Er ist nicht der erste Spitzenathlet, der im Kampf für sein Land fällt. Nun ist an der Front in der Ukraine ein ehemaliger Europameister getötet worden.
Ein weiterer Profisportler ist dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine zum Opfer gefallen. Der zweifache Europameister im Gewichtheben, Olexander Pjeljeschenko (30), ist an der Front „im Krieg mit dem Feind gestorben“, wie das Ukrainische Olympische Komitee (NOK) am Montag auf Telegram mitteilte.
Der Modellathlet hatte zuvor mehr als zwei Jahre an der Front gekämpft. „Schon in den ersten Tagen des russischen Angriffskrieges meldete sich Oleksander freiwillig zum Einsatz bei den Streitkräften. Gestern erhielten wir die traurige Nachricht seines Todes“, schrieb das ukrainische NOK.
„Mit großer Trauer müssen wir heute mitteilen, dass das Herz eines der Meister des ukrainischen Sports, des zweimaligen Europameisters Olexander Pjeljeschenko aufgehört hat zu schlagen“, kondolierte auch der ukrainische Gewichtheberverband in einer Mitteilung.
2016 und 2017 gewann Pjeljeschenko nach zuvor verbüßter Dopingsperre die Europameisterschaft in der Gewichtsklasse unter 85 Kilogramm. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro verpasste er eine olympische Medaille als Vierter nur knapp, zwei Jahre darauf wurde er erneut eines Dopingvergehens überführt.
„Der Krieg nimmt das Beste von uns. Dies ist ein sehr schwerer Verlust für die gesamte Gewichthebergemeinschaft der Ukraine. Aber Helden sterben nicht“, schrieb Nationaltrainer Viktor Slobodjanjuk bei Facebook.
„Wie ist das möglich? Das ist verrückt“
Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP sind bereits mehr als 400 ukrainische Athleten und Funktionäre im Krieg getötet worden. Pjeljeschenko ist allerdings der erste Olympionike, der bei der Verteidigung seines Heimatlandes gegen den russischen Aggressor getötet worden ist.
Nach Angaben des ukrainischen Skeletonfahrers Wladyslaw Heraskewytsch sind sogar schon rund 450 ukrainische Spitzensportler im Krieg gegen die Truppen von Kremlherrscher Wladimir Putin gefallen. Heraskewytsch, der schon zweimal an den Olympischen Spielen teilnahm, hatte kurz nach Kriegsbeginn im Jahr 2022 eine Stiftung zur Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung gegründet.
„Diese Leute sollten den Sport in unserem Land weiterbringen und ihr Leben leben, stattdessen sind sie jetzt tot“, sagte er dem britischen „The Guardian“. „Zugleich sehen wir russische Athleten, die ganz offen den Krieg unterstützen, bei internationalen Wettbewerben teilnehmen. Ich kann nicht begreifen, wie das möglich ist. Das ist verrückt“, so Heraskewytsch.
Das Internationale Olympische Komitee unter seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach hatte in einer umstrittenen Entscheidung dafür gestimmt, einige russische Athleten als neutrale Sportler bei den Olympischen Spielen im kommenden Sommer in Paris zuzulassen. Allerdings sollen solche, die offen für den aggressiven Kurs ihres Präsidenten sind, nicht an den Spielen teilnehmen dürfen. Es wird damit gerechnet, dass sich bis zu 54 russische Athleten für die Olympischen Spiele qualifizieren könnten, die in die Kategorie „neutral“ fallen.
Bach unterhielt bis zur russischen Invasion in der Ukraine beste Beziehungen zum russischen Machthaber. Zuletzt hatte sich der deutsche Spitzenfunktionär jedoch zunehmend kritisch über die neoimperialistischen Gelüste des Diktators geäußert.