Ein vorbestrafter Sexualstraftäter muss erneut wegen schwerer Vorwürfe vor Gericht. Im Fokus der Öffentlichkeit steht der Deutsche aber wegen eines anderen Falls.
Das Wichtigste im Überblick
Christian B. stand schon einmal in Braunschweig vor Gericht und wurde wegen schwerer Vergewaltigung verurteilt. Ab kommenden Freitag muss sich der 47-Jährige dort wieder wegen schwerer Straftaten verantworten.
Während der erste Prozess 2019 an der Öffentlichkeit nahezu vorbeiging, ist das Interesse jetzt riesig. Denn seitdem Ermittler 2020 bekannt gaben, dass sie den Deutschen im Fall der vermissten Maddie aus Großbritannien unter Mordverdacht haben, steht er in einem ganz anderen Fokus. Ein Überblick.
Worum geht es im Strafprozess ab Freitag?
Vor dem Landgericht Braunschweig muss sich der Angeklagte wegen fünf schwerer Sexualstraftaten verantworten. Dem gebürtigen Würzburger werden drei Fälle schwerer Vergewaltigung und zwei Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern vorgeworfen. Das Gericht setzte für die Verhandlung zunächst rund 30 Verhandlungstage bis Ende Juni an.
Die Taten soll der Verdächtige zwischen Ende Dezember 2000 und Juni 2017 in Portugal begangen haben. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte im Oktober 2022 nach mehrjährigen und aufwendigen Ermittlungen in mehreren europäischen Ländern eine mehr als 100 Seiten umfassende Anklageschrift vorgelegt.
Dem Mann wird darin vorgeworfen, dass er eine etwa 70 bis 80 Jahre alte Frau in ihrer Ferienwohnung gefesselt und vergewaltigt haben soll. Zudem soll er ein deutschsprachiges Mädchen im Alter von mindestens 14 Jahren nackt an einen Holzpfahl gefesselt, mit einer Peitsche geschlagen und zum Oralverkehr gezwungen haben. Weiter soll er eine 20-jährige Frau aus Irland brutal vergewaltigt haben.
Außerdem wird B. sexueller Missbrauch von zwei Mädchen im Alter von zehn sowie elf Jahren 2007 und 2017 an Stränden sowie auf einem Spielplatz in Portugal zur Last gelegt. Er soll sich vor den Kindern nackt gezeigt und vor ihnen masturbiert haben. Im letzten Fall alarmierte das Opfer seinen Vater, woraufhin der Beschuldigte seinerzeit von Polizisten noch vor Ort gefasst wurde. Die Anklage stützt sich auch auf Videoaufnahmen der Taten, die der Beschuldigte selbst aufnahm.
B. beschäftigt Ermittler und Justiz in Deutschland bereits seit langem, er ist unter anderem auch wegen Sexualdelikten an Kindern vorbestraft und verbüßte im Lauf seines Lebens diverse Haftstrafen. Zuletzt verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig 2019 wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Touristin in Portugal im Jahr 2005 rechtskräftig zu einer siebenjährige Gefängnisstrafe, die er derzeit in einer Haftanstalt verbüßt.
Wo ist die Verbindung zum Fall Maddie?
Am 3. Juni 2020 gaben das Bundeskriminalamt (BKA) und die Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend bekannt, dass sie im Fall Maddie gegen einen mehrmals vorbestraften Sexualstraftäter wegen des Verdachts des Mordes ermitteln. Zur besten Sendezeit lief der Bericht über einen verdächtigen Deutschen in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“. Obwohl bis heute keine Leiche gefunden wurde, teilten die Ermittler damals mit, dass sie davon ausgehen, dass das Mädchen aus Großbritannien nicht mehr lebt.
Nähere Angaben dazu, worauf sich ihr Verdacht stützt, machten die Behörden bislang nicht. Bis heute gibt es keine Anklage. Auch die portugiesische Staatsanwaltschaft beschuldigt den Deutschen im Fall Maddie des Mordes.
Wegen der Mordermittlungen gegen B. geriet das ungeklärte Schicksal von Maddie damals wieder in den Blickpunkt. Die zum Zeitpunkt des Verschwindens dreijährige Britin Madeleine McCann war im Mai 2007 im portugiesischen Praia da Luz an der Algarve aus einer Ferienanlage verschwunden. Die Eltern hatten sie am Abend des 3. Mai 2007 im Appartement gelassen, als sie in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freunden aßen. Seitdem war der Fall ungeklärt.