Eberl äußert Kritik an Kimmich mit brisanten Sätzen, die alles andere als gut bei dem Nationalspieler ankommen. Sammer verteidigt ihn und greift seinen Ex-Klub an.
Im Mittelpunkt stand Joshua Kimmich nach dem Achtungserfolg, der dem FC Bayern mit dem 2:2 am Dienstagabend in London beim FC Arsenal gelungen ist, eigentlich nicht. Auf dem Mitternachtsbankett, zu dem der Rekordmeister anschließend im noblen Mannschaftshotel „The Landmark“ geladen hatte, wurden andere (Serge Gnabry und Harry Kane) von Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen in seiner Bankettrede als Helden des Spiels hervorgehoben. Kimmich genoss den Teamerfolg eher still im Hintergrund und zog sich dann auch ziemlich bald mit seiner Partnerin Lina Meyer und Sohn Lenny, die ihn nach London begleitet hatten, aufs Zimmer zurück.
Die prägenden Hauptdarsteller des Viertelfinal-Hinspiels im Emirates Stadium waren dieses Mal zweifellos andere. Aber auch Kimmich erledigte seinen Job als Rechtsverteidiger einmal mehr verlässlich. Wie gut er sich, nachdem er aus dem Mittelfeld dorthin zurückgezogen wurde, auf dieser Position mittlerweile wieder eingespielt und stabilisiert hat, hat sich offenbar auch in England herumgesprochen.
Bei seinen Angriffsbemühungen mied Arsenal seine Seite nämlich fast schon auffällig. Stattdessen hatten die Gunners offenbar Alphonso Davies als vermeintliche Schwachstelle ausgemacht und attackierte speziell in der Anfangsphase der Partie nahezu ausschließlich die von ihm besetzte linke Abwehrseite der Bayern.
Diese Eberl-Sätze sorgen für Zündstoff
Für Diskussionsstoff sorgte die Personalie Kimmich im Rahmen des Arsenal-Spiels trotzdem. Den Grund dafür hatte Sportvorstand Max Eberl bereits vorm Anpfiff geliefert, als er beim übertragenden Streamingsender Amazon Prime Video auf Kimmichs Zukunft und dessen 2025 auslaufenden Vertrag angesprochen wurde. Reporter Sebastian Hellmann fragte, ob Eberl es verstehen könne, dass Kimmich erst über eine mögliche Vertragsverlängerung entscheiden wolle, wenn der neue Cheftrainer feststehe.
Eberl zögerte, überlegte – und antwortete dann mit subtiler, aber doch deutlich zu vernehmender Kritik an Kimmich. „Man könnte sich auch für den Verein committen (bekennen, Anm. d. Red.), für den man lange spielt“, sagte er und fügte schnell noch hinzu: „Aber ich kann ihn schon verstehen, dass er wissen will, wer der neue Trainer ist.“ Eberl sprach damit brisante Sätze aus, die nach t-online-Informationen auch alles andere als gut bei Kimmich und seinem Umfeld ankamen.
Ein ziemlich harter Vorwurf, speziell für jemanden wie Kimmich, der dritter Kapitän ist, sich als Führungsspieler sowie Identifikationsfigur des Klubs sieht und seine Mannschaft in jedem Trainingsspiel mit seinem Ehrgeiz antreibt.
Eberl macht Kimmichs Zögern öffentlich
Bemerkenswert ist auch, dass es nicht Kimmich selbst, sondern Eberl war, der Kimmichs vermeintliches Zögern öffentlich machte. „Josh sagt ganz klar: ‚Max, ich möchte wissen, wer neuer Trainer ist.‘ Dann werden sich diese Fragen auch ergeben“, sagte Eberl vor zwei Wochen im Sky-Interview: „Ob er es dann möchte, ob wir es möchten, das entscheidet am langen Ende auch Joshua. Aber die erste Frage ist die Trainerfrage.“
Dass auch Kimmich die Antwort darauf abwarten will, ist, speziell nach dieser Saison, eigentlich nur allzu verständlich. In der hatte Trainer Thomas Tuchel schließlich bereits in der Sommervorbereitung eine Sechserdebatte eröffnet (Stichwort: „Holding Six“), in deren Zentrum auch Kimmich stand – und ihn mittlerweile in die Abwehr zurückgezogen.
Die gleiche taktische Maßnahme ergriff zwar auch Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf die anstehende Heim-EM. Kimmich sieht sich und seine größten Stärken aber nach wie vor und vor allem zukünftig primär als Mittelfeldspieler. Mit 29 Jahren steht er nun vor der Unterzeichnung eines der wichtigsten Verträge seiner Karriere. Die Planungssicherheit ist ihm daher wichtig.