Eine blutige Geschichte, Armut und Fußtritte für die Demokratie – und ausgerechnet hier gibt es mehr Feiertage als Urlaubstage in Deutschland. Und auch mehr als irgendwo sonst auf der Welt.
Mit 28 bezahlten Feiertagen pro Jahr hält Kambodscha den Weltrekord, gefolgt von Sri Lanka mit 25 und Indien und Kasachstan, die jeweils 21 Tage vorweisen können. Zum Vergleich: In Deutschland variiert die Zahl der Feiertage zwischen Bundesländern – während einige nur zehn haben, hat Bayern bis zu 14 und Augsburg sogar 15.
Und vor einiger Zeit wurde in Kambodscha ein weiterer gesetzlicher Feiertag eingeführt: der „National Day of Remembrance“ am 20. Mai zum Gedenken an die Millionen Opfer des Regimes der Roten Khmer in den 1970er Jahren. Die hohe Zahl der Feiertage resultiert aus der Mischung aus Sozialismus, Buddhismus und Königstreue, die das Land prägt. Nahezu die gesamte Bevölkerung – 97% – sind Buddhisten, was zu einer Vielzahl religiöser Feiertage führt.
Neben religiösen Anlässen werden auch historische Ereignisse wie die Unabhängigkeit von Frankreich und das Ende des Regimes der Roten Khmer gefeiert. Der Todestag des ehemaligen Königs, der Geburtstag seiner Frau und der Tag seiner Krönung sind ebenfalls arbeitsfrei. Internationale Feiertage wie der Frauentag (8. März), der Kindertag (1. Juni) und der Tag der Menschenrechte (10. Dezember) werden ebenfalls begangen.
Diese freien Tage werden gerne genutzt, um die Familie zu besuchen oder ans Meer zu fahren – vor allem rund um das kambodschanische Neujahrsfest Mitte April, wenn aus drei Feiertagen praktisch zwei Wochen Urlaub werden.
Trotz der Freude über die vielen freien Tage gibt es auch Kritik, vor allem aus der Wirtschaft. Experten sehen in der hohen Zahl der Feiertage einen Wettbewerbsnachteil, vor allem für die Textilindustrie. Grundsätzlich führen mehr Feiertage zu höheren Lohnkosten und geringeren Gewinnen, was in einem Land mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von nur rund 1.600 US-Dollar (Platz 157 weltweit) besonders ins Gewicht fällt.