Filmsparte boomt
Disney steht Kopf: Erster Konzerngewinn seit Jahren
08.08.2024 – 08:13 UhrLesedauer: 3 Min.
Vier Jahre nach Corona schreibt Disney wieder schwarze Zahlen. Der mit Milliardeninvestitionen gepäppelte Streaming-Dienst wirft erstmals Gewinne ab. Doch nun schwächelt eine andere Sparte.
Der Streaming-Markt ist hart umkämpft. Neben dem Marktführer Netflix buhlen auch Amazon Prime Video, Apple TV+ und Paramount+ um neue Kunden. Wer seine Abonnenten bei Laune halten will, muss Inhalte produzieren, und die kosten vor allem eines: viel Geld – mitunter mehr, als der Betrieb der Plattform kostet.
Disney hat nun laut Quartalszahlen mit seinem Streamingdienst Disney+ nach jahrelangen Verlusten erstmals schwarze Zahlen geschrieben. Im abgelaufenen Quartal erwirtschaftete die Unterhaltungssparte mit dem Streamingdienst einen operativen Gewinn von 47 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor hatte der Konzernbereich noch 512 Millionen Dollar Verlust gemacht.
Zum Erfolg beigetragen hat auch der Erfolg des Animationsfilms „Inside Out 2“ (deutscher Titel: „Alles steht Kopf“). Mit 626 Millionen US-Dollar Einspielergebnis allein in den USA steht er an der Spitze der amerikanischen Kinocharts. Mit „Inside Out 2“ nahm Disney aus dem weltweiten Ticketverkauf 1,6 Milliarden Dollar ein. Der Science-Fiction-Film „Deadpool & Wolverine“ spülte bereits mehr als 850 Millionen Dollar in die Kassen.
Das bereinigte Ergebnis je Aktie erreichte im dritten Quartal 1,39 Dollar und übertraf damit die Analystenschätzungen von 1,19 Dollar, wie der US-Konzern am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 23,2 Milliarden Dollar. Disney+ beendete das Quartal mit 118,3 Millionen Kundenhaushalten – ein Prozent mehr als drei Monate zuvor und knapp 12,6 Millionen mehr im Vergleich zum dritten Quartal 2023.
Der 73-jährige Bob Iger, der Ende November 2022 den erfolglosen Bob Chapek als Vorstandschef von Disney abgelöst hatte, hob den Erfolg der Unterhaltungssparte hervor. Hier erzielten die kombinierten Streaming-Geschäfte von Disney (Disney+, Hulu, National Geographic, ABC) einen Gewinn, der ein Viertel über den Prognosen lag. „Wir sind zuversichtlich, dass wir das Gewinnwachstum durch unsere Sammlung einzigartiger und leistungsstarker Vermögenswerte weiter vorantreiben können“, erklärte Iger.
Der operative Gewinn im Unterhaltungsgeschäft lag mit 1,2 Milliarden Dollar dreimal höher als im Vorjahresquartal. Schwächer hingegen zeigte sich das Geschäft mit Freizeitparks sowie Reisen mit Disneys Kreuzfahrtschiffen. Hier sank das operative Ergebnis um drei Prozent auf 2,22 Milliarden Dollar. Unternehmensangaben zufolge haben Verbraucher gegen Ende des Quartals weniger Geld für Freizeitaktivitäten ausgegeben.
Disney übertraf mit den Quartalsergebnissen auf Konzernebene die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz kletterte auf knapp 23,16 Milliarden US-Dollar – erwartet wurden im Schnitt 23 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 2,6 Milliarden Dollar nach einem Verlust von 460 Millionen Dollar im Vorjahresquartal.
Die Aktie reagierte auf die Quartalsergebnisse mit negativen Vorzeichen. Sie verlor im regulären Handel an der New Yorker Börse 4,47 Prozent und lag nach Börsenschluss bei 85,96 Dollar (78,73 Euro).
Disney-Chef Iger trat bei Disney+ zuletzt auf die Kostenbremse. Dazu gehörte, dass weniger teure Serien und Filme aus dem „Star Wars“-Universum sowie den „Marvel“-Welten produziert wurden. Dennoch hat der Unterhaltungsriese in den vergangenen vier Jahren seit Gründung von Disney+ im Jahr 2019 eine teure Aufholjagd gestartet.
Disney profitiert dabei von seiner Filmbibliothek, angefangen von Titeln wie „Star Wars“, „Spiderman“, „Avengers“, „Frozen“, „Toy Story“ oder „Guardians of the Galaxy“. In den Startlöchern für 2025 stehen bereits die Fortsetzungen für „Moana“, „Disney’s Snow White“, „Avatar“, „Captain America“ und „Fantastic Four“. Daneben wird es zahlreiche neue Serien geben.
Serien- und Filmfans, die derzeit über kein eigenes Abo verfügen und dennoch in den Genuss von Disneys Premium-Entertainment kommen wollen, müssen ab September aufpassen: Ab dann will der Konzern auf breiter Front gegen das Teilen von Login-Daten über einen Haushalt hinaus vorgehen. Erste Schritte laufen bereits seit Juni, wie Disney-Chef Bob Iger sagte.
Disney hofft, dass mehr Leute eigene Abos abschließen, wenn sie sich nicht mehr mit den Accounts von Familienmitgliedern oder Freunden einloggen können. Für den Konkurrenten Netflix ging diese Rechnung bereits auf. Auch weitere Preiserhöhungen sind im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen. In den USA müssen Kunden von Disney+, ESPN+ und Hulu bereits ab 17. Oktober höhere Preise zahlen. Ein Abo ohne Werbung kostet dann 9,99 Dollar.