Gerade erst holte Spanien den EM-Titel, nun muss der Fußballverband den nächsten Skandal verkraften. Sein neuer Chef steckt bereits in ernsthaften Schwierigkeiten.
Spaniens Fußball-Verband RFEF darf sich offenbar nicht lange am EM-Triumph vom Lamine Yamal und Co. erfreuen und muss die nächste Affäre verkraften. RFEF-Präsident Pedro Rocha soll einheimischen Medienberichten zufolge vom nationalen Verwaltungsgericht (TAD) für Sportangelegenheiten für zwei Jahre für alle Funktionen im spanischen Sport suspendiert worden sein.
Dabei hatte das Gericht eine Frist zur Entscheidung über Rochas Fall bis zum 15. Juli gesetzt, also kurz nach dem EM-Finale. Diese Frist schöpfte es voll aus, offenbar ganz bewusst, um den spanischen Fußballfans nicht die Titel-Feierlichkeiten zu vermiesen, wie spanische Sportmedien berichten. Erst am Montagnachmittag war Rocha gemeinsam mit dem Nationalteam auf dem Flughafen Baraja in Madrid gelandet, den EM-Pokal trug er dabei stolz in der Hand.
Kurz darauf traten die Juristen ins Rampenlicht. Sie suspendierten den Funktionär und verdonnerten ihn außerdem zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 33.000 Euro. Für den ohnehin skandalgeplagten spanischen Fußballverband bedeutet der Richterentscheid einen schweren Rückschlag bei den Bemühungen um die Wiederherstellung seiner Reputation. Denn Pedro Rocha stand erst seit Ende April offiziell als Nachfolger des umstrittenen Luis Rubiales an der RFEF-Spitze.
Rubiales war wegen des Kuss-Eklats bei der Frauen-WM im vergangenen Jahr zurücktreten – nachdem er sich wochenlang geweigert hatte, dem öffentlichen Druck und auch der Kritik aus den eigenen Reihen nachzugeben. Bevor er von der Fifa im vergangenen August für alle Aktivitäten im Fußball gesperrt worden war, hatte er Rocha zu einem Nachfolger präsentiert. Der übte das Amt kommissarisch acht Monate aus, bevor er im April offiziell gewählt wurde.
Gegen den Verband sowie Rocha und Rubiales ermitteln die spanischen Behörden außerdem in verschiedenen Fällen wegen des Verdachts der Korruption. Die Ermittler überprüfen dabei besonders, ob die RFEF-Verträge über die Austragung des spanischen Supercups in den vergangenen Jahren in Saudi-Arabien durch die Zahlung von Bestechungsgeldern zustande gekommen sind. In dem Zusammenhang haben die Behörden den früheren Welt- und Europameister Gerard Piqué mit seinem Vermarktungsunternehmen Kosmos ebenfalls im Visier.
Am Dienstag soll das TAD Rocha wegen Kompetenzüberschreitung abgesetzt haben. Die Richter sahen als erwiesen an, dass der Verbandschef seine Macht beim Rauswurf von Generalsekretär Andreu Camps missbraucht hatte.
Rocha soll nach Informationen des Fachmagazins „Iusport“ erwägen, beim Nationalen Sportrat (CSD) Einspruch einzulegen, um bis zu einer Entscheidung im Revisionsverfahren im Amt bleiben zu können. Eine Aussetzung der Suspendierung wäre für Rocha von großer Bedeutung, denn andernfalls könnte sich der Präsident beim nächsten Verbandstag den RFEF-Delegierten nicht zur Wahl stellen.
Eine Nachfolgerin für Rochas steht schon bereit: Maria Ángeles García Chaves soll interimsmäßig den Posten als Verbandschefin antreten. Die erst 37-jährige ehemalige Fußballspielerin wurde von Rocha im April zur Vizepräsidentin ernannt, drei Monate später könnte sie ihn auf dem Chefsessel beerben, zumindest vorläufig.
Garcia Chaves wird von früheren Weggefährten als bescheiden, kompetent, hart arbeitend und berechenbar beschrieben, wie etwa „El Periodico“ berichtet. Sie bringe alle Qualitäten mit, „um eine neue Ära zu begründen“, zitiert das katalanische Blatt einen Insider.