Das Duell gegen Österreich gibt es nicht im Free-TV. „Ausgerechnet“, beklagen Teile der türkischen Gemeinschaft in Deutschland. t-online erläutert, wie es zur Spielauswahl kam.
Am Dienstagabend steigt das letzte Achtelfinale der Heim-EM im Deutschland. Das Überraschungsteam Österreich mit Trainer Ralf Rangnick trifft um 21 Uhr in Leipzig auf die Türkei.
Neben der sportlichen Brisanz gibt es im Vorfeld der Partie Diskussionen über die Live-Übertragung der Partie. Denn: Das Spiel ist das einzige der acht Achtelfinals, das nicht im Free-TV gezeigt wird.
Aufgrund der großen in Deutschland lebenden türkischen Gemeinschaft stieß dies mancherorts auf Unverständnis. Unter anderem der türkeistämmige Politiker Özcan Mutlu, der einst für die Grünen im Bundestag saß, monierte: „Ist es Ignoranz, Arroganz oder was ist das?! 3 Millionen Menschen aus der Türkei leben in Deutschland. Sie zahlen brav Steuern und Rundfunkgebühren. Das EM-Spiel Österreich – Türkei wird nicht bei ARD, ZDF gezeigt, sondern nur im Pay-TV übertragen. Das ist mehr als beschämend!“
WDR-Journalist Tuncay Özdamar äußerte, dass es „wirklich doof“ sei, dass nur wer MagentaTV habe, das Spiel sehen könne. Er bemängelte wie Mutlu, dass die Millionen Türkeistämmigen „auf der Strecke bleiben“ würden – genau wie „184.000 Österreicher“, die in Deutschland leben.
Fakt ist jedoch: Die von Mutlu genannten öffentlich-rechtlichen Sender hatten nur bedingt Einfluss auf die Auswahl der Übertragungen. Hintergrund: Pay-TV-Anbieter MagentaTV ist als Hauptlizenznehmer der einzige Sender, bei dem alle 51 EM-Spiele zu sehen sind. Fünf davon überträgt MagentaTV exklusiv: Vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Das stand bereits vor dem Turnier fest. Die Entscheidung, welche Achtelfinalpartie exklusiv bei MagentaTV zu sehen sein würde, fiel nach der Gruppenphase.
Dafür hatten die vier übertragenden Sender (ARD, ZDF, RTL und MagentaTV) ein aufeinanderfolgendes Auswahlrecht, welche Partie sie zeigen möchten. Das ZDF hat im ersten Schritt das Achtelfinale Deutschland – Dänemark gewählt. Denn: Im Medienstaatsvertrag (ehemals Rundfunkstaatsvertrag) ist geregelt, dass alle Partien der DFB-Elf im frei empfangbaren TV zu sehen sein müssen. Eine Übertragung allein bei MagentaTV wäre also nicht möglich gewesen.
Anschließend wählten die weiteren Sender ihre Partien aus. RTL, dem wie MagentaTV eine Partie zustand, entschied sich für Schweiz gegen Italien, MagentaTV für Österreich gegen die Türkei.
Heißt: MagentaTV hielt diese Partie aus Sendersicht für attraktiver als mindestens vier andere Achtelfinalbegegnungen – zum Leidwesen einiger Fans, die sich auf diese Partie im Free-TV gefreut hatten.
Wer dieses Spiel sehen möchte, muss – sofern er es nicht schon getan hat – ein MagentaTV-Abo zum Monatspreis von zehn Euro abschließen (keine Mindestlaufzeit).
Das Prozedere, dass einige wenige Partien ausschließlich im Bezahlfernsehen übertragen werden, ist allerdings nicht neu. Bei der Weltmeisterschaft 2022 liefen bereits zwölf Partien exklusiv bei MagentaTV, damals unter anderem im Achtel- und Viertelfinale.
Fakt ist auch: Trotz ihres Erfolges und der zigtausenden stimmungsvollen österreichischen und türkischen Fans in den Stadien gelangen beiden Teams bisher bei den deutschen Free-TV-Sendern keine Quotenhits. Unter den zehn meistgesehenen EM-Spielen taucht nur eines von Österreich (gegen Frankreich auf Rang 6) und keines der Türkei auf.