Keine lästigen Nachbarn, kein Verkehrslärm und keine Konsumtempel: Die Pitcairninsel besticht durch Einsamkeit. Könnte das neue Einwohner anziehen?
Sie wollen der Hektik der modernen Welt entfliehen und weit weg von Deutschland ein neues Leben anfangen? Dann ist vielleicht die Pitcairninsel im Südpazifik ein schönes Ziel für Sie. Die Insel mit etwa 47 Quadratkilometern Fläche liegt auf halber Strecke zwischen Neuseeland und Südamerika mitten im Pazifik. Sie ist die einzige bewohnte Insel der insgesamt vier Pitcairn-Eilande, die zum Britischen Überseegebiet gehören. Hier sucht man händeringend nach neuen Einwohnern – per Annonce.
Auf der offiziellen Einwanderungsplattform von Pitcairn werden Interessenten freundlich auf Englisch mit „Warm Greetings from Pitcairn“ (zu Deutsch: herzliche Grüße von Pitcairn) begrüßt. Weiter heißt es: „Pitcairn Island ist bestrebt, eine lebendige Gemeinschaft aufrechtzuerhalten und neue Einwanderer anzuziehen, die einen Beitrag zur nachhaltigen Zukunft der Gemeinschaft leisten wollen.“
Nächster Nachbar ist die Osterinsel
Die Umwelt auf Pitcairn begünstige „diejenigen, die sich gerne in der freien Natur aufhalten, sich in der natürlichen, unberührten Umgebung wohlfühlen und die Möglichkeit begrüßen würden, Teil einer kleinen, aber widerstandsfähigen Gemeinschaft zu sein“, heißt es weiter.
Und widerstandsfähig muss man sein – mitten im Pazifik, wo es denkbar einsam ist. Das Archipel erstreckt sich über eine Länge von rund 600 Kilometern. Die nächsten Nachbarn sind Tahiti (2.170 Kilometer südöstlich) und die Osterinsel (1.570 Kilometer in Richtung Westen).
Einwohner sind Nachfahren der Bounty-Meuterer
Die Einwanderungsbehörde schreibt: „Die Insel verfügt über Telefon- und Internetanschlüsse via Satellit. Die isolierte Lage und die fehlenden Transportmöglichkeiten sind jedoch nicht für jeden etwas. Bitte lesen Sie deshalb mehr in unseren Informationen und kontaktieren Sie uns, wenn Sie mehr über einen Umzug nach Pitcairn Island erfahren möchten.“
Auf der Pitcairninsel leben den Angaben nach zur Zeit 35 Einwohner. Sie verweisen mit Stolz auf ihre Herkunft. Angeblich stammen sie überwiegend von den Meuterern der „Bounty“ und deren tahitianischen Begleitern ab. Das britische Handelsschiff soll auf dem Weg von Tahiti in die Karibik 1790 genau hier gestrandet sein.
Natürlich hoffen die Menschen auf Pitcairn darauf, dass sich Neuankömmlinge gut in die winzige Gemeinschaft einfügen. Deshalb ist die Immigration zwar erwünscht, aber auch nicht ganz einfach. Es muss eine immerhin acht Seiten lange Bewerbung ausgefüllt werden.
Zur Schule ins 5.310 Kilometer entfernte Neuseeland
Wer den Schritt tatsächlich wagen will, der bekommt viel Hilfe. So wird das Hab und Gut von Einwanderern kostenfrei nach Pitcairn verschifft. Außerdem werden Grundstücke von bis zu 1.500 Quadratmetern Größe gratis verpachtet. Wer bauen will, der erhält ebenfalls Unterstützung, muss sich aber auch in Geduld üben. Von der Bestellung der benötigten Baumaterialien bis zur Ankunft per Versorgungsschiff dauert es den Angaben nach mehrere Monate.
In der einzigen Gemeinde Adamstown gibt es immerhin ein Lebensmittelgeschäft, eine Post, eine Bibliothek und eine Arztpraxis. Nicht ganz einfach ist die Situation für Familien mit Kindern. Zwar existiert eine Grundschule, aber Kinder ab 13 Jahren müssen aufs Internat ins 5.310 Kilometer entfernte Neuseeland: Zum Vergleich: Das ist dreimal die Strecke Berlin – Moskau.