie. Bei ‚Schui‘ ist das natürlich anders. Wie heute auch ein Lewis Hamilton steht er für eine eigene Marke“, erläuterte Ecclestone.
„Ich vermisse ihn“
Der Brite erinnert sich an ganz bestimmte Charakterzüge Schumachers. „Michael dachte gar nicht daran, Kompromisse einzugehen. Wenn er von etwas überzeugt war, dann zog er das durch“, erzählte Ecclestone, der auch abseits des Asphalts die Treffen mit dem 91-maligen Grand-Prix-Gewinner genoss. „Er war ziemlich normal, einfach ein netter Typ.“
An Schumachers Schicksalstag, den 29. Dezember 2013, als sich der Deutsche bei einem Ski-Unfall in Frankreich schwer verletzte, erinnert sich Ecclestone dumpf. „Damals wusste niemand genau, was passiert ist und welche Folgen es haben könnte. Es hat lange gedauert, bis die Leute verstanden haben, was da eigentlich vor sich gegangen ist“, sagte Ecclestone. „Ich vermisse ihn. Er ist ein Star und man wird sich immer an ihn als Star erinnern.“ Seit dem Unfall lebt Schumacher von der Öffentlichkeit abgeschirmt.