Bayer Leverkusen hat es geschafft: Die „Werkself“ sicherte sich fünf Spieltage vor Schluss die Meisterschaft. Ein Titel mit besonderem Stellenwert, findet Erik Meijer.
Es ist fast genau 24 Jahre her: Im Sommer 2000 hätte Bayer Leverkusen sich zum ersten Mal zum Deutschen Meister krönen können. Damals hätte ein Unentschieden am letzten Spieltag beim Aufsteiger Unterhaching gereicht, um den FC Bayern in die Schranken zu weisen. Leverkusen verlor allerdings 0:2 – die Bayern hatten es am Ende wieder geschafft.
Nun, im Jahre 2024, ist alles anders. Bayer Leverkusen hat am Sonntag mit einem 5:0 gegen Werder Bremen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Meisterschaft gewonnen. Mit einem Vorsprung von 16 Punkten vor dem FC Bayern – am 29. Spieltag. Ein Erfolg, der nicht nur in die Leverkusener Geschichte eingehen wird. Denn schneller waren bisher nur die Bayern, die sich die Meisterschale in der Saison 2013/2014 noch zwei Spieltage früher, am 27. Spieltag, sicherten.
Video | Meisterschaft: Leverkusen-Spieler stürmen Pressekonferenz
Quelle: sid
Nie wieder „Vizekusen“
Einer, der den neuen Deutschen Meister sehr gut kennt, ist Erik Meijer. Der ehemalige niederländische Torjäger spielte von 1996 bis 1999 in Leverkusen, erzielte 21 Tore in 106 Pflichtspielen.
Im Gespräch mit t-online sagt der heutige Sky-Experte: „Das ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Für den Klub und die Fans ist es das Nonplusultra. Der Name ‚Vizekusen‘ haftet so sehr am Verein, ständig sagte man ihnen, dass sie es nie schaffen werden.“ Das sei nun endgültig vorbei. „Es ist unglaublich! Die Fans haben auf die Meisterschaft gebrannt. Und sie haben es gleichermaßen wie die Mannschaft verdient, die so einen schönen Fußball spielt. Wenn man bis Mitte April kein einziges Spiel verloren hat, erhält das Ganze noch mal einen besonderen Glanz.“
Verantwortlich für den großen Erfolg sind zwei Personen: Trainer Xabi Alonso, der erst im Oktober 2022 übernommen hatte. Und natürlich Simon Rolfes, der Geschäftsführer und Chefstratege des Klubs. Erik Meijer sieht in den beiden ein Erfolgsduo, das noch einiges erreichen kann.
„Ein Großteil des Erfolgs ist auf Alonso zurückzuführen. Seit Jahren besaß die Mannschaft gute, junge Talente in ihren Reihen, doch hatte irgendwie immer etwas gefehlt“, so Meijer. Was fehlte, war ein Anführer auf dem Platz, den er im Schweizer Granit Xhaka fand: „Die beiden hat Simon Rolfes gefunden. Mit Granit Xhaka als Kapitän auf dem Spielfeld und mit Xabi Alonso als Trainer, der als Spieler auf allerhöchstem Niveau alles gewonnen hat.“
Erik Meijer vergleicht das mit seiner Leverkusener Zeit als Spieler unter dem damaligen Trainer Christoph Daum, da sei die Situation sehr ähnlich gewesen. „Ein neuer Coach mit einer neuen, etwas anderen Spielphilosophie, der uns ein ganzes Stück besser gemacht hat. Das ist bei Xabi Alonso der gleiche Fall. Der hat die Jungs nochmals um zehn Prozent besser gemacht.“
Für Bayer Leverkusen ist die Saison mit dem Gewinn des Meistertitels aber noch lange nicht beendet. Noch zwei Titelchancen sind da: der Gewinn der Europa League und der des DFB-Pokals (im Finale wartet am 25. Mai Zweitligist Kaiserslautern). In der Europa League ist Leverkusen dank eines 2:0-Sieges im Viertelfinal-Hinspiel gegen West Ham United auf einem guten Weg in Richtung Halbfinale. Hinzu kommt: Leverkusen ist nun schon seit 43 Pflichtspielen saisonübergreifend ohne Niederlage. Das schier Unglaubliche ist also weiterhin drin: eine ganze Saison ohne ein verlorenes Spiel.