Der zweite Fall des neuen Jahres ist düster und geht an die Substanz. Die Thematik im „Tatort: Avatar“ weist auf ein ernsthaftes Problem im Hier und Jetzt hin.
Was geschehen ist, führt ins Internet. Dort liegen im neuen Ludwigshafener „Tatort: Avatar“ die Wurzeln einer Tat, gar mehrerer Taten. Der düstere Fall dreht sich um die Abgründe, die zum Tod eines Teenagers führten – und um Rache, die die Trauer um das Mädchen mit sich bringt. Bei alledem verschwimmen die Grenzen zwischen der digitalen und der tatsächlichen Welt.
Ein Unbekannter wird tot am Rheinufer gefunden. Er hatte einen Herzinfarkt, doch es gibt Hinweise auf eine Gewalttat. Die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) stoßen auf eine Zeugin, die am Tatort gewesen sein muss: die Programmiererin Julia da Borg (Bernadette Heerwagen). Sie will nichts gesehen haben, doch die Ermittlerinnen ahnen, dass sie mehr weiß, als sie zugeben mag. Ein Grund, Julia da Borg weiter im Auge zu behalten. Am nächsten Tag wird am Rheinufer ein weiterer toter Mann gefunden.
Odenthal ist sicher, dass Julia da Borg in die Taten verwickelt ist. Sie findet heraus, dass deren Ziehtochter Sina (Ziva Marie Faske) vor drei Monaten bei einem Unfall am Fluss ums Leben kam. Sie war für da Borg wie ihr eigenes Kind. Sinas Tod lässt die IT-Spezialistin verzweifeln. So sehr, dass sie das Mädchen mittels KI-Technologie als Avatar wiederbelebt, um mit ihr via Videotelefonie zu kommunizieren. Doch eigentlich ist Julia da Borg allein. Allein kämpft sie einen Kampf, ihre Trauer hat sie dazu verleitet – und schlimme Geschehnisse im Internet.
Sollten Sie Einschalten? Ja!
Lohnt sich das Einschalten zum Fall „Avatar“? Ja, gewissermaßen kann dieser „Tatort“ die Augen öffnen. Er kann bewusst machen, wie schnell man im Netz auf böse Menschen trifft, auf Menschen, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen, auf Deepfakes – und wie sehr solche virtuellen Begegnungen das echte Leben beeinflussen können. „Manipulation im Internet und Künstliche Intelligenz befinden sich auf dem Vormarsch und lassen die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit verschwimmen. Von dieser Gefahr handelt unser ‚Tatort‘. Eine Gefahr, die katastrophale Auswirkungen haben kann und vor der man warnen muss“, erklärt Regisseur Miguel Alexandre.
Nebenbei mit dem Smartphone im Internet surfen, ist bei diesem „Tatort“ übrigens nicht. Der Fall erfordert höchste Konzentration. Viele Handlungsstränge werden angeschnitten, viele Figuren eingeführt. Für die Auflösung ist all das relevant.
Auch Abschiede stehen an. Der zweite Fall des Jahres 2024 bringt direkt den zweiten und dritten Ausstieg aus der ARD-Krimireihe mit sich. Nach 25 Jahren treten die Figuren Edith Keller (Annalena Schmidt) und Peter Becker (Peter Espeloer) ihre Rente an. Die beiden waren seit 1998 dabei und unterstützten die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal seither bei ihren Ermittlungen.