Kate hat ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht. Ihre Verlautbarung folgte auf Wochen der Ungewissheit und Bloßstellungen. Das wäre vermeidbar gewesen.
Die Schocknachricht erreichte die Öffentlichkeit am Freitag um 18 Uhr: Die Prinzessin von Wales hat Krebs. Die 42-jährige Kate überbrachte die Nachricht selbst. In einem rund zweiminütigen Videostatement sprach sie über „unglaublich harte Monate“. Nach ihrer Operation im Januar seien Tests durchgeführt worden, diese hätten die Krebsdiagnose ergeben. „Mein Ärzteteam riet mir daher zu einer vorbeugenden Chemotherapie, und ich befinde mich jetzt in der Anfangsphase dieser Behandlung“, so Prinzessin Kate.
Es war ein bewegendes, ein herzzerreißend offenes Statement, das daraus folgende Mitgefühl mit der dreifachen Mutter enorm. Für Millionen Menschen weltweit herrscht nun Klarheit. Die Verschwörungserzählungen dürften damit ein Ende haben – zumindest die der übelsten Sorte. Und doch bleibt bei diesem kommunikativen Befreiungsschlag ein fader Beigeschmack und die Frage: Warum erst jetzt?
Warum musste Kate über Wochen Spekulationen um ihre Person ertragen? Wieso hielt es niemand für nötig, den Gerüchten vehement Einhalt zu gebieten? Weshalb überließ man die Prinzessin so sehr ihrem eigenen Schicksal?
Diese feine Unterscheidung führt zu einer Unwucht
Das Statement vom 22. März war gut und richtig, aber es offenbarte die mangelhafte Krisenkommunikation des Königshauses und den fragwürdigen Umgang mit einer Situation, die im Fall eines anderen Mitglieds der Royal Family deutlich souveräner gelöst wurde.
Rückblick auf den 17. Januar 2024: An diesem Tag passieren gleich zwei Dinge, die die britische Monarchie erschüttern. Zunächst wird bekannt gegeben, dass Prinzessin Kate am Bauch operiert wurde. Wenige Stunden später verkündet der Buckingham-Palast, dass auch bei König Charles III. ein Eingriff bevorstehe – und zwar an der Prostata. Diese kleine, aber feine Unterscheidung führt zu einer kommunikativen Unwucht, die sich später als fatal herausstellen sollte. Denn bei Prinzessin Kate war monatelang nicht klar, worunter sie leidet.
Charles hingegen spricht offen über seine Probleme und macht am 5. Februar seine Krebsdiagnose öffentlich. Der König tritt immer wieder in Erscheinung, geht seinen Amtsgeschäften im Homeoffice nach, empfängt sogar ausländische Staatsgäste im Palast. Spekulationen um seinen Gesundheitszustand kommen keine auf, es sind eher sorgenvolle Nachrichten um einen 75 Jahre alten Mann mit Krebserkrankung, die in der Öffentlichkeit kursieren.
Bei Prinzessin Kate ist das anders. Ein Informationsvakuum gedeiht, das von Woche zu Woche größer wird. Gerüchte werden gestreut, Zweifel gesät und schließlich krude Erzählungen über sie und ihre Familie in den sozialen Medien verbreitet. Die fehlende Kommunikation des Königshauses befeuert die Schwurbler nur noch mehr: Sie können alle Leerräume mit ihren Theorien füllen, alle Wissenslücken mit ihren Hirngespinsten zukleistern.
Der Kensington-Palast lässt all das geschehen, schützt Kate nicht mit geschickter Kommunikation oder PR-Rückendeckung. Mehr noch: Er begeht auch noch amateurhafte Fehler und macht das ganze Dilemma damit nur noch schlimmer.
„Ich möchte mich für die Verwirrung entschuldigen“
Am 10. März posten William und Kate auf ihrem gemeinsamen Instagram-Account ein Muttertagsfoto, das die Prinzessin von Wales strahlend zwischen ihren Kindern George, Charlotte und Louis zeigt. Eine Veröffentlichung, die zum Fiasko wird und statt Beruhigung genau das Gegenteil bewirkt. Denn es stellt sich heraus, dass das Bild bearbeitet wurde. Agenturen weltweit ziehen es zurück, verschicken eine „kill notice“, sprechen von Manipulation – und die irren Spekulationen nehmen fortan erst richtig Fahrt auf.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt hätte eine professionelle Krisenkommunikation einsetzen müssen. Es war der Moment, der alles aus dem Ruder laufen ließ. Doch was macht der Palast? Er schickt Kate in die Schusslinie. Die 42-Jährige selbst muss am 11. März zurückrudern, sich entschuldigen und sich trotz ihrer jahrelangen Erfahrungen mit Fotografie, ihrer Berufsvergangenheit im Marketing kleinlaut als „Amateurfotografin“ betiteln. „Wie viele Amateurfotografen experimentiere ich gelegentlich mit der Bearbeitung. Ich möchte mich für die Verwirrung entschuldigen“, gibt sie zu Protokoll.