Max Kruse beendete erst vor Kurzem seine Karriere. Nun sprach er in einem Podcast – und kritisierte dabei Ex-Bundestrainer Joachim Löw scharf.
Im Dezember 2023 hing Max Kruse die Fußballschuhe an den Nagel. „Für mich ist die Zeit gekommen, mit 35, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen“, hatte er via Instagram bekannt gegeben. Kruse, der in seiner Karriere in der Bundesliga für den FC St. Pauli, Borussia Mönchengladbach, den VfL Wolfsburg, Werder Bremen und Union Berlin spielte, hatte wenige Wochen zuvor seinen Vertrag beim Zweitligisten SC Paderborn aufgelöst.
Ganz sein lassen mit dem Fußball kann Kruse es aber scheinbar nicht. Mit seinem ehemaligen Mannschaftskameraden Martin Harnik hat er seit Jahresbeginn einen Podcast mit dem Namen „Flatterball“. Dort sprach Kruse nun auch über seine Zeit beim DFB-Team und attackierte die Verantwortlichen für den Umgang mit ihm.
Kruse von Bierhoff ertappt: „Schick die Frau nach Hause“
Konkret geht es um einen Vorfall aus dem November 2013. Als die deutsche Nationalmannschaft für ein Länderspiel in England weilte, bestellte sich Kruse eine Frau auf sein Hotelzimmer. Doch das war tabu.
„Wir haben erst Poker gespielt. Und wie ich halt so bin, komme ich auf dumme Ideen und habe mir dann kurzerhand nach 23 Uhr jemanden aufs Zimmer bestellt“, erzählte Kruse. Er habe die Frau dann hereingelassen, sich mit ihr unterhalten. Doch dabei wurde er ertappt.
„Fünf Minuten später klopft es auf einmal an meiner Tür. Das Herz hat gepocht. Ich wollte durch das Schlüsselloch gucken. Aber da wurde die Hand von außen vorgehalten“, so der Ex-Torjäger. Er habe also die Tür geöffnet. Dort hätten der damalige DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff und Co-Trainer Hansi Flick gestanden. Bierhoff habe laut Kruse gesagt: „Schick die Frau nach Hause, über den Rest reden wir morgen.“
Kein Rausschmiss, sondern Lob
Das Gespräch soll dann am nächsten Tag erfolgt sein. Die Teilnehmer: Bundestrainer Joachim Löw, Hansi Flick und eben Max Kruse. Rausgeworfen wurde der Spieler aber nicht. Im Gegenteil: Er wurde von den beiden Trainern gelobt.
„Sie haben gesagt: Wir sind fußballerisch mit dir sehr zufrieden. Du kannst jetzt überlegen, ob der Fußball für dich wichtiger ist das Nebenbei“, erinnerte sich Kruse. Er dürfe sich aber nun keinen Fehltritt mehr erlauben. Das Ganze sei eine letzte Warnung. So sei ihm gesagt worden: „Wenn das rauskommt, das können wir uns als Nationalmannschaft nicht erlauben.“
Ärger über Löw: „Zieh es einfach strikt durch“
Beim Spiel gegen England stand Kruse dann trotz des Vorfalls auch in der Startelf. Später folgte die Auswechslung. Es sollte Kruses letzter Einsatz bis nach der WM 2014 sein, die Deutschland am Ende gewann. „Und das fand ich so heuchlerisch“, so Kruse.
Was er meint: „Dann sag mir doch einfach: ‚Max, du hast Scheiße gebaut, für dich wars das in der Nationalmannschaft'“, so Kruse. „Zieh es einfach strikt durch. Aber so zu tun, als ob ich noch eine Chance kriegen würde und mich dann einfach nicht einzuladen.“
Erst nach der Weltmeisterschaft nominierte Löw Kruse wieder fürs DFB-Team, strich ihn aber nach weiteren Vorfällen 2016 aus seinem Länderspielkader. 2021 durfte er dann doch noch mal für eine deutsche Nationalmannschaft auflaufen. U21-Coach Stefan Kuntz nominierte ihn für die Olympischen Spiele in Tokio.