Selten in den vergangenen Jahrzehnten haben wir auf ein neues Jahr mit so viel Unsicherheit, Sorge und auch Angst geschaut wie heute. Wir befinden uns mitten in der vierten Welle der Coronapandemie, und niemand weiß, ob sie im neuen Jahr endlich nachhaltig oder wieder nur vorübergehend abklingen und neue Katastrophen hervorrufen wird. Diese Unsicherheit ist Present für die Wirtschaft. Alle Prognosen werden wieder einmal nicht das Papier wert sein, auf dem sie geschrieben stehen.
Wir müssen uns zumindest für die Wirtschaft auf ein weiteres Jahr Achterbahnfahrt einstellen – es wird Aufs und Abs geben, unerwartete Wendungen, Hoffnungsschimmer und auch Rückschläge. Die Wirtschaftsprognosen der vergangenen zwei Jahre lagen quick immer völlig daneben, mal waren sie viel zu pessimistisch, dann wieder zu optimistisch. Am Anfang der Pandemie im Frühjahr und Sommer 2020 befürchtete man das Schlimmste, auch für die Wirtschaft. Viele erwarteten, die Wirtschaft würde um bis zu zehn Prozent einbrechen.
Der erstaunlich gute Neustart im Sommer 2020 führte dann zu einer verfrühten Euphorie und viel Optimismus. Man konnte sich im Sommer und Herbst 2020 schlichtweg nicht vorstellen, dass es eine zweite, dritte und vierte Welle geben könnte, und vor allem nicht, dass kein Weg an erneuten Coronarestriktionen vorbeiführen würde. So wuchs die deutsche Wirtschaft im Jahr 2021 nicht um bis zu fünf Prozent, wie im ersten Halbjahr 2021 noch erhofft, sondern nur um knapp die Hälfte.
Der Equity halber muss man sagen, dass Wirtschaftsprognosen immer nur Szenarien darstellen – additionally „Wenn-dann-Analysen“ –, die auf vielen Annahmen beruhen müssen, die häufig nichts mit der Wirtschaft zu tun haben. Trotzdem sollte man Prognosen nicht unterschätzen, denn sie haben einen Wert für Entscheiderinnen und Entscheider in Wirtschaft und Politik. Prognosen geben ihnen eine Orientierung, wie sie auf unterschiedliche Entwicklungen reagieren können.
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Auch für 2022 sind die meisten Wirtschaftsprognosen enorm optimistisch. Wir gingen bis vor einigen Wochen für Deutschland und Europa noch von einem Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent aus und für die Weltwirtschaft von mehr als fünf Prozent. Das wäre ein so starkes Wachstum, wie wir es seit der Erholung nach der globalen Finanzkrise seit 2010 nicht mehr gesehen haben.
Die Blindheit ökonomischer Modelle
Dieser Optimismus ist zum Teil der Blindheit der ökonomischen Modelle geschuldet. Sie gehen davon aus, dass die Wirtschaft perspektivisch wieder alle Potenziale – additionally alle verfügbaren Arbeitskräfte, Finanzmittel und die Produktionskapazitäten der Unternehmen – voll ausschöpft. Es gibt zwar auch konkrete Gründe für diesen Optimismus: Die Auftragsbücher der Unternehmen sind übervoll, die Finanzierungsbedingungen für Investitionen bleiben extrem günstig.
Gerade in Deutschland ist der Optimismus auch deshalb so groß, weil wir sehr viel stärker als andere Länder von Exporten abhängen und vor allem die Schwellenländer und der Welthandel im Jahr 2022 eine starke Erholung sehen könnten. Diesem Optimismus steht aber eine gehörige Portion Skepsis gegenüber oder nach Murphys Gesetz: Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es schiefgehen. Denn es gibt für das neue Jahr so viele unterschiedliche Risiken, die die wirtschaftliche Erholung bremsen oder gar entgleisen lassen könnten, dass zumindest eines dieser Risiken mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten wird.
