Frankfurt Die Entscheidung für den Aufbau eines europäischen Zahlungssystems wird zur Hängepartie. Zahlreiche Geldhäuser, die das Vorhaben begleitet haben, wollen bislang kein Geld für die European Payment Initiative (EPI) bereitstellen. Finanzkreisen zufolge zählen dazu auch die genossenschaftliche DZ Financial institution und die Commerzbank. Daneben seien Geldhäuser aus Polen und Spanien skeptisch.
Die EPI-Interimsgesellschaft teilte am Donnerstag mit, einige Banken, darunter manche spanische Kreditinstitute, würden sich erst im Januar zur Mittelvergabe äußern. Insidern zufolge sollten alle Banken eigentlich in der Nacht auf Donnerstag verbindlich Investitionen zu- oder absagen.
Nun aber werde die endgültige Liste der Banken und Zahlungsdienstleister, die EPI schließlich gründen sollen, Ende Januar oder Anfang Februar bekannt gegeben, so die Interimsgesellschaft. „Eine Mehrheit der Banken aus Belgien, Deutschland und Frankreich hat ihre Bereitschaft bestätigt, den EPI-Aufbau fortzusetzen.“ Zur Place einzelner Teilnehmer äußerte sich die EPI-Interimsgesellschaft nicht.
Angesichts der geringen Zustimmung droht nun das gesamte Projekt zu scheitern. Mit Banken aus nur drei Ländern ließe sich kein echtes europäisches System etablieren. Zudem dürften die Kosten für einzelne Geldhäuser bei insgesamt weniger Beteiligten erheblich steigen. In Finanzkreisen heißt es, das könne die Investitionen für einzelne Institute um mehr als ein Viertel nach oben treiben.
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Zudem gilt als fraglich, ob ein EPI-Zahlungssystem es schafft, von so vielen Händlern akzeptiert zu werden wie beispielsweise in Deutschland die Girocard, besser bekannt unter ihrem alten Namen „EC-Karte“, und auch Kreditkarten. Uneinigkeit unter den Banken gebe es auch über die Frage, ob EPI in der bisher angedachten Kind technisch die richtige Lösung sei.
Geplant sind Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für die Jahre 2022 bis 2026. 31 europäische Großbanken, darunter die deutschen Sparkassen und die Deutsche Bank, sowie zwei Zahlungsdienstleister hatten das EPI-Projekt gestartet und sich an der Interimsgesellschaft beteiligt. Ein eigenes Zahlungssystem soll sie unabhängiger von mächtigen US-Konzernen wie Mastercard, Visa und Paypal machen.
Für die Sparkassen ist das Zaudern ärgerlich
Die EPI-Befürworter wollten mit der Initiative verhindern, dass der lukrative Zahlungsverkehrsmarkt künftig allein in der Hand von Mastercard und Visa ist. Über die beiden Kreditkartenfirmen und Systemanbieter läuft derzeit die Abwicklung grenzüberschreitender Kartenzahlungen, auch einige nationale Kartensysteme beruhen auf Systemen der beiden Unternehmen.
Vor allem für die deutschen Sparkassen ist das Zaudern zahlreicher Banken und vor allem auch deutscher Geldhäuser ärgerlich. Sie hatten sich früh hinter EPI gestellt und bereits Ende September Mittel für EPI freigegeben – nach dem damaligen Stand rund 150 Millionen Euro. Zudem wären weitere Investitionen nötig für die EPI-Integration in die Sparkassen-Systeme.
Aufsichtsratschef der Interimsgesellschaft ist Joachim Schmalzl, der dem Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands angehört. Am Dienstagabend hatte Schmalzl noch einmal an andere Banken – darunter gerade auch die Zweifler aus Deutschland – appelliert.
Das von der EPI-Interimsgesellschaft erarbeitete Konzept und die Technologieauswahl sei sehr intestine. „Wir brauchen EPI auch vor dem Hintergrund, dass die Daten der Bürgerinnen und Bürger nach europäischen Requirements gesichert werden“, sagte Schmalzl. „Deshalb ist es wichtig, dass sich die wichtigsten Anbieter in Deutschland zu einer verlässlichen Unterstützung für EPI entschließen.“
Neue Bundesregierung unterstützt EPI
Bereits in den vergangenen Wochen wuchsen die Zweifel, ob ausreichend Geldhäuser mitziehen. So gab es intensive Diskussionen mit den spanischen Geldhäusern. Diese hatten Finanzkreisen zufolge für die Entwicklung von EPI relativ weitgehende Forderungen gestellt, was bei einigen Geldhäusern aus anderen Mitgliedstaaten nicht besonders intestine ankam. Zwischenzeitlich conflict sogar in der Diskussion gewesen, dass der EPI-Aufbau rund vier Milliarden Euro kostet.
Die bisherigen Pläne sehen vor, dass es neben einer physischen Bezahlkarte, die zumindest EPI-kompatibel ist, eine digitale Geldbörse – im Fachjargon Pockets – mit digitalisierten Bezahlkarten geben soll.
Zudem will EPI Onlinezahlungen sowie Useful-zu-Useful-Zahlungen ermöglichen und so auch dem Onlinebezahldienst Paypal etwas entgegensetzen. Paypal hat in vielen europäischen Ländern einen großen Marktanteil bei Onlinezahlungen. Das neue Zahlungssystem soll auf Echtzeitzahlungen basieren.
Die deutsche Ampelkoalition hatte sich positiv zu EPI geäußert. „Europa braucht eine eigenständige Zahlungsverkehrsinfrastruktur und offene Schnittstellen für einen barrierefreien Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen für alle Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Händler“, heißt es im Koalitionsvertrag. Die Bundesbank unterstützte EPI ebenso.
Wenn es dabeibleibt, dass DZ Financial institution und Commerzbank bei EPI ausscheren, dürfte das auch Fragen für die Zusammenarbeit der deutschen Banken bei ihrer zweiten Zahlungsinitiative aufwerfen. Im Zuge des Projekts „#DK“ wollen die deutschen Banken und Sparkassen ihre verschiedenen Zahlungsangebote bündeln. Die Onlinebezahldienste Giropay und Paydirekt, die beide ein Nischendasein führen, sind bereits verschmolzen.
Als ein nächster Schritt ist angepeilt, die Girocard dahingehend zu digitalisieren, dass Verbraucherinnen und Verbraucher damit auch beim Onlineshopping bezahlen können. Das ist bisher nicht möglich. Die deutschen Kunden begleichen ihre Interneteinkäufe vor allem per Rechnung, Paypal oder Lastschrift – woran die Banken nicht verdienen. Ob und wann es dazu kommt, ist allerdings nicht bekannt.
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