Heike Heubach rückt für die SPD in den Bundestag nach – so weit, so gewöhnlich. Doch sie ist die erste gehörlose Abgeordnete und das bedeutet einige Veränderungen.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat den Einzug der ersten gehörlosen Abgeordneten in das Parlament als starkes Signal für Inklusion gewertet. „Die Bundestagsverwaltung hat sich seit Monaten intensiv darauf vorbereitet, Heike Heubach eine weitgehend barrierefreie Wahrnehmung ihres Mandats zu ermöglichen“, sagte Bas den Funke-Zeitungen vom Samstag. Heubach müsse genau wie alle anderen Abgeordneten ihren Wahlkreis vertreten, in den Ausschüssen ihre Arbeit leisten und im Plenum an den Debatten teilnehmen können.
„Das ist ein starkes Signal, dass Inklusion im Deutschen Bundestag konkret gelebt werden kann“, sagte Bas. Die Sozialdemokratin Heubach tritt ihr Mandat in der kommenden Woche an. Sie rückt für den SPD-Politiker Uli Grötsch nach, der zum Polizeibeauftragten des Bundes ernannt worden ist. Heubach vertritt den Wahlkreis Augsburg-Land, sie ist auf beiden Ohren taub. Bei der Bundestagswahl 2021 hatte sie im Wahlkreis Augsburg-Land kandidiert, den Einzug ins Parlament aber knapp verpasst.
Eine „Zäsur“
Der Präsident des Deutschen Gehörlosen-Bundes, Helmut Vogel, nannte Heubachs Nachrücken in den Bundestag „einen bedeutenden Schritt für die Gebärdensprachgemeinschaft“ in Deutschland. „Als eine taube Betroffene bringt Heike Heubach ihre eigenen Erfahrungen und Perspektiven mit in ihre parlamentarische Arbeit ein“, sagte Vogel den Funke-Zeitungen. Dies sei eine „Zäsur“, mit der sich ein lang gehegter Wunsch der Gehörlosengemeinschaft erfülle. Bisher waren demnach auf kommunaler Ebene einzelne Gehörlose als gewählte Abgeordnete aktiv.
Im Parlament wird Heubach von Dolmetschern begleitet. Bas sagte: „Wir stellen die Gebärdendolmetschung im Plenarsaal sicher. Ein Dolmetscher wird umgekehrt ihre Reden im Plenarsaal übersetzen.“