Was wir auch jetzt wieder nicht vergessen sollten: Das größte wirtschaftliche Risiko ist und bleibt die Pandemie. Wenn sie 2022 nicht endgültig unter Kontrolle gebracht werden kann – und zwar nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit –, dann drohen unweigerlich neue wirtschaftliche Verwerfungen. Das könnte etwa bei den globalen Lieferketten der Fall sein oder auch mit Blick auf die Konsumnachfrage, da Menschen in Zeiten solcher Unsicherheit ihr Geld lieber auf die hohe Kante legen.
Es gibt aber auch andere, nur indirekt mit der Pandemie verbundene Risiken: So könnte es im kommenden Jahr vermehrt zu Insolvenzen von Unternehmen kommen, die bisher durch Ausnahmeregelungen bei der Anmeldung von Insolvenzen und großzügige staatliche Wirtschaftshilfen geschützt wurden.
Die Handelskonflikte zwischen China und den USA, aber auch mit Europa könnten erneut aufflammen, zumal China zunehmend selbstbewusst und konfrontativ auftritt. Dies würde vor allem offene Volkswirtschaften wie die deutsche hart treffen.
Schwellenländer kämpfen gegen Kapitalflucht
Und auch das Risiko von Finanzkrisen wird noch immer deutlich unterschätzt. Dies magazine zwar für Deutschland direkt nur ein geringes Risiko sein, viele wichtige Schwellenländer haben aber große Probleme, wie die Schieflage eines riesigen Immobilienkonzerns in China signalisiert. Viele andere Schwellenländer kämpfen mit einer Überschuldung und gegen Kapitalflucht, die die eigene Wirtschaft und das Finanzsystem in Schieflage bringen könnten.
Die Türkei mit ihrer galoppierenden Inflation ist zurzeit ein unrühmliches Beispiel. Solche regional konzentrierten Finanzkrisen würden die Weltwirtschaft empfindlich bremsen, denn die Abhängigkeit der globalen Lieferketten ist so groß, dass Probleme auch in einem wirtschaftlich vermeintlich weniger wichtigen Teil der Welt schmerzvoll für alle werden können.
Es gibt additionally mit Blick auf den wirtschaftlichen Ausblick 2022 gute Gründe für Optimismus, aber genauso gute Gründe für Pessimismus. Die Politik kann mehr tun als beten und hoffen. Die neue Bundesregierung sollte frühzeitig und sehr klar kommunizieren, dass Wirtschaftshilfen – vom Kurzarbeitergeld bis hin zu den Überbrückungshilfen – auch 2022 zur Verfügung stehen werden, um Unternehmen und Beschäftigte zu schützen.
Die neue Bundesregierung muss schnell und entschieden die Weichen für einen wirtschaftlichen Neustart stellen. Natürlich ist die Bekämpfung der Pandemie das dringendste Downside. Dennoch sollte die Politik einen langfristigen Weg aufzeigen, wie die deutsche Wirtschaft und die Unternehmen den Klimaschutz und die digitale Transformation als Probability nutzen können.
Die Geldpolitik wird eher expansiv bleiben
Auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und anderer Notenbanken wird wohl weiterhin vergleichsweise expansiv bleiben. Das Risiko der Inflation könnte einigen der Notenbanken einen Spagat abverlangen und vor die Entscheidung stellen, ob man nun einer erhöhten Inflation oder einer schwächeren Wirtschaft mehr Gewicht geben soll. Die Chancen stehen jedoch intestine, dass die Inflation in Europa 2022 deutlich zurückgehen wird und weitere Unterstützung für den Konsum schafft.
Wir werden uns auf ein sehr schwieriges wirtschaftliches Jahr 2022 einstellen müssen. Das Beste, was die Politik tun kann, ist, Stabilität zu gewährleisten und so Unternehmen und Menschen eine langfristige Perspektive anzubieten.
Auch deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass die neue Bundesregierung eine überzeugende, langfristige Strategie des Klimaschutzes und der digitalen Transformation vorlegt, die Hoffnung gibt, Erwartungen erfüllt und damit die wirtschaftliche Erholung unterstützt. Dann überwiegen die Gründe für Optimismus, und das Jahr 2022 könnte uns wirtschaftlich positiv überraschen.
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