Taiwan wurde von einem heftigen Erdbeben erschüttert. Nahe der Stadt Hualien sind dabei zwei Deutsche in einem Tunnel eingeschlossen worden.
Zwei Deutsche sind nach dem schweren Erdbeben vor der Küste Taiwans in einem Tunnel eingeschlossen. Die beiden befinden sich demnach im Chongde-Tunnel, der im Taroko-Nationalpark liegt. Zum Zustand der beiden machte die Behörde zunächst keine Angaben. Der Nationalpark liegt nördlich der Stadt Hualien, in der das Beben am Mittwochmorgen (Ortszeit) schwere Schäden anrichtete. Neben den Deutschen gelten noch 75 weitere Menschen im Gebiet um Hualien als eingeschlossen – viele davon ebenfalls in Tunneln.
Der Direktor des seismologischen Zentrums in Taipeh, Wu Chien-fu, spricht vom stärksten Erdbeben seit 25 Jahren: Am Mittwochmorgen (Ortszeit) hatte im Osten Taiwans die Erde gebebt. Die Anzahl der Toten ist mittlerweile auf sieben gestiegen. Zudem gelten mittlerweile 736 Menschen als verletzt, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Die taiwanischen, japanischen und philippinischen Behörden gaben nach den Erdstößen Tsunamiwarnungen aus. Nach einer Lockerung wurden mittlerweile alle Warnungen wieder aufgehoben.
Taiwans Wetterbehörde registrierte an der südöstlichen Küste der Insel bei der Stadt Hualien in einer Tiefe von 15,5 Kilometern eine Bebenstärke von 7,2. Die Erdbebenwarte in den USA (USGS) gab eine Stärke von 7,4 in dem Gebiet an. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen und Premier Chen Chien-jen wurden am Vormittag in der zentralen Notfall-Leitstelle in Neu-Taipeh erwartet. Das genaue Ausmaß der Schäden war zunächst noch nicht absehbar.
Video | Taiwan: Aufnahmen zeigen stärkstes Erdbeben seit 25 Jahren
Quelle: t-online
Häuser sacken ein
In der Ostküstenstadt Hualien wurden Gebäude durch die heftigen Erdstöße teils schwer beschädigt, wie lokale Medien berichteten. Auf Fotos war zu sehen, wie mehrere Häuser einsackten und in Schieflage gerieten. Laut Augenzeugen war das Beben auch in und um die Hauptstadt deutlich zu spüren.
In Neu-Taipeh, das die Hauptstadt Taipeh umschließt, wurden demnach mindestens drei Menschen verletzt, als ein Lagerhaus einbrach. Bewohner der Hauptstadt berichteten, dass in ihren Häusern und Wohnungen Einrichtungsgegenstände und Geschirr zu Bruch gegangen seien. Der öffentliche Nahverkehr auf der Schiene wurde in mehreren großen Städten der Insel mit mehr als 23 Millionen Einwohnern eingestellt. Auch der Schnellzugverkehr wurde unterbrochen.
Küstengebiete in Südjapan und den Philippinen evakuiert
Im nordöstlich von Taiwan gelegenen Japan löste das Erdbeben eine Warnung vor einem drei Meter hohen Tsunami für nahegelegene Inseln der südwestjapanischen Präfektur Okinawa aus. Zuvor hatten kleinere Flutwellen die zum südjapanischen Urlauberparadies Okinawa gehörenden Inseln Yonaguni, Ishigaki und Miyako erreicht, wie die örtliche meteorologische Behörde bekannt gab. Die Stärke des Erdbebens vor der Küste Taiwans gab sie mit 7,7 an. Die Bewohner der betroffenen Inseln wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.
Nach der Tsunamiwarnung war der Flugverkehr auf dem japanischen Flughafen Naha auf Okinawa vorübergehend ausgesetzt worden. Die Passagiere wurden aufgefordert, sich in höher gelegene Stockwerke des Terminalgebäudes zu begeben, wie der Flughafenbetreiber mitteilte. Der Flughafen befindet sich an der Küste der Hauptinsel der Inselpräfektur. Die Bewohner wurden immer wieder über Lautsprecher aufgefordert, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben. Auf der Insel Yonaguni wurden die Bewohner in eine Schule gebracht.
„Hohe Tsunamiwellen“ erwartet
Auf den Philippinen lösten die Behörden ebenfalls eine Tsunamiwarnung aus. Es würden „hohe Tsunamiwellen“ erwartet, die stundenlang andauern könnten, teilte das nationale Institut für Vulkanologie und Seismologie (Phivolcs) mit. Menschen in mehreren Provinzen des Inselstaates wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen und die Küstenregionen zu verlassen. Wenige Stunden nach dem Erdbeben hoben beide Länder die Warnungen wieder auf.
Das Nachbarland China bat Taiwan seine Hilfe an. Die chinesischen Behörden seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, am Mittwoch in Peking. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten. Ob Taiwan die Hilfe Chinas annehmen wird, blieb offen. Zwischen den beiden Staaten gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.