In den letzten Jahren vor seinem Tod zeigte sich Franz Beckenbauer kaum noch öffentlich. Jetzt hat sich ein Wegbegleiter über diese schwere Zeit für den „Kaiser“ geäußert.
Helmut Markwort, langjähriger Wegbegleiter Franz Beckenbauers und Ex-Bayern-Aufsichtsrat, hat wenig überrascht auf den Tod der Fußball-Legende reagiert. „Wir mussten damit rechnen, dass Franz Beckenbauer jetzt stirbt“, sagt er in einem Video des „Focus“. „Trotzdem ist die Nachricht dann immer ein Schock“, so Markwort weiter.
Der Mitherausgeber des Nachrichtenmagazins verrät außerdem Details zu Beckenbauers Gesundheitszustand während der letzten Jahre. „Es war sicher für den Franz eine Erlösung. Es ging ihm schlecht zum Schluss“, so der 87-Jährige. Beckenbauers Bruder habe ihm gesagt, dass es dem „Kaiser“ schlecht gegangen sei. „Ich weiß, dass er nicht mehr Schafkopf spielen konnte, er konnte schlecht reden, er konnte schlecht sehen und er konnte und er wollte auch seine Freunde nicht mehr sehen“ berichtet Markwort. „Er war ein einsamer, alter Mann.“
„Zum sensationellen Aufstieg kam der schreckliche Niedergang“
Beckenbauers Karriere bezeichnet Markwort als „sensationellen Aufstieg“, der durch bewundernswerte Lernfähigkeit und Neugier befeuert worden sei. Er habe es als Arbeiterkind aus Giesing zu einem Weltstar geschafft, um den nun die ganze Welt trauern werde. „Er ist ein Musterbeispiel dafür, wie man durch Sport, durch Fußball von unten nach oben kommen kann.“
Die schlechte Gesundheit Beckenbauers überrascht Markwort, da er immer diszipliniert auf seine Ernährung geachtet habe. „Trotzdem ist er jetzt mit 78 gestorben“, so der Journalist. Er hat eine Theorie, warum es ihm so schlecht gegangen sein könnte: seelisches Leiden.
„Zum sensationellen Aufstieg zum Kaiser, zur Weltfigur, zu dem Mann, der uns in Deutschland das Sommermärchen gebracht hat, kam der schreckliche Niedergang, unter dem er gelitten hat“, sagt Markwort.
„Verfolgungsjagd in der Öffentlichkeit“
„Die Zeitungen, die ihn hochgejubelt haben, haben ihn niedergeschrieben. Dazu kommen private Schicksalsfälle. Der Tod seines Sohnes. Dann plötzlich haben ihn die Medien verraten, wie er glaubte. Er war einsam am Schluss und wollte von niemanden mehr was wissen“, so Markwort weiter.
„Wenn man an Psychosomatik glaubt, an den Zusammenhang von körperlichen Leiden und seelischen Schmerzen, dann könnte man annehmen, dass ihn dieser Absturz, die Verfolgungsjagd in der Öffentlichkeit auch krank gemacht hat. Er war am Schluss wirklich krank und das war schrecklich für ihn.“ Dass Beckenbauer sich nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt hat, habe sicherlich auch daran gelegen, dass „er auch sein verfallenes Äußeres nicht der Öffentlichkeit zeigen wollte.“
Markwort betrachtet in seinem Nachruf auch die Fehler des „Kaisers“. So habe er sicherlich viele Affären gehabt, berichtet er. „Versuchungen soll man nachgeben, man weiß nicht, ob sie wiederkommen“, sei sein Motto gewesen.
„Er geht auch in die Geschichte ein mit seinen Sprüchen. Er war ein Alltagsphilosoph“, meint Markwort. „Als plötzlich noch ein Kind auftauchte, da hat er die ganze Skandalberichterstattung weggewischt, mit diesem tollen Satz: Der Herrgott freut sich über jedes Kind. Das fand ich genial, das ist einmalig.“