Frankfurt Schaut man nur auf die Gehälter und die Zahlen, dann scheint bei der DWS alles in Ordnung: Allein Vorstandschef Asoka Wöhrmann erhält für das vergangene Jahr eine Gesamtentlohnung von quick sieben Millionen Euro – rund 15 Prozent mehr als für 2020. Sein Bonus macht knapp zwei Drittel davon aus.
Insgesamt erhielten die fünf Geschäftsführer Boni in Höhe von knapp 11,8 Millionen Euro. Das sind intestine die Hälfte ihrer Bezüge, die im Vergleich zum Vorjahr um ein knappes Viertel gestiegen sind. So viel hat die Fondstochter der Deutschen Financial institution ihrem Vorstand und den Beschäftigten seit dem Börsengang 2018 nicht gezahlt, und das obwohl gleich mehrere Aufsichtsbehörden untersuchen, ob die DWS ihr Engagement für nachhaltige Investments nicht systematisch übertrieben hat.
Trotz der Vorwürfe, die das Unternehmen mehrfach zurückgewiesen hat, lief das Geschäft des größten deutschen Fondsanbieters für Privatanleger 2021 sehr intestine. Angeheizt vor allem durch die massiv gestiegenen Aktienmärkte sammelte die DWS netto 48 Milliarden Euro ein, so viel wie nie zuvor. Das gemanagte Vermögen kletterte auf den Höchststand von 880 Milliarden Euro.
Rekorde wies das Fondshaus auch beim bereinigten Vorsteuergewinn aus, der um 43 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro kletterte. Das Konzernergebnis stieg dank eines Anstiegs der Erträge um ein Fünftel auf 2,72 Milliarden Euro auf 782 Millionen Euro.
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Gefahr für Wöhrmann droht allerdings seit einiger Zeit von anderen Seiten: Der DWS-Chef ist im vergangenen Frühjahr massiv unter Druck geraten. Seine ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler wirft der DWS seit ihrer Entlassung vor rund einem Jahr Greenwashing beim Ausweis nachhaltig gemanagter Kundenvermögen vor.
Außerdem muss sich Wöhrmann gegen Vorwürfe wehren, dass er non-public Mail- und Whatsapp-Konten für berufliche Zwecke genutzt habe. Nicht nur die Deutsche Financial institution prüft diese Themen, sondern auch die deutsche und die US-Wertpapieraufsicht sowie das US-Justizministerium.
DWS-Chef: „Anschuldigungen haben das Ziel uns zu schaden“
Die DWS weist die Anschuldigungen zurück. Wöhrmann selbst sieht hinter den Attacken eine gezielte Kampagne gegen ihn und das Unternehmen. Bei der Präsentation der Geschäftszahlen Ende Januar sagte der DWS-Chef: „Ich weise alle Anschuldigungen und Attacken zurück. Sie haben das alleinige Ziel, uns zu schaden. Ich lasse mich nicht einschüchtern und davon abhalten, meinen Job zu machen zum Wohl unserer Kunden und Anteilseigner“.
Rückstellungen für Rechtsrisiken hat die DWS im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht gerade mal um eine Million Euro gebildet, aber nicht für Angelegenheiten rund um das Thema Nachhaltigkeit (ESG). Der Konzern habe von verschiedenen Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden Auskunftsersuchen zu bestimmten ESG-bezogenen Angelegenheiten erhalten, heißt es im Geschäftsbericht. Der Konzern stelle den untersuchenden Behörden weiterhin Informationen zur Verfügung und kooperiere auch sonst mit den Behörden.
„Diese Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen und der Ausgang ist noch nicht zu bestimmen und deshalb kann eine verlässliche Schätzung nicht vorgenommen werden“, heißt es weiter. Aus diesem Grund habe der Konzern zum jetzigen Zeitpunkt keine Rückstellung oder Eventualverbindlichkeit gebildet.
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