Lothar Wieler hat sich für seine sofortige Entlassung als Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI) nachhaltig qualifiziert. Gestern schlug er zum Schutz gegen Omikron mit der Forderung nach „maximalen Kontaktbeschränkungen“ auf, per sofort und bis Mitte Januar. Das hätte bedeutet: Lockdown whole, Gaststätten zu, zuhause bleiben, längere Weihnachtsferien. Wieler selbst ist Mitglied des neuen Corona-Expertenrats, der nur „intestine geplante und intestine kommunizierte Kontaktbeschränkungen” angeregt hatte.
Mit seinem Solo versuchte Wieler offenbar, im Sinne einer Scharfmacherfraktion rund um den Charité-Virologen Christian Drosten Deutungshoheit zu erlangen – kurz vor der Schalte der Bundesregierung mit den Bundesländern. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte dabei, Wielers Veröffentlichung sei „nicht abgestimmt“ gewesen, Foundation der Entscheidungen sei der Expertenrat, nicht das RKI. Das dürfe nicht passieren. Kanzler Olaf Scholz ist über solche Robinsonaden so verwundert wie der Relaxation der Republik.
Beschlossen hat die Runde dann ein Programm, das weit weg liegt vom Extremen des RKI-Chefs. Dazu gehören ab dem 28. Dezember:
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- eine Obergrenze von zehn Personen (auch für Geimpfte und Genesene) bei Feiern,
- Großveranstaltungen ohne Zuschauer und das Schließen von Discos und Golf equipment sowie
- die schnellere Einführung der allgemeinen Impfpflicht.
O-Ton Olaf Scholz: „Diese Pandemie strengt uns alle an. Wir alle sind mürbe und der Pandemie müde. Das hilft aber nichts. Wir müssen abermals zusammenstehen und auch in vielen Fällen eben Distanz halten.“ Es klingt nach dem vorerst letzten Aufgebot gegen Corona.
Auf harter Wieler-Linie sind die Länder Baden-Württemberg und Sachsen. Sie distanzierten sich von den aktuellen Beschlüssen – sie seien „nicht weitgehend genug“, ließen sie per Protokollnotiz festhalten. Es sei keine ausreichende Handlungsfähigkeit gewährleistet, „um schnell auf eine sich zuspitzende Lage reagieren zu können“. Gefordert wird, wieder die epidemische Notlage zu erklären, damit es bundesweit zum Lockdown kommen könne.
Der Bonner Virologe Hendrick Streeck verweist als Mitglied des Corona-Expertenrates darauf, dass die Inzidenzen in Deutschland – anders als in anderen Ländern – zuletzt gefallen sind. Man habe empfohlen, Omikron ernst zu nehmen und die erwartete fünfte Welle abzubremsen. Dafür seien die jüngsten Beschlüsse „erstmal ein guter Weg.” Falls nötig, könne man sehr schnell nachsteuern. Vernunft klingt manchmal unspektakulär.
Zur „Virokratie“, die im März 2020 in Deutschland ausgebrochen warfare, gehörte die Lust vieler Deutscher, den Äußerungen von Experten so intensiv zuzuhören, als würden hier die aktuellen Lottozahlen verkündet. Zu den Stars der ersten Stunde gehörte Alexander Kekulé von der Martin-Luther-Universität in Halle an der Saale. Tempi passati. Nun hat die Alma Mater, die in diesem Falle keine mehr ist, eine „vorläufige Dienstenthebung“ gegen den Professor ausgesprochen.
Der Wissenschaftler soll nicht genügend Lehrangebote gemacht haben, heißt es, was der Beschuldigte strikt bestreitet. Kekulé selbst spricht von einem „politischen Verfahren“, es sei ja bekannt, dass er „gegenüber der Bundesregierung und dem RKI immer wieder Kritik geäußert hat“. Wahrscheinlich wird Lothar Wieler hierzu rasch eine Presseerklärung herausgeben.
Mit Notfallplänen stellt sich die Wirtschaft, insbesondere die „kritische Infrastruktur“, für die erwartete Omikron-Welle auf. Der Energiekonzern Eon zum Beispiel will Beschäftigte in Netzleitwarten auch vor Ort beherbergen, man bereite sich „auf alle denkbaren Krisenszenarien“ vor. Generell nimmt man in den Chef-Etagen die Krise sehr ernst.
Das zeigt eine Handelsblatt-Umfrage zur Frage, wie sich die Deutschen auf Omikron vorbereiten. Dabei kam heraus, dass Bankbeschäftigte großteils wieder ins Homeoffice zurückgekehrt sind. Und die Unternehmer setzen auf die Booster-Impfung – so wie beim Maschinenbauer Kion. Dort rühmt man sich einer Impfquote von 98 Prozent.
Auf die „Soforthilfe Corona“ im Frühjahr 2020 haben Selbständige und Kleinfirmen große Stücke gehalten – bis das böse Erwachen kam. Nun registriert man ungläubig, dass der Staat von den Firmen rund 300 Millionen Euro zurückfordert, wie meine Kollegen errechnet haben. Grund: Man hatte nur Zuschüsse gezahlt. Doch im gegenwärtigen Konkurrenzkampf der Kleinfirmen wegen Corona sind solche Zahllasten Reward. Mehr als 30.000 Unternehmen und Selbstständige sind betroffen. Mancher erinnert sich in diesem Lager an ein großes Ehrenwort des damaligen Finanzministers Scholz: „Es muss nichts zurückgezahlt werden“. Fehlte nur noch der Zusatz: „Nur über meine Leiche“.
Wenn wir schon so ausgiebig über Gesundheitspolitik reden, darf das stille, vorläufige Ende des „elektronischen Rezepts“ in der Medizin nicht fehlen. Es sollte zum Jahresende starten und das alte Papierrezept der ökonomischen Steinzeit aus den Apotheken, Arztpraxen und Krankenhäusern verbannen. Doch nun hat Fachminister Lauterbach den mit Spannung erwarteten Start des E-Rezepts verschoben – auf „unbestimmte Zeit“.
So klingt es immer, wenn Flugzeuge oder Züge liegen geblieben sind und nach solchen Ansagen nicht mehr starten. Damit steht es schlecht um ein Lieblingsprojekt des Altministers Jens Spahn (CDU). An die zuständige Staatsfirma Gematik schrieb Lauterbach, es sei deutlich geworden, „dass die erforderlichen technischen Systeme noch nicht flächendeckend zur Verfügung stehen“. Ein umständlich formuliertes Armutszeugnis.
Fußball ist für die einen schönste Nebensache der Welt, für die anderen wichtigste Geldsache im Leben. Besonders auffällig ist der Weltfußballverband Fifa, eine Heimstätte der Korruption und Eitelkeit, der von 2028 an nicht mehr nur alle vier Jahre, sondern alle zwei Jahre die Weltmeisterschaft ausspielen will.
Präsident Gianni Infantino rechnet Mehrerlöse von 4,4 Milliarden Greenback vor – und generösere Ausschüttungen an alle. Infantino in messianischer Pose: „Am Ende werden alle profitieren, die Großen oder die Reichen, die Kleinen oder die Armen.“ Die Verbände Europas und Südamerikas haben sich jedoch klar gegen Infantinos Ideen ausgesprochen. Es gibt hier sogar den Plan, von 2024 an alle zehn südamerikanischen Nationen bei der „Nations League“ in Europa mitwirken zu lassen. Die Gier spielt immer mit und sitzt nie auf der Ersatzbank.
Und dann ist da noch Mohammed bin Rashid Al Maktoum, 72, Scheich von Dubai, der nach einem Urteil des Excessive Courtroom in London einen kleinen Teil seines Multi-Milliarden-Vermögens verliert. 554 Millionen Pfund für Kindererziehung und Sicherheit muss er seiner einstigen Frau Prinzessin Haya, 47, zahlen. Die warfare 2019 mit ihren beiden Kindern nach Großbritannien geflüchtet. Der Prozess hat tiefe Einblicke in den Lebensstandard der Elite am Golf eröffnet, der „wirklich opulent und beispiellos“ sei, so der Richter. Haya, eine jordanische Königstochter, hatte bitter darüber geklagt, dass ihr Kapital erodiere.
Leben ist nun mal teuer, wir alle klagen über Inflation, und 631.000 Pfund für ein Sommerhotel in Italien plus 180.000 Pfund Flugkosten sind ja wirklich happig. Angesichts solcher Umstände gab sich Al Maktoum am Ende einsichtig.
Öl-Magnat Jean Paul Getty warfare besonders sensibel hinsichtlich der Nöte von Extremely-Excessive-Web-Price-People: „Wenn man kein Geld hat, denkt man immer an Geld. Wenn man Geld hat, denkt man nur noch an Geld.“
Ich wünsche Ihnen einen opulenten Tag.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor
